Liebenswerte Täuschung

Satire zum Thema Wahrheit

von  loslosch

Pia fraus (Ovid, 43 v. Chr. bis ~17 n. Chr.; Metamorphosen). Frommer Betrug. Damit ist in der Regel gemeint: Täuschung zur Schonung des Betroffenen.

Häufig angewendet, um nahe Angehörige nach einem schweren Verkehrsunfall seelisch einzustimmen. Aber auch in anderen Situationen des täglichen Lebens benutzt, wie z. B. dieser: Am Wiener Hauptbahnhof steigt ein schwer bepackter Reisender aus, in der rechten Hand hält er einen Geigenkasten, in der linken einen Riesenkoffer. Er keucht über den Steig, gelangt zum Trottoir, wienerisch Trottoa, und fragt den Erstbesten, einen von zwei Wiener Burschen, schon an ihrem Akzent als ortskundig auszumachen: "Entschuldigen Sie, wie komme ich zu den Wiener Philharmonikern?" Sagt der eine: "Schauns, do gehns lang, glei links um de Eckn und dann sengs scho." Der Mühselige und Beladene bedankt sich artig und wischt sich den Schweiß.

Der andere Bursche bemängelt, nachdem der Geigenmann schwerfüßig davongedackelt ist, die Auskunft sei doch offensichtlich falsch gewesen und die Wegbeschreibung viel zu kurz geraten. Darauf sein Kollege: "Dero Herr hot mia so load gedoan."

Eine gute Alternative wäre die ehrliche Auskunft gewesen: "Üben, üben, üben!"

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (23.06.11)
Hallo Lothar, vielleicht hat der Geiger ja in dem Bahnhofscafé, in das er dann gelangt ist, die Band gefunden, mit der er weltberühmt wurde...

Bei den Wiener Burschen, die im Doppelpack auftraten, dachte ich zuerst an Wiener Würstchen, aber die gibt es ja eher in Frankfurt.

Amüsante Geschichte!

Schöne Grüße, Dirk

 loslosch meinte dazu am 23.06.11:
Im Stil der Satire weitergeschrieben. Danke, Dir(k). Lothar
Nimbus (35)
(23.06.11)
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 loslosch antwortete darauf am 23.06.11:
Jetzt fang bloß nicht an, deinen Kommentar zu hassen, Heike. Pst. Er ist länger als mein Text. :)

...Viele Seiner Lügen bemerkt er dabei gar nicht, weil er sich selber zu belügen scheint..

Ja, ja, ja. Dreimal ja. Und Danke. Lothar
Caty (71)
(23.06.11)
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 loslosch schrieb daraufhin am 23.06.11:
Nochmal draufschauen. Die Burschen unterhielten sich grade. Und der Geiger liebte Hans Moser, hatte ihn zuhause auf dem Plattenteller. :) Lothar

 Bergmann (23.06.11)
Lernen! Lernen! Lernen!
Lenin
Und mit die typischen Wiener Akzent ist so eine schwere Sache. Der Ortsunkundige ist hier offenbar ein Piefke, ein Touri, immerhin ein Kultourist... Ich würde den Dialog ja noch etwas ausgestalten, lohnt sich wegen die Wiener Akzents.
LG, Uli

 loslosch äußerte darauf am 23.06.11:
Im Wiener Lokal. Ober empfiehlt Ochsenzunge. Gast: I moag ned, wos andere scho im Muund hottn. Gemsma a Oi.

Es ist nicht weit her mit meinen Kenntnissen. Bei kv könnten mir einige helfen. Uli, lass mal deine alten Beziehungen spielen. Lothar

 Bergmann ergänzte dazu am 23.06.11:
Ich kann dir weanerisch net helfen... Wende dich an Elèn!
:-)
t. t. Udalricus

 loslosch meinte dazu am 23.06.11:
Uli, obst´s gloabst oda net, i hob scho gschribn, oba mit´n andren Axent. :) Lo

 EkkehartMittelberg (23.06.11)
Ein originelles Beispiel für frommen Betrug, gekonnt erzählt. Interessant ist in diesem Kontext, dass es in der Kunstszene entweder den gnadenlosen Verriss gibt oder den frommen Betrug, wenn etwas nicht gelungen ist oder wie in deinem Beispiel nicht zu gelingen scheint.
Liebe Grüße
Ekki

 loslosch meinte dazu am 23.06.11:
... oder wie in deinem Beispiel nicht zu gelingen scheint.

Ein Halbsatz zum Schmunzeln. Ekkis subtiler Humor, von dem er uns mehr bieten sollte. Danke. :) Lothar
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