Stepf - Die Sauftour , und Hulk war dabei

Erzählung zum Thema Lebensbetrachtung

von  Prinky

Siebtes Kapitel

Eigentlich sah ich mich ja immer als interessantes Kerlchen, nicht unbedingt hässlich, normal schlau, und für die Richtige auf jedenfall gutaussehend. Für Nadine eventuell oder doch nicht?
Ich wußte es immer noch nicht, obwohl mittlerweile schon ca. zwei Jahre ins Land gezogen waren.
Wir unternahmen im Freundeskreis desöfteren sogenannte Tanz,- und Sauftouren. Was das bedeuted ist ja eigentlich klar. Diejenigen, die nicht gerne tanzten, konnten sich zusaufen, und diejenigen, die lieber abtanzten, konnten sich eben darauf  konzentrieren.
Nun, an einem der üblichen Wochenenden im Sommer, machten wir mal wieder sol eine Männertour.
Rainer, Sem, und ich. Und last, but not lease...
HULK, einer von zwei Brüdern von Rainer. Kurzfristig hatte er sich spontan mitangemeldet. Und ich fands richtig geil, wie hatte ich mal im Fernsehen gehört..."dabei ist alles"
Ich nannte ihn Hulk, weil seine Gesichtsfarbe immer wechselte, wenn er mal wieder das berühmte Bier zuviel hatte. Und wie man so weiß, wissen sollte, war Hul ja doch ziemlich grün. Eigentlich hieß er Nils, aber Hulk kam besser, finde ich heute übrigens auch noch.
Was besonders cool war, ist die Tatsache, daß meistens Rainer fuhr. Er war eben das Tanzmariechen von uns. Wir anderen hielten uns lieber an die erstmal volle Flasche, die sich aber stets leerte.Und warum Sem mitfuhr, war wie immer ein Rätsel. Er tanzte nur ganz sporadisch, trank fast nichts, aber er nahm einen Platz ein, der nicht mehr nutzbar war. Naja, er ist trotzdem ein netter Kerl, aber amüsant, bzw. unterhaltsam? Nein, das wohl eher nicht!
Auf der Fahrt nach Köln führten wir wie immer belanglose Gespräche, mal mäßig interessant, mal richtig geil, aber zumindest saßen wir nie in einem Leichenwagen. Als wir ankamen, und den Wagen geparkt hatten, zückte Rainer die Eintrittskarten, und wir nahmen sie frohgelaunt entgegen.
"Geil," meinte Hulk, "gleich gehts ans Büffet."
"Ach ja, richtig, " fiel ich ihm freudig erregt ins Wort, "ans Büffet der hundert Biersorten, genau...."
"Saufen" schrie Rainer, und das, wo er sich doch nur an ein paar unalkoholischen Langweiligkeiten festhielt. Naja, lass ihn mal schreien, dachte ich, und wir gingen weiter. Köln hat etwas zu bieten, na klar, vor allem ist es selten, mal keinen Menschen auf der Straße zu erblicken, egal zu welcher Uhrzeit. Unsinn ist immer angesagt, und das Bier fließt von Null Uhr am Morgen bis gegen Mitternacht am Ende des Tages.

