18 de octubre

Bericht zum Thema Reisen

von  RainerMScholz

Illustration zum Text
(von RainerMScholz)
Beim Frühstück gegen elf fliegt ein Fallschirmsegler, gezogen von einem Schnellboot an der Brüstung vorüber. Abgehobene zahlungswillige Touristen. Das sah ganz schön nahe aus, und zum Glück hatte ich schon meine Hose an.
Kennen Sie den Film 'Falling down'? Die Szene, in welcher der alte Knacker einen Herzinfarkt auf dem Golfplatz erleidet, weil Michael Douglas, nachdem er über den Zaun gesprungen ist und illegal den Rasen betreten hat, plötzlich eine Kanone zieht? Er geht also zu dem Alten, der röchelnd am Boden liegt, und seine Herzpillen verschwinden gerade mit diesem kleinen Wägelchen den Hügel herunter im Teich, sagt: "Sehen sie, jetzt liegen sie hier mit diesem lächerlichen Hütchen auf dem Kopf und sterben." Also, wegen seiner altbackenen Golferuniform, und weil er so ein boshafter alter Mann ist, und das ein Spielplatz für Kinder, statt eine Laufwiese für alte Zwockel sein könnte. Wie dem auch sei. Dieser blödsinnige Fallschirmtyp, der hier gerade vorbeikam, der von einem ihm völlig Fremden mit einem Boot gezogen wird, stellen sie sich vor, der bliebe an den gebogenen Gitterstäben auf unserer Terrasse hier hängen. Dann würde ich, etwas steifbeinig noch und schlafmüde, vom Tisch aufstehen, mit der Kaffeetasse in der Hand zu dem hilflos Hängenden gehen und...na sie wissen schon.

Der Himmel zieht sich zu. Sturmwarnung. Die Planung läuft. Acapulco, Cuernavaca oder Puebla. Es geht weiter. Endspurt. Könnte ich doch noch bleiben in dieser Bucht, dem Ort der Frauen.

Wenn es blitzt ist die Bucht für einen Augenaufschlag taghell des nachts. Es regnet. Mein verdammter Körper eines weißen Europäers ist übersät von Stichbeulen winziger schwarzer Mücken. Weiße sind gezeichnet zu leiden, deswegen die anderen auch. Ein Stich, ein Mord - Cortez.

19 de octubre

Brüllt der mich im Wasser an!! Ein hagerer schnauzbärtiger Mann mittleren Alters, sonnengegerbt, ledernackig. Mir war erst gar nicht klar, dass ich gemeint bin, lasse mich so ganz angenehm im Ozean treiben, eine Welle nach der anderen, sehr warm und sandig sprudelnd; dann fängt der an und fuchtelt mit seinem Zeigefinger in meine Richtung. Hab' wie immer nichts verstanden - nur spanisch - und schaue verdutzt hinter mich, ob der vielleicht einen anderen meinen könnte. Was ich verstanden habe, war: scheiß americano, und ich soll mich doch gefälligst mit meinem Arsch an den Strand für die weißen Idioten verziehen; dann noch 'was über meine Mutter. Merda puta! Da wird ja wohl der Hund in der Pfanne verrückt. Ich nix Ami! Alemán, du Depp. Ich bin kein verfluchter americano, capice?! Alemán; und red´ nicht so über meine Mutter. Tatsächlich kam er da mit der nächsten Welle auf mich zu - und entschuldigte sich, reichte mir gar die Hand `drauf. Alemán, ah si. Ja, ja, bin dann aber doch aus dem Wasser heraus und habe die Sonnenbrille aufgesetzt. Gerade als ich die Geschichte Conny erzähle, läuft der grinsend mit seiner Baseballkappe an uns vorüber, winkt. Baseball! Ja, du mich auch.

Abend. Auf der Terrasse. Wir faulen vor uns hin. Hol' den Don Angel, Conny, der Korkenzieher liegt hinter dem Kühlschrank. Gott, ist das heiß.

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