Die goldenen Berge von übermorgen

Persiflage zum Thema Europa

von  loslosch

Montes auri polliceri (Terenz, ~190 v. Chr. bis ~158 v. Chr.; Phormio - Schmarotzerkomödie). Goldene Berge versprechen.

Der Spruch scheint unkaputtbar. Dennoch hat sich im Lauf der Jahrtausende ein Bedeutungswandel vollzogen. Nicht mehr so dreist und unverblümt werden die knallgelben Berge versprochen. Zunächst musst du dieses und jenes umsetzen, und dann erst, hinter der welligen Hügellandschaft, beginnt der glitzernde Wohlstand.

So wie beim jüngsten Rettungsplan für Griechenland: Schuldenrückkauf, Zinserleichterungen, Abführung von Notenbankgewinnen der Euro-Länder an Griechenland. Ja, das ist wunderbar. Aber letztlich hängt der Erfolg am Gelingen des staatlichen Schuldenabbaus. Doch leider funktioniert die Schuldenbremse mit Verzögerung, sagen die Experten von der EU-Kommission. Das klingt auch sehr realistisch. Dementsprechend soll die staatliche Schuldenquote von 176,7 (100 entspricht dem jährlichen Bruttoinlandsprodukt eines Landes) im Jahre 2012 auf 188,4 (2013) und 188,9 (2014) weiter steigen. "Von nun an gings bergab", sang die Knef 1968 und dachte an was Schlimmes. In Griechenland aber soll´s mit der Schuldenquote steil bergab gehen. Und das ist was Feines. Rