12 de octubre

Bericht zum Thema Reisen

von  RainerMScholz

Illustration zum Text
(von RainerMScholz)
Durch die Cordilleras Volcanes nach Colima. Die Gipfel der Hänge sind von Wolken verhangen, grüne Schluchten tauchen ins Unerfindliche.
Die Autobahn führt durch eine ausgedehnte Seenplatte, selbst die andere Fahrbahnseite ist durch Wassergräben von der unseren getrennt. Nichts als anthrazitfarbenes Wasser, umlagert von den erloschenen Kratern in der Ferne. Niemand möchte hier an diesem Ort eine Panne erleben, einen Unfall, Zwischenfall. Niemand würde zurückkehren, ob der Traumverlorenheit der einsamsten aller Gegenden. Das Grau der Seen geht über in das Grün einer unbekannten Kultur, wie polierter Speckstein auf dem Grunde des Meeres. Dazwischen Rinderherden, Hirten auf Apfelschimmeln. Hochland.
Nicht grüner als in Irland, aber mehr davon. Tiefschwarz unique, doch dann wieder hell leuchtend grün. Mehr als eben 'grün' ,steht uns nicht zur Verfügung, alles andere ist Vergleich, Assoziation. Es ist unmöglich, einem Blinden Farbe zu erklären. Selbst wenn dieser einmal wußte, was das ist. Menschen vergessen. Und schreiben diesen Bericht.

In dem Restaurant unter den Arkaden malt der unberechenbar alte Grandseigneur, der offenbar das Lokal besitzt, Stilleben; wir trinken Indio und essen Fleisch im eigenen Saft. Ich weiß nicht, was seine Motive sein mögen, vielleicht malt er nur immer wieder die Kathedrale, die drei Kreuze der Glockentürme oder die kleine Parkanlage mit den Menschen darin; aber es kommen immer wieder Leute, Passanten, die ihm zuschauen; sie wechseln ein paar Worte mit dem Künstler und gehen weiter. Ein Sedativum, nur zuzuschauen.

Conny sieht sie gar nicht und glaubt, ich hätte schon zuviel getrunken. Im Jardin de Nunez fliegen riesige lederhäutige Fledermäuse zwischen kaltperlenden Indios hindurch. Richtige Monsterflügler, die bestimmt auch Blut saugen. Wenn nicht noch mehr.
Es wird immer schwerer, sich die andere Welt vorzustellen, jene, aus der wir hierher gelangten. Neon schweben die drei Kreuze über den
Türmen der Kirche. Wabernde Luftfeuchtigkeit senkt sich in dicken Schwaden über die Stadt. John Carpenter's 'The Fog', allerdings nicht so blutrünstig. Eher sanft ruhend, als ginge es hinüber in das andere Reich. Ein Traumgebilde. Ein Bindeglied zwischen Bewußtsein und Realität. Lautloses Gebet, das mit der Welt versöhnt.

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