Wie Tau auf den Gezeiten

Alltagsgedicht zum Thema Denken und Fühlen

von  Füllertintentanz

Wie Tau auf den Gezeiten
ertrinkt mein Blick voll Dir,
will auf den Wogen reiten,
geht unter wie Papier.

Von nasser Meeresfülle,
gezerrt auf spitzen Grund,
entreißt man ihm die Hülle
und frisst mit feuchtem Mund.

Die Flut wirkt überzählig,
sie ebbt so dünn die Nacht.
Doch bleibe ihrer selig,
sie hat an dich gedacht.

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Kommentare zu diesem Text

Aharon (41)
(19.07.07)
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 Füllertintentanz meinte dazu am 19.07.07:
Hallo Aharon,
es freut mich sehr, dass du dich so intensiv mit meinem Text beschäftigt hast.
Du schreibst in deinem 3. Absatz als Ausgangssatz:
"Entschuldigung, das ist mir zu speziell."
Warum dafür entschuldigen?
Ist nicht jeder Text mit seinen in ihm verborgenen Gedanken immer eine ganz spezielle Situation voraus gegangen? Und macht es nicht gerade das aus, dass sich eben genau dieses Erlebte nur schemenhaft aus solch einem Text ableiten lässt? Ich persönlich mag es jedenfalls sehr, wenn ein Text sein Geheimnis nicht sofort offenlegt.
Du hast schon ganz richtig beobachtet, dass ein Papier nur sehr bedingt untergangsgeneigt ist. Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass das vielen Personen auffallen wird. Daher bin ich um so erfreuter, dass das bei dir der Fall ist, denn das war ganz bewusst von mir so gewählt.
in meinem Text hat lyrich Angst. Es will auf den Wogen (der Hoffnung) reiten, doch es gelingt ihm schlecht.
Das Papier (Boot der Hoffnung) scheint unter zu gehen, wogegen sich lyrich immer und immer wieder wehrt.
Der schroffe Grund ist die Realität, in diesem sehr persönlichen Falle eine schlimme Diagnose, die man einfach nicht wahrhaben will.
Die Hülle der Hoffnung zerfällt nach und nach immer mehr, weil die tränenreiche Realität den Glauben an das Unmögliche immer kleiner werden lässt.
Die Flut der Angst ist in diesen Momenten überzählig. Welle für Welle schwappt in das Bewusstsein und die Zeit läuft immer schneller. Die Nacht wird dünner, da der Morgen naht.
Lyrich ließ die ganze Nacht ungenutzt, hat sich nicht beim Du gemeldet.

Der ganze Text ist sozusagen ein Nachruf. Die Person, um die es geht ist tatsächlich verstorben.
Mein lyrich bittet um Verständnis, will sich aussöhnen mit seinem schlechten Gewissen.

Ich erwarte nicht, dass man diese Dinge beim Lesen für sich offensichtlich machen kann, das war auch nie meine Absicht.
Im Gegenteil, wie ich eingangs schon erwähnte, ich persönlich favourisiere Texte, die in ganz verschiedene Richtungen interpretiert werden können.

LG, Sandra
(Antwort korrigiert am 19.07.2007)

 franky (19.07.07)
Hallo liebe Sandra,
Das Gedicht zeigt einen kleinen Ausschnitt deiner Gefühlswelt. Ist meisterlich geschrieben, gut verständlich und mit etwas Phantasie auch nachvollziehbar.
Habe es gerne gelesen.
Vile liebe Grüsse nach Norden
von
Franky:-)

 Füllertintentanz antwortete darauf am 19.07.07:
Lieber Franky,
es ist schön, wenn meine wenigen Zeilen deine Phantasie ein wenig anregen konnten.
Ich sehe vor meinen Augen ein kleines sorgsam gefaltetes Papierboot vor mir, was den Fluten des Meeres einfach nicht gewachsen ist.
Es schaukelt hin und her, erhebt sich ab und an, bäumt sich aus den Wogen, um am Ende doch dem Wasser zu erliegen.
Danke für dein Lesen.
Herzliche Grüße,
Sandra
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