Sein und Schein

Glosse zum Thema Schein und Sein

von  loslosch

Vultu an natura sapiens sis, multum inter est (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Ob man weise erscheint oder es wirklich ist, das ist ein großer Unterschied.

Ein leicht verständlicher Spruch, der heute nur in einer Redewendung weiterlebt: Sich dumm stellen. Das Gegenteil scheint schwieriger. Klugreden oder klugscheißen zeugt von gescheiterten Versuchen. Als einzige erfolgversprechende Alternative bliebe übrig: Vornehmes bzw. vielsagendes Schweigen. Auf die Dauer trägt diese Strategie aber nicht. Kommen konkrete Anfragen ("Haben Sie schon von der wachsenden Staatsverschuldung gehört?"; "Was halten Sie von einer internationalen Raumfahrt-Kooperation?"; "Nimmt die moderne Gentechnik eine gute Entwicklung?" usw.), so reichen einfache Antworten ("ja") nicht weit. Schnell tut sich ein großer Unterschied auf zwischen Sein und Schein. Ein paar gezielte Fragen klären auf.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (06.05.14)
Dazu fallen mir zwei Dinge ein:
1.) Lieber den Mund halten und für einen Narren gehalten werden, als in offen zu machen und alle Unklarheiten zu beseitige.

2.) Vor schätzungsweise 25 Jahren schlug das MAD-Magazin vor, man solle, wenn man klug erscheinen will, vor jeden Satz "Goethe hat gesagt" packen. Begründung: Niemand könne wissen, was der alles so gesagt hat.

Und wenn man dennoch auf Nummer sicher gehen wolle, sollte man sagen: "Goethe hätte gesagt."


Alles andere erscheint mir nicht weise... hätte Goethe gesagt...

 loslosch meinte dazu am 06.05.14:
goethe hätte gesagt, das ist vorzuziehen. würde ich mal sagen ...

 Regina (06.05.14)
Intelligent ohne belesen zu sein ist dann wahrscheinlich nur Potential.

 loslosch antwortete darauf am 06.05.14:
potentiell intelligent!?

 Regina schrieb daraufhin am 06.05.14:
Nein, intelligent, aber uninformiert, meine ich.

 niemand (06.05.14)
Auf die von Dir, als Beispiel, gestellten Fragen könnten doch auch
Schein-Antworten kommen, weil wir alle nur Scheininformierte sind,
im Sinne: Ich sag ja nichts, ich mein ja nur! Unsere Gesellschaft baut auf dem Schein auf, der Schein (selbst im Sinne von Geld) leuchtet unseren Alltag aus, wir scheinen überall mehr als wir sind (unser Sein ist oft nur Schein) warum sollten wir also im Bezug auf Klugheit mehr sein als wir (mancher) scheint/scheinen? Wir quarken oft über Dinge (weltweite) von deren Praxis wir nicht die geringste Ahnung haben (weil keinerlei Erfahrungsmöglichkeit besteht) aber wir wissen immer kluscheischerische Antworten. So denke ich, dass so mancher
Schweiger durchaus klüger sein könnte, als es den anderen (den "Schlauen") scheint. Mit herzlichen Grüßen, Irene

 loslosch äußerte darauf am 06.05.14:
dieser zur schau getragene schein ist ein ärgernis. wie oft sagte ich beschönigend: in chemie (oder physik) bin ich etwas unterbelichtet.

wie haben sich geistesgrößen doch blamiert. goethe schrieb um 1825, er deute den donner als das aneinanderschlagen von meteoriten. benjamin franklin, der den blitzbleiter erfand, als goethe noch in stoffwindeln schiss, hätte sich an den kopf gefasst. und erst hegel: er faselte etwa zur gleichen zeit über die "electricitaet":

 hier.

schon auf unterer ebene beginnt das türken. einer der besseren deutschlehrer meines sohnes hatte geschrieben: "Der Himmel ist mit Wolken verhängt". mein sohn fragte auf mein geheiß später sanft nach: heiße es nicht mit
wolken verhangen? studienrat: "Man kann beides sagen ...

das gilt auch für einige wenige kl´ler. die ahnen in ihrer selbstüberschätzung nicht, was anderen kv´lern so auffällt.

ps: vllt. lesen die hier und verkriechen sich!
Graeculus (69)
(06.05.14)
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 loslosch ergänzte dazu am 06.05.14:
wohl war, gerhard.
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