Der Retterschlag

Erörterung zum Thema Krisen

von  loslosch

Salutis causa bene fit homini iniuria (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Um der Rettung willen geschieht dem Menschen in gütiger Weise Unrecht.

Alpenurlaub. Ein Ehepaar mittleren Alters unternimmt eine Wanderung mit eingeplanter Kletterpartie, außer Spazierstöcken kein Zubehör. Am Gipfel des Berges erleidet die Ehefrau eine Art Angstschock, bis hin zur Schockstarre, halb ohnmächtig, die Augen starr geöffnet. In Ermangelung kalten Wassers (auf einem Berggipfel) traktiert der aufgewühlte, verzweifelte Ehemann seine Frau mit Schlägen ins Gesicht. Das Wunder passiert. Sie kommt langsam wieder zur Besinnung. Den beiden gelingt es schließlich, im Rückwärtsgang, den Blick immerzu auf die Bergspitze gerichtet, die Gefahrenzone zu verlassen.

Der Autor hatte ein vergleichbares "Erlebnis" mit seinem damals sechsjährigen Sohn. In Unkenntnis der alpenländischen "Schocktherapie" bestiegen Vater und tatendurstiger Sohn einen eher harmlosen, für ungeübte Wanderer aber recht steilen Gipfel in den Ötztaler Alpen bei Niederthai (Brand, 2283 m ü. d. M., mit 700 Höhenmetern Anstieg). Am Ziel musste der Vater den objektiv gefährlicheren Rückweg einschlagen; denn der Sohn schrie und flehte ihn an. Vorteil für den Sechsjährigen: Beim Abstieg musste er in keinen so tiefen Abgrund blicken. Das unterlassene Unrecht der Schocktherapie führte also zur Gefahrensteigerung. Das wussten die Römer schon vor über 2000 Jahren.

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Kommentare zu diesem Text

magenta (65)
(23.07.11)
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 loslosch meinte dazu am 23.07.11:
allerdings ist die erste story authentisch berichtet. der eher sanftmütige mann erzählte mir, in den bergen sei das ein uraltes wissen. er habe sich in bedrängnis daran erinnert. nix mit rettungsschirm, so gemein-genial bin ich nicht. was sagt der psychologe/psychiater dazu? mir erscheint das ganze jedenfalls sehr plausibel. [erörterung!] die überschrift hat was, stimmt. lothar
magenta (65) antwortete darauf am 23.07.11:
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 loslosch schrieb daraufhin am 23.07.11:
mit der kessen ins wortspiel verliebten überschrift und als "anerkannter finanzexerte" hatte ich ein wenig dazu beigetragen. lo

 EkkehartMittelberg (23.07.11)
Lothar, ich lese deinen Kommentar bezogen auf den möglichst sicheren Abstieg in den Alpen und auf sonst nichts. Dort ist im Falle einer Schockstarre die von dir beschriebene Schocktherapie unbezweifelbar notwendig.
Mich wundert, dass Publilius Syrus den Ausdruck "iniuria=Unrecht" verwendet hat. Er ist wohl nur dem Bestreben geschuldet, dass er einen Aphorismus schreiben wollte. Mit Unrecht hat die notwendige außerordentliche Maßnahme nichts zu tun.
Ekki

 loslosch äußerte darauf am 23.07.11:
bene iniuria. dieses wohlverstandene unrecht scheint ein pointierung. wir beide sehen das ähnlich. hat kv einen psychologen, der mal vorbeischaut? danke, ekki. lothar

 loslosch ergänzte dazu am 23.07.11:
ach ja, gesellschaftskritisch ist mein text nicht!
Nimbus (35)
(23.07.11)
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 loslosch meinte dazu am 23.07.11:
richtig. nicht aber billige ich die uralte erziehungsmethode "den arsch versohlen", auch nicht im rahmen einer schocktherapie. :) lothar
Nimbus (35) meinte dazu am 23.07.11:
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 loslosch meinte dazu am 23.07.11:
;-)

 Dieter Wal (23.07.11)
Anregende Miniatur. Geistreicher Titel. Glückwunsch! Im Grund eine Variante von "Es kommt 1. immer anders und 2. als du denkst." oder auch als altdeutschen Sprichwörtern wie: "Auch aus Bösem kann Gutes hervorgehen."

 loslosch meinte dazu am 23.07.11:
dieter mit jugendlichem outfit. miniatur? das ist doch ein opulenter zweiteiler. lothar

 Dieter Wal meinte dazu am 23.07.11:
Unsere Tochter. :) Der Teddy dagegen ist nicht mit mir verwandt.
(Antwort korrigiert am 23.07.2011)

 loslosch meinte dazu am 23.07.11:
ist das denn erlaubt, wenn auch blutsverwandte? ok, jan weiß es jetzt. kein arakibär.:) lo

 Dieter Wal meinte dazu am 23.07.11:
Avis mit Tochterbildern? Fragte ihre Mama nicht. Insofern ist es möglicherweise nicht erlaubt. Verpetzt du mich?

 loslosch meinte dazu am 23.07.11:
die persönlichkeitsrechte deiner tochter - nebenaspekt - werden m. e. nicht verletzt. heißt sie vera, die wahre?

 Dieter Wal meinte dazu am 24.07.11:
Sie ist noch Kleinkind und ich halte es für unwahrscheinlich, dass sie versteht, was ein Avatarbild ist. Obwohl ... :))
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