Setze man Leben und Badewanne gleich, gib das Ruder aus der Hand. In meiner Badewanne bin ich Kapitän!

Text zum Thema Schmerz

von  ZornDerFinsternis

Weiß gefliester Boden. Die Wände auch.
Der Spiegel zeigt erneut Irrbilder. Jeden Tag aufs Neue.
Verdreckter Boden, versifftes Waschbecken.
Der Klodeckel steht noch nach oben geklappt da.
Keine Fenster. Weder Uhr, noch Sonnenlicht.
Beschissene Alltagstrottsituation.
Ich existiere hinter dem kalten Glas, das meine Hände
nie brühren kann.
Allein das Aufstehen und Atmen sorgt für dieses beschissene Gefühl
in der Magengegend. Und jeder dieser Momente, schmerzt.
Duschgel, Shampoo, Seife, Haarbürsten und Parfum... es ändert alles nichts daran.
An dieser Kälte. Im Bad. Im Innern meiner selbst.
Zeitloses Gruselkabinett.
Die Wände kommen näher. Schweiß tropft auf den Boden.
Diese Angst schnürt alles zusammen. Zitternder Menschenkörper, bloß in Narben und Tattoos
gekleidet.
Oberhand habe ich niemals gehabt. Habe mich dem Leben gefügt.
Das Überleben gehen lassen.
Die Klinge tanzt auf meiner Haut. Sanft und befreiend.
Schneidet sich tiefer durch blasse Haut. Malt so schöne, warme Bilder.
Schwärze zieht langsam hier ein, trägt diesen stummen Schleier aus schmerzenden Seelenschreien
hinter sich her.
Kopfkino. Gestern, morgen, heute.
Und sie tanzt weiter. So unheilvoll lächelnd und magisch.
Lasse mir ein Bad ein.
Schließe die Holztür hinter mir. Der rostige Schlüssel dreht sich nur unfreiwillig mit
meiner Handbewegung.
Die flackernde Lampe stört mich schon lange. So wie vieles.
Aber das verstehst du nicht. Oder...?
Hebe die Flasche mit dem Whisky, werfe mein Leben in die Hände von niemandem.
Kehre den Dreck nicht zusammen. Sollt ihr doch eure "Freude" daran haben, meine Scherben
zusammenzusuchen. Wen kümmert es.
Alkohol und Tabletten, eine Sucht, die wohl nur wenige verstehen.
Erkenne mein Gesicht im Spiegel nicht.
Habe keine Konturen, Farben, Emotionen.
Seit Jahren nun schon bin ich ein wehrloser Geist, im dahinsiechenden Körper
einer (für euch) Verrückten.
Ich schließe die Augen und rieche den warmen Sommerregen auf meiner Haut.
Scheisse auf Neonlichter und Nächstenliebe.
Hiefe mich mit letzter Kraft, die nach all den Jahren noch blieb, in die verdreckte Wanne.
Neben mir liegt das Messer aus der Küche meines Vaters.
Erinnere mich an dich, sie. Alle. Und an niemanden.
Die Klinge dringt fast bis zum Knochen vor, glaube ich.
Wahrnehmung und Utopie verschwimmen. Ein geiles Gefühl.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (24.05.11)
Der Text ist intensiv und schrecklich zugleich. LG

 ZornDerFinsternis meinte dazu am 24.05.11:
Dankeschön, das ist gut, denn genau das sollte er sein.
Einen schönen Abend und liebe Grüße :)
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