Wir waren erst kurz auf der Party, als Hulk meinte, ob ich mit zu einem Büdchen auf der anderen Straßenseite käm. Klar, meinte ich, die Party läuft uns ja net weg. Und so ein Bier aus der Dose kommt eh immer besser als so angetrengt förmlich aus Glas oder Flasche. Gesagt, getan, hatten wir uns aufgemacht Kölner Dosenbier zu erobern.
"Geil, geil, geil..." meinte Hulk, und ich wußte gleich warum der berühmteste Hausmeister aus Köln kommt. Kaum waren wir in der engen Besenkammer drin, zischte es auch schon, und ein kühles Bier zischte aus seinem Gefängnis tief in unsere Rachen.
"Weißte Hulk, " meinte ich nach dem ersten kurzen Genießen, "ich sach dir was! Die Liebe ist scheiße! Nadine weiß gar nicht was sie verpasst.
"Was denn, dich," meinte er, als er sich schon nervös über die zweite Dose hermachte. Da musste ich mithalten, klar, und zack, hatte auch ich die nächste Dose schon offen. "Klar mich," meinte ich leicht beleidigt. "Hör mal, seh ich denn so scheiße aus?" "Sicher dat, sagte Hulk, und schob mir noch ne Dose zu.
"Du weißt doch Micha, ein Döner macht schöner, aber zehn kalte Bier machen zum Tier, und genau dat is et Micha, wat die Frau von heute will."
Hmmm, da kreisten die Gedanken wirr in meinem Kopf herum. Und wirklich, ja, ich glaubte ihm. "Hey Hulk, ich denke, dann sollten wir uns aber zügig noch ein paar weitere Bier gönnen. Wilde und willige Frauen warten doch gleich auf der Party. Und weißte was, die Nadine, nee, die kann ich ja immer noch haben, aber heute Nacht, da reicht ein Döner nicht. Wir brauchen Bier. Schönheit muss man sich wahrlich ersaufen. Oh man, shit, der Noah, der müsste jetzt auch hier sein. Der hat nicht gerade umsonst seinen vom Bier geprägten Unterleib."
Ach, wir redeten und redeten, und tatsächlich, für diesen Abend hatte sich mein Liebeskummer endlich einmal erledigt. Und das war gut so.
"Ach Micha," sagte Hulk mit ziemlich gesenktem Kopf, "meinst du bei mir lief alles rund? Glaubst du Sex wäre alles? Ja sicher, ich hab ihn dann und wann, aber richtig glücklich macht es ja doch nicht.
Die große Liebe...meinst du wirklich, du wärst der einzigste, der sich unglücklich verliebt hat? Von wegen, ich kann dir da auch manche Story erzählen, aber so ist es halt. Die Wirklichkeit ist kein erdachter Roman. Sie ist kühl, oft scheiße und hammerhart. Und wenn du dich in Träume flüchtigst, in eine schöne Phantasie, dann bist du dem Himmel so nahe wie sonst nie in deinem Leben."
Ich setze mich auf einen leeren, umgedrehten Bierkasten, und ließ meinen Kopf in meine Hände fallen. "Tja, " da hast du wohl recht! Was? Du warst auch mal unglücklich verliebt?
"Sicher," meinte er, ich denke, jeder Mensch hat diese Erfahrung vorzuweisen. Du musst dich von Nadine lösen. Du kennst doch den Spruch über die anderen Mütter und deren schöner Töchter, oder etwa nicht?"

Das war leicht gesagt von ihm. Sicher, der sogenannte Markt ist voll, aber wenn man doch nur eine Köstlichkeit will? Wenn man das andere nur beiläufig mitkriegt, was bringt es dann schon?

Wir tauschten uns noch länger aus, und als wir später, es war schon nach Mitternacht, wieder auf die Party kamen, hatten wir Glück überhaupt wieder reinzukommen, denn wir waren, sagen wir es mal so, ziemlich gut drauf. Die anderen zwei, ja, sogar Sem, tanzten noch zu einer recht flotten Mucke. Ich glaube es war "Enjoy the Silence" von Depeche Mode. Typische 80iger Party eben. Aber schließlich hatten auch sie genug, und wir machten uns auf den Weg durch die hellerleuchtete Kölner Nacht. Den Wagen entdeckt, machten wir uns auf den Heimweg.
Auf der anschließenden Rückfahrt bin ich immer wieder eingedöst. Nadine war da, als wollte sie nicht, das ich sie vergesse. Ich schob sie jedoch immer wieder weg. Ich redete wirr, aber das schien sie nicht zu interessieren. Sie rückte mir immer wieder näher. Schob ich sie rechts auf Seite, kam sie links wieder angekrochen. Ich spürte, daß das alles nichts brachte. Ich war ihr verfallen, selbst in meinen Träumen, und egal was Hulk und die anderen auch noch so meinen würden. Sie war einfach mein Leben. Und ob ich mit ihr zusammenkäm oder auch nicht, es wäre egal. Schließlich besteht ein Gefühl alle Prüfungen. Und auch wenn es einen Steilhang herunterfallen würde, es würde sanft in einer Schatulle aus gleißendem Sonnenlicht ins Meerwasser eintauchen. Und ginge es schließlich unter, würde es zwei Perlen, tief unter atmenden Wellen zur Krönung rufen.
Ps. ein Nachtrag in eigener Sache. Obwohl ich und Hulk einiges weggespült hatten, wurde er diesmal farblich doch nicht zu Hulk. Ehre also wem Ehre gebührt.

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