Verklärte Erinnerung

Glosse zum Thema Erinnerung

von  loslosch

Fama post cineres maior venit (Ovid, 43 v. Chr. bis 17 n. Chr., Epistulae ex ponto, Briefe vom Schwarzen Meer, dem Ort seiner Verbannung). Der Ruhm tritt nach der Asche stärker hervor. Oder: Nach dem Tod wächst der Ruhm.

Das schreibt er aus der Verbannung und beklagt sein unverdientes Schicksal. Stimmig ist der Satz noch immer. Menschen reden gern von der guten alten Zeit und verdrängen Bitteres - nicht im privaten Bereich, wo sie durchaus ihre Feindschaften pflegen. Eine unbewusste Strategie, die helfen soll, das Weiterleben zu erleichtern. Eine Begleiterscheinung dieser Attitüde ist die Gloriole, die sogar Verbrechern der Menschheit (Hitler, Stalin) posthum umgehängt wird.

Nachruhm ist manchmal auch zu erkennen, wenn Personen, die von Schaltstellen der Macht oder ehrenamtlichen Spitzenpositionen abtreten oder vertrieben werden, zu Lebzeiten wieder an Ansehen und Ruhm gewinnen. Das spektakulärste Beispiel der jüngeren Geschichte ist Napoleon Bonaparte, der aus seiner Verbannung zurückgerufen wurde. Mancher Franzose verehrt ihn noch heute - oder wieder.


Anmerkung von loslosch:

Hitler soll kurz vor Kriegsende gefragt worden sein: Wer waren die drei größten Massenmörder der deutschen Geschichte? Antwort:

ICH DENKE HAARMANN.

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (06.04.12)
-

Da hat ja auch Grass noch eine Chance ...
ttU

 loslosch meinte dazu am 06.04.12:
der leser mag selbst herausfinden, ob sein nachruhm berechtigt wäre. die 25 minuten video-interview gestern hab ich weitgehend geguckt. blauäugig argumentiert er nicht. t.t. lo
magenta (65) antwortete darauf am 06.04.12:
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 loslosch schrieb daraufhin am 06.04.12:
das schicksal der letzten tinte: dass sie noch einmal fließt. dieses gedicht ist keines, sondern fast ein MoU (memorandum of understanding).

sowas kriegten wir auch hin. ob er dafür knete kassiert? lo

 Bergmann äußerte darauf am 07.04.12:
Um Knete gehts GG nicht (mehr), sondern um seine Eitelkeit.
Das Gedicht ist kein Gedicht, es ist eine Art Schrödingers Katze, es ist richtig UND falsch. Damit erfüllt GG immerhin wichtige Kriterien der Belletristik ...

 loslosch ergänzte dazu am 07.04.12:
der meister las es vom blatt. eine jüngere stimme hätte dem inhalt gutgetan. mir schwant, er hat das innerhalb von 2 stunden hingeschrieben (um kein schlimmeres wort zu benutzen), den lektor draufschauen lassen - und das wars. und dann so viel bohei um einen schlichten text mit einer schlichten aussage.

origineller wäre die frage, was mit den sprengköpfen in pakistan geschieht - nach einer palastrevolution. von der größten "demokratie" der welt, indien, will ich gar nicht reden. und wo der westen denn bitte hinschaut, wenn brasilien sich zur atommacht herausputzt.

schreiben wir doch einfach eine kurzprosa übers wegschauen.

 Didi.Costaire (06.04.12)
Für den Nachruhm gibt es in der Tat einige, wenn auch weniger spektakuläre Beispiele. Sätze mit "Ich denke" zu beginnen, kann heikel sein.
Beste Grüße, Dirk

 loslosch meinte dazu am 06.04.12:
du hast also gegoogelt, dirk. denke ich! lo

 EkkehartMittelberg (06.04.12)
Ich frage mich, was unsere Gesellschaft von den Römern unterscheidet, wenn es um Ruhm geht. Die nachrepublikanische römische Gesellschaft kann als kapitalistisch bezeichnet werden, und dennoch war der Ruhm (gloria), den nahzu alle einflussreichen Römer anstrebten, egal, ob Philosoph oder nicht, Endzweck und wurde nicht primär in der Absicht gesucht, ihn zu versilbern, wie das in heutigen kapitalistischen Industriegesellschaften der Fall ist.

 loslosch meinte dazu am 06.04.12:
der nachruhm pocht noch immer in den seelen. es fängt schon beim grabmal an, ekki. da wird geprotzt. selbst der nüchterne cicero schwärmte vom ewigen andenken.

der altnazi und npd-bonze rieger, gest. 2009, hat die berühmte passage aus der edda "richtig" übersetzt:

Vieh stirbt, es sterben Verwandte,
du selbst stirbst wie sie;
eins weiss ich, das niemals stirbt,
das Urteil über jeden Toten.

der toten tatenruhm ist nur eine (alliterative) spezifikation. schon der gottähnliche pharao ließ sich eine bis zu 145 m hohe pyramide bauen. mit z.t. dramatischen folgen für die bauarbeiter. merci bien. t.t. lo
magenta (65)
(06.04.12)
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 loslosch meinte dazu am 06.04.12:
die chancen stehen gut, denn er ist um einiges jünger, heidrun! lo

 Lluviagata (06.04.12)
Ich als olle Allesleserin musste nicht groß nach"denke"n.
Deine Anmerkung fand ich deshalb viel viel interessanter. ;)

(Kommentar korrigiert am 06.04.2012)

 loslosch meinte dazu am 06.04.12:
andrea, du hattest dir vorher den freddy angeschaut - denke ich ... lo
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