Alles muss stimmen

Satire zum Thema Schein und Sein

von  loslosch

Tristia maestum vultum verba decent (Horaz, 65 - 8 v. Chr., De arte poetica). Einen traurigen Gesichtsausdruck zieren der Trauer angemessene Worte.

Das liest sich nach über 2000 Jahren wie der Beitrag zu einer Neuausgabe der Benimmfibel der Erica Pappritz (1893 bis 1972). Sie wurde in den 50er Jahren bundesweit bekannt durch ihr "Buch der Etikette" (Koautorin).  Als Vize-Protokollchefin des Auswärtigen Amtes musste sie sich zugleich harter Vorwürfe der Ämtervermischung erwehren.

In dieser berüchtigten Bibel der guten Sitten war alles aufs Feinste geregelt, von der Kleiderordnung bis zu den Tischsitten. So z. B. auch, in welcher Häufigkeit die Toilettenspülung zu betätigen sei.

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Kommentare zu diesem Text


 Jorge (13.03.10)
Die erlaubte Häufigkeit der Spülung wäre doch mal interessant.
Bis die Schüssel wieder blitzblank ist?
Bis 6,3 Liter verbraucht sind?
Oder?

 loslosch meinte dazu am 13.03.10:
Vermutlich gab es in den 60ern schon Spülkästen. Da kann man nicht ohne weiteres davon ausgehen, dass einmal Drücken (damit meine ich den Hebel) immer genügt, zumal Alkoholiker im Dienst häufig ihre edlen Getränke im Spülkasten verbergen und dort dauerkühlen. Lothar

 Jorge antwortete darauf am 13.03.10:
Du bringst mich auf eine Idee zum Wassereinsparen: Ich werde mal den Reduzierbehälter im Gästeklo gegen eine volle Sangriaflasche austauschen
(die gibt es manchmal günstig im Angebot) dann fühlen sich Alkoholiker im Dienst bei mir endlich wie zu Hause.

 loslosch schrieb daraufhin am 13.03.10:
Die Story ist echt. Ein regelmäßig Angesäuselter am Vormittag. Der Schreibtisch unauffällig. Verraten hat den Knaben sein häufiger Gang zur Toilette. Lo

 Didi.Costaire (13.03.10)
Alles Stimmen. Alles muss. Muss stimmen.
LG, Dirk

 loslosch äußerte darauf am 13.03.10:
Mit den Druckspülern könnte man auch morsen, zB der Kollegin hinter der Klowand signalisieren: Mir gehts jetzt gut. Die Römer wussten schon: Cacatio matutina est tamquam medicina. Der morgendliche Stuhlgang ist wie Medizin. :) Lothar
Klopfstock (60)
(13.03.10)
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 loslosch ergänzte dazu am 13.03.10:
Ironie der Geschichte: Ich hatte Erica versehentlich in den Adelsstand erhoben. Beim Betrachten ihres Fotos (Wikikedia) wird einem nachträglich noch angst und bange. Die Mantille auf dem Foto passt zu ihr.

Es ging mir nicht um eine Philippica gegen gutes Benehmen, sondern um eine Karikatur des Überkandidelten. Wenn das einer der Leser missversteht, so sei es hiermit klargestellt.

Story aus meiner Kindheit: Die Schwägerin meiner Tante war bekannt für ihre überkandidelte Art. Beim Nachmittagskaffee: "Nein, Therese, was hast Du für einen wunderhübschen Kuchen gebacken!" Sprachs und gabelte etwas vom Kuchenstück ab. Der viel zu hart geratene Kuchenboden widersetzte sich zunächst ihren Bemühungen. Das abgetrennte Stück flog dann in hohem Bogen in den Teller der Nachbarin.

So viel Stimmung war selten.
;-) Lothar
elvis1951 (59)
(13.03.10)
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 loslosch meinte dazu am 13.03.10:
Man kann auch, ohne die Pappritz gelesen zu haben, sich zu benehmen wissen. Kluger Gedanke!

Es gab mal den berühmten Ökonomen Joseph Schumpeter mit seinem berühmten Buch vom dynamischen Unternehmer. Wir witzelten damals: Man muss nicht Schumpeter lesen, um ein dynamischer Unternehmer zu werden.

Ich trau mich, zu lachen! Lothar
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