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Glosse zum Thema Schein und Sein

von  loslosch

Clericus absque libris est tamquam miles inermis (nach J. Werner/ P. Flury, Lateinische Sprichwörter und Sinnsprüche des Mittelalters). Ein Geistlicher ohne Bücher ist wie ein Soldat ohne Waffen.

Heute hohl und wie blanker Hohn klingend, war das Sprüchlein vor 800 Jahren durchaus ernst gemeint. Kein Gedanke an freiwillige oder unfreiwillige Hochstapelei à la "Kleider machen Leute" (G. Kellers Novelle aus dem 19. Jh.) damals. Solche Assoziation kennt die Moderne auch aus anderer Profession. Der Krankenpfleger stülpe sich einen weißen Kittel über und bewaffne sich mit einem Stethoskop. Der Respekt der Patientenschar ist ihm sicher. Ein Kollege berichtete dem Verfasser in den 1970er Jahren von seiner früheren Tätigkeit an der deutschen Botschaft in Buenos Aires. Die Ausstattung der argentinischen Elektriker auf dem Lande sei äußerst dürftig, ja primitiv gewesen. Sei ein Privatmann im Besitz eines Spannungsprüfers und eines weißen Kittels aufgetreten, so habe man ihn gleich als Elektriker gerühmt: un electricita.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(16.03.15)
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 loslosch meinte dazu am 16.03.15:
schon richtig. da es um "glaubens"-inhalte geht, ist das alles nicht so tragisch ...

 Regina (16.03.15)
Manche fahren ohne Führerschein Auto. Wahrscheinlich defensiver als die anderen.

 loslosch antwortete darauf am 16.03.15:
noch in den 1960er jahren rollten nach weinfesten an der mosel die angesäuselten im 20 km/h-tempo nach hause. die polizei hielt sich zurück!

 TrekanBelluvitsh (16.03.15)
Jetzt muss er sie nur noch lesen (können)...

 loslosch schrieb daraufhin am 16.03.15:
ja, analphabet darf der clericus nicht sein. (lies mal, was ich unter didi.costaires kommi kopiert habe.)

 TrekanBelluvitsh äußerte darauf am 17.03.15:
Und ein lesekundiger Soldat ist auch der bessere.

 Didi.Costaire (16.03.15)
Ja, Werkzeug und Kleidung machen Eindruck, etwas, auf dass du weniger Wert legst. Durch die Erwähnung eines Kollegen, der in den 1970er Jahren aus seiner Vergangenheit berichtete, wirkt der Text etwas angestaubt.
Schöne Grüße, Dirk

 loslosch ergänzte dazu am 16.03.15:
nur wahrheitsgemäß berichtet, dirk. da du angestaubtes nicht magst, hier was frisches, extra für dich herausgepickt:

"Experten gehen weltweit von bis zu 1.000 "episcopi vagantes" (vagabundierenden Bischöfen) sowie der von ihnen "geweihten" Priester und Diakone aus. Immer wieder warnen Diözesen davor, dennoch kommen die Hochstapler mit ihrer Masche durch - wie beim Weltfriedenstag der Soldatenseelsorge. Da stand in einem bayerischen Dom ein falscher Geistlicher mit einem Bischof am Altar. Es könnte ja ein Militärseelsorger sein, mögen sich die Ortsgeistlichen gedacht haben."

zur quelle:

 hier.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 17.03.15:
Da hat die Christenkirche ja Glück gehabt, dass es im ersten Jahrtausend nach Christus noch keine 'Experten' gab. Sonst wäre das mit der Missionierung ja gründlich in die Hose gegangen.

 EkkehartMittelberg (16.03.15)
Heute sind die meisten Geistlichen im Sinne des Zitats gut bewaffnet. Es fehlt ihnen nur ein bisschen Liebe.

t.t.
Ekki

 loslosch meinte dazu am 16.03.15:
ich denke da auch an die ihnen entgegengebrachte! t.t. lo
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