20 de octubre

Bericht zum Thema Reisen

von  RainerMScholz

Illustration zum Text
(von RainerMScholz)
Heute kratzt der Hausmeister den Lack der oberen Hälfte des Gitters ab, das heißt, gerade macht er ein Päuschen und sieht gedankenverloren hinaus auf`s Meer. Ein sympathischer Mann.

Rainer-Liste(was der böse Rainer sagt):
- Ich bin ein Schisser- Mann.
- Oh, Conny (Ausruf; 20x an Tag!).
- Kapisch?! Versteh'?!
- What's up, babe!?
... zu vervollständigen.

Es heißt: Ich bin ein schöner Mann! Nicht: Schisser-Mann. Und: Capice!! Italiano, comprende?! Und die Bewegung mit den drei Fingern gehört dazu.

C: Ich war heute morgen wieder so früh wach. Das Meer war so laut und der Wind. Ich dachte, die Wäsche fliegt weg.
R: Wo soll die denn groß hinfliegen?
C: Und dann sind die Kinder von nebenan so früh auf und der Hund bellt.
R: Kinder und Hunde stehen eben früher auf.
C: Guck dir 'mal meine Füße an, rot und geschwollen von der Sonne.
R: Hast Du die schon eingecremt?
C: Ja, aber es hilft nicht.
R: Na, lieber rot als tot.
C: Hol deinen Notizblock `raus, das schreib´ ich auf.
R: Was denn?

Jetzt weiß ich, weshalb der Körper der Strandnixe ein paar Liegestühle weiter so glänzt. Die reibt sich mit Bier ein. Von außen! Eher unerotisch. Wenn man nicht bei Binding arbeitet.
Ich muss gleich ins Wasser. Kopfüber in die Brandung.
Bitburger wäre natürlich besser.

R: Ich glaub', die sehen das gar nicht so gerne, wenn ich so versandet und nass durch ihr Restaurant laufe.
C: Hättest ja warten können, bis er es dir bringt.
R: Ich hab´ aber immer so einen salzigen Geschmack im Mund, wenn ich aus dem Wasser komme.
C: Du hast für alles eine Ausrede, stimmt`s?!
R: So habe ich mein Abitur geschafft.
C: Und mich kennengelernt, was.
R: Wo ist denn jetzt mein Bier.

'Cerve-a y tinto' heißt in Wirklichkeit El Sandy. Heute abend haben wir dann also den Bruder vom Sandmann gesehen. Zuerst dachte ich, er sei es persönlich, aber dann kam die mächtigere Ausgabe die Straße herunter. Zwei Kolosse nahezu gleicher Ausführung, wie ein Ei dem anderen, die Arme vom umfangreichen Körper abgespreizt, weißfleckiges Feinripp über voluminösen Bäuchen gespannt. Und der Onkel mit den Glasbausteinen vor den Augen. Conny traut sich nicht ein Foto zu schießen. Und ich kaufe bloß meine Kippen hier.
Wir essen gerade im Los Banderos, als das kleine Mädchen an unseren Tisch kommt, um ihre Figuretten zum Verkauf feilzubieten. Alle schön der Reihe nach: von der großen bis zur kleinsten Schildkröte, dann Hunde, dann Delphine, alle hintereinander angeordnet und mit verbissener kindlicher Akribie, bis unser Tisch mit Specksteinspielzeug vollgestellt ist. Wir haben die Guacomole da stehen, die rote Chilisauce mit den Fleischstücken, sehen uns verblüfft und betreten an und wissen nicht, wie dem Einhalt zu gebieten sei. Fünfzig Pesos eine Serie Kinderblut. Ich klaube zwei Schildkröten heraus, aber das ist nicht gestattet. Alles oder nichts. Fünfzig Pesos. Doch ihre Kollegin, die sich ebenfalls zu uns gesellt hat, es könnte ihre Schwester sein, bietet eine Serie für die Hälfte. Und alles Flehen und Quengeln hilft nichts. Die Gringos machen das bessere Geschäft. Eine zufriedene Geschäftsfrau, ein verlorenes Kinderweinen. Nur Souvenirs, nichts weiter. Die hinterbliebenen Kleinodien werden sorgfältig in Zellophan eingewickelt. Der Tag ist noch nicht vorüber, die Nacht angebrochen. Wir sterben mit einem Fluch hinter unserem Rücken und schlingen den Rest der Mahlzeit hinunter.
Kinder.

21 de octubre

Letzter Tag in Zihuatanejo. Letzter Tag am Strand. Letztes Indio, und Conny trinkt etwas Undefinierbares aus einer grünen Kokosnuss.
Die alte, aus irgendeinem Schweizer Kanton vor Jahrhunderten emigrierte Bungalow-Hexe hat uns auch schon abkassiert und war erfreut zu hören, dass wir "nicht so etwas komisches sind wie Franzosen". Die burschikose Herbergsmutter mit ihrem pensionierten Faktotum von Hausmeister konnte ja nicht ahnen, dass wir lediglich verdammt komische Deutsche sind.
Die Hexe: Wann fahrt's ihr dann?
C: So gegen neun Uhr wollten wir aufbrechen.
Die Hexe: Ha, da bin ich ja schon längst wach.
R(nix kapiert): Ach so, haha.

Die Ureinwohner Mexikos müssen das Spiel erfunden haben. Alle tragen sie diese Mützen. Beisbol! Mit den Köpfen der Feinde (wie bei den komischen Franzosen, nur dass das dann Calvados heißt), geschlagen mit reich verzierten Knüppeln. Tot oder lebendig. Und dann: Homerun auf der avenida de muertes. Wie gesagt: die Schirmmützen sind das Indiz. Und das Ding, das sich trotz erheblichen Widerstands seitens meiner Frau jetzt in meinem Rucksack befindet, weil ich mir unbedingt auch so einen Phalluserzatz von Knüppel kaufen wollte. Alle anderen rennen – ganz spanisch – mit Messern herum oder gleich mit – ganz mexikanisch – schartigen Macheten, um nicht zu sagen: Schwertern. Nun, so wie die Normannen Schnaps aus den Schädeln ihrer Feinde tranken (Calva! Dos, por favor!). Nur mit Knüppeln.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (13.06.19)
Das ist mir persönlich zu wirr.
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