Soo nicht! (Kolumne)

Satire zum Thema Aktuelles

von  tastifix

Soo nicht! Probleme en masse in Deutschland: Arbeitslosigkeit, soziale Ungerechtigkeit und dadurch bedingte Armut. Galt ja fast als normal, bot nun wahrlich keinerlei Grund mehr, sich lange darüber aufzuregen. Um das Volk zu beunruhigen, musste schon etwas weitaus Gravierenderes passieren. Etwas, was dann unseren Politikern schlaflose Nächte und der des Schreibens mächtigen Bevölkerung durchwachte Jahre bescheren sollte. Und es dann auch tat. Denn. sie hatten die für diesen Zweck ideale Idee - die Herren Vertreter unseres Staates. Was dann nicht allein der Flexibilität von Millionen bereits halb verrosteter Gehirnzellen zugute kam, sondern unseren Mächtigen noch ein Plus zusätzlich brachte: Die Rechtschreibreform. Die dann zum Desinteresse der Menschen an der großen Politik führte. Zum Vergessen der wirklich vorrangigen Probleme. Diese Zeit nutzten Kultusminister & Co fix und heimlich zur Verfolgung und Durchsetzung der eigenen Ziele. Millionenfache Beobachtung dabei wäre bloß erheblicher Störfaktor gewesen. Hätte so manche ihrer Bestrebungen zunichte gemacht. Doch so meditierten, agierten und auch intrigierten sie ganz in Ruhe, was das Zeug hielt. Und beruhigten ihr eigenes Gewissen(gab es da eines?), dass sie ja des Volkes Geist in hervorragender Weise gefordert und gefördert hätten. Und wuschen, da ziemlich skrupellos, ihre Hände in fast reinster Unschuld. Derweil wuchsen Eltern und Lehrern gleichermaßen graue Haare. Den Eltern, weil der liebe Nachwuchs nicht länger wie in den Jahren zuvor, (s. Schülerknigge!!), nach 6-stündigem Dauerschlaf bestens erholt und ausgeruht zurück kehrte, sondern stattdessen total groggy zu Hause auftauchte. Wieso? Sie hatten mindestens drei Unterrichtsstunden lang ununterbrochen „dass mit sz“ in „dass mit 2xs“ umgewandelt. Ein absolut unzumutbarer Leistungsanspruch an jugendliche Gehirnzellen! Den Lehrern bei dem verzweifelten Versuch, irgendwie das Interesse der Jugend an der neuen Rechtschreibung wenigstens notdürftig zu wecken, dann tunlichst zu bewahren. Und selbst dann auch noch den Anblick des durch diesen Quatsch entstandenen Buchstaben- und Zeichensalates in den Heften der geliebten Schülerschar zu ertragen. Nach einigen Monaten war den Meisten gar nicht mehr klar, welcher(!) Vorschrift sie eigentlich anhingen. Es wurde munter alles gemixt. Führte zur gefährlichen Entlastung der grauen Zellen, wie dann unsere Politiker voller Entsetzen registrierten. Nein, einem Volke von rechtschreiberischen Irren stünden sie(!) nicht vor! Wie in Erich Kästners Kinderbuch „Der 35.Mai“ hieß es hastig: „Alles zurück, marsch-marsch!“ Zog verstärkte Inanspruchnahme der Gehirnzellen und dadurch erneut gesteigertes Denkvermögen des Volkes nach sich. Die Minister waren´s zufrieden,atmeten auf. Mit Fug und Recht konnten sie abermals behaupten, Vertreter eines doch immens klugen Deutschlands zu sein. Eines Landes von Intelligenzbestien. Bestärkte deren Prestigedenken ganz ungemein. Und das mit der Intelligenz...sollte erst einmal einer widerlegen!!
                                                                                                                                        17. August 04

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Kommentare zu diesem Text

fraukevdb (67)
(22.08.04)
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 tastifix meinte dazu am 22.08.04:
Liebe Frauke!
Mit großer Freude habe ich nochmals Deine 10 Pünktchen einzeln vor mich her gezählt und das richtig genossen. Dankeschön!(Smile)
Wenn Deine Kinder noch begeisterte Lehrer sind, dann bedeutet das in meinen Augen, dass sie besonders beliebte und gute Lehrer sind. Und gute Lehrer haben die Fähigkeit, ihre Schüler für fast alles zu begeistern.(Freunde von mir sind auch Lehrer!).
Übrigens hatte ich Dir ja versprochen, etwas von Dir zu lesen. Habe ich auch versucht, aber mein Computer stürzte dauernd ab. Heute folgt ein weiterer Versuch. Irgendwann muss das doch klappen!

Einen lieben Gruß aus Düsseldorf
Gaby-tastifix
Tara (43)
(22.08.04)
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 tastifix antwortete darauf am 22.08.04:
Hallo, Tara!

Begeistert zähle ich Deine 10 Pünktchen alle einzeln vor mich hin. Hach, es sind wirklich 10 kleine Kügelchen. Klasse, freue ich mich sehr drüber.
Kolumnen sind recht schwierig zu schreiben. Doch ich finde es sehr reizvoll, mich mit etwas Neuem auseinander zu setzen.

Einen ganz lieben Gruß
Gaby
Symphonie (73)
(24.08.04)
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 tastifix schrieb daraufhin am 24.08.04:
Liebe Sym!

Diese kleinen süssen, schwarzen Murmeln gefallen mir unheimlich gut. Sie blitzen mir in elegantem Schwarz so toll entgegen. Dankeschöön!
Ich habe auch immer weiter so geschrieben, wie ich es wollte. Wir haben wirklich andere Probleme zu bewältigen als diesen Blödsinn.

Ich freue mich, wenn wir uns lesen oder sprechen.

Einen ganz lieben Gruß an Dich
Deine Gaby
Toriko (22)
(20.10.04)
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 tastifix äußerte darauf am 20.10.04:
Hallo, Toriko!

Vielen Dank für die schöne Beurteilung. Dies ist die erste Kolumne, die ich überhaupt verfasst habe.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich auch meist weigere, lange zu überlegen, was wie geschrieben werden muss. Ausserdem: Je länger man überlegt, je deutlicher muss man feststellen, dass man keinerlei Ahnung mehr hat, welche Schreibweise denn nun eigentlich angebracht wäre. Und dann lässt man die ganze Nachdenkerei und schreibt so, wie man es von jeher gewohnt war. Sonst käme man wahrscheinlich arg ins Schleudern!
Danke nochmals. Ich werde mir Deine Werke auch durchlesen.

Gruss
tastifix
ecceHomo (31)
(26.10.04)
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 tastifix ergänzte dazu am 26.10.04:
Lieber ecceHomo!

Ich danke Dir für diesen wichtigen Hinweis. Siehst Du, Du bist eben "Insider"! (Smile)

Es ist übrigens die erste Kolumne meines Lebens. Ich frue mich sehr über die 8 Pünktchen!

LG
tastifix
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