23 de octubre
Bericht zum Thema Reisen
von RainerMScholz
(von RainerMScholz)
Im Jardin Chapultepec treffen wir auf ausgelassene Kinderbanden, gesträuchwärts knutschende Paare(wieder 'mal), Zuckerwatte, brandige Maiskolben, verliebtes Rudern auf dem kleinen grünen Schwanenweiher, Zeitungsleser auf Bänken, verkaufstüchtige Mesticas mit buntem Plunder. Wir flanieren durch eine der zahlreichen Lungen der Megacity.
Das Anthropologische Nationalmuseum ist eines der schönsten weltweit, wie der Reiseführer sagt, und für meinen begrenzten Sachverstand kommt es an den Louvre 'ran, aber locker. Jedenfalls haben wir da den Rest des Tages zugebracht. Menschenströme ergießen sich in den Kulturtempel, Schulklassen streunen durch die Hallen und Aufgänge oder werden in Reih und Glied von ihrer Lehrerin geführt, krümmen sich vor respektloser Heiterkeit vor ihren Urahnen oder verharren in schweigender Ehrfurcht. Überhaupt gehen die Mexikaner mit ihrer Kultur und Geschichte viel freier und unkomplizierter um, als das vielleicht andere Völker tun. Die Opferrolle scheint eher zu Stolz und Ehre zu verhelfen, die Freiheitsliebe, trotz aller Niederlagen, mehr zu adeln, als das je eine Eroberung im Namen von Gott und Vaterland, eine ruhmreiche Schlacht oder ein glorreicher Krieg zu tun vermochten. Wir konnten keinen Kolumbus finden, doch die Verbrechen der Spanier unter Cortez waren durchaus in starken Bildern illustriert. Eine Geschichte, die nicht schamhaft versteckt werden muss, der sich jeder Besucher bewußt ist, die in den Köpfen steckt: Ja, wir wurden besiegt. Aber wir haben den Sieg fortgetragen. Und da das Zeitverständnis ohnehin ein anderes ist, weiß auch niemand, was die "Gnade der späten Geburt" bedeuten könnte.
Auf der einen Quadratkilometer großen Ausstellungsfläche sind Exponate präkolumbianischer Völkerstämme zu besichtigen, Götterstatuen der Maya, Tolteken, Olmeken, Azteken. Totenköpfe, Grabbeigaben und Gegenstände profaner Natur sind in einer unübersichtlichen Menge angeordnet zu einem archäologischen und ethnologischen Muster, dass den unbedarften europäischen Besucher die leise Ahnung beschleicht, der Begriff 'Kulturvolk' sei doch woanders geprägt worden. Allein das Alter der rekonstruierten Tempel- und Stadtanlagen ist astronomisch. Steinräder, die zur Berechnung der Zeit dienten, die den Sonnengott Tonatiuh darstellen und die vier Himmelsrichtung, fünf Tonnen schwer. Die Bilderflut ist kaum zu verarbeiten, und am Ende des Tages sind wir wie betäubt. Sagenhafte Geschichten, Mythen und Legenden, traumtänzerische Parabeln über Geburt, Tod und Untergang lassen den Besucher dieser versunkenen Welten taumeln. Die frühen astronomischen Berechnung des Laufs der Sterne, der Glaube an das Vergehen und den Neubeginn machen erahnen, wie weit diese Menschen vorgedrungen sind, wie tief.
Weil wir den Chinesen nicht finden können, geht's in die Churrascaria. In dem Restaurant aus dem letzten Jahrhundert mit der glattgeschmirgelten Ebenholzbar und den Kellnern in schwarzen Fräcken esse ich Fleisch aus einem glühendheißen Steintopf, während Conny sich die Spaghetti
schmecken lässt. Wir trinken mexikanischen Rotwein und lassen die unglaublichen Eindrücke des Tages Revue passieren. Was ist das für eine mysteriöse, herrliche und verschlossene Welt, die, kaum dass wir einen Zipfel von ihr erhascht haben, hinter einem Lächeln verschwindet, von einem apathischen Blick verschleiert wird, unter Tränen und Lachen verborgen liegt und träumt, um dann brodelnd und kreischend Besitz zu ergreifen von dem, der selbst schlief.
Das Anthropologische Nationalmuseum ist eines der schönsten weltweit, wie der Reiseführer sagt, und für meinen begrenzten Sachverstand kommt es an den Louvre 'ran, aber locker. Jedenfalls haben wir da den Rest des Tages zugebracht. Menschenströme ergießen sich in den Kulturtempel, Schulklassen streunen durch die Hallen und Aufgänge oder werden in Reih und Glied von ihrer Lehrerin geführt, krümmen sich vor respektloser Heiterkeit vor ihren Urahnen oder verharren in schweigender Ehrfurcht. Überhaupt gehen die Mexikaner mit ihrer Kultur und Geschichte viel freier und unkomplizierter um, als das vielleicht andere Völker tun. Die Opferrolle scheint eher zu Stolz und Ehre zu verhelfen, die Freiheitsliebe, trotz aller Niederlagen, mehr zu adeln, als das je eine Eroberung im Namen von Gott und Vaterland, eine ruhmreiche Schlacht oder ein glorreicher Krieg zu tun vermochten. Wir konnten keinen Kolumbus finden, doch die Verbrechen der Spanier unter Cortez waren durchaus in starken Bildern illustriert. Eine Geschichte, die nicht schamhaft versteckt werden muss, der sich jeder Besucher bewußt ist, die in den Köpfen steckt: Ja, wir wurden besiegt. Aber wir haben den Sieg fortgetragen. Und da das Zeitverständnis ohnehin ein anderes ist, weiß auch niemand, was die "Gnade der späten Geburt" bedeuten könnte.
Auf der einen Quadratkilometer großen Ausstellungsfläche sind Exponate präkolumbianischer Völkerstämme zu besichtigen, Götterstatuen der Maya, Tolteken, Olmeken, Azteken. Totenköpfe, Grabbeigaben und Gegenstände profaner Natur sind in einer unübersichtlichen Menge angeordnet zu einem archäologischen und ethnologischen Muster, dass den unbedarften europäischen Besucher die leise Ahnung beschleicht, der Begriff 'Kulturvolk' sei doch woanders geprägt worden. Allein das Alter der rekonstruierten Tempel- und Stadtanlagen ist astronomisch. Steinräder, die zur Berechnung der Zeit dienten, die den Sonnengott Tonatiuh darstellen und die vier Himmelsrichtung, fünf Tonnen schwer. Die Bilderflut ist kaum zu verarbeiten, und am Ende des Tages sind wir wie betäubt. Sagenhafte Geschichten, Mythen und Legenden, traumtänzerische Parabeln über Geburt, Tod und Untergang lassen den Besucher dieser versunkenen Welten taumeln. Die frühen astronomischen Berechnung des Laufs der Sterne, der Glaube an das Vergehen und den Neubeginn machen erahnen, wie weit diese Menschen vorgedrungen sind, wie tief.
Weil wir den Chinesen nicht finden können, geht's in die Churrascaria. In dem Restaurant aus dem letzten Jahrhundert mit der glattgeschmirgelten Ebenholzbar und den Kellnern in schwarzen Fräcken esse ich Fleisch aus einem glühendheißen Steintopf, während Conny sich die Spaghetti
schmecken lässt. Wir trinken mexikanischen Rotwein und lassen die unglaublichen Eindrücke des Tages Revue passieren. Was ist das für eine mysteriöse, herrliche und verschlossene Welt, die, kaum dass wir einen Zipfel von ihr erhascht haben, hinter einem Lächeln verschwindet, von einem apathischen Blick verschleiert wird, unter Tränen und Lachen verborgen liegt und träumt, um dann brodelnd und kreischend Besitz zu ergreifen von dem, der selbst schlief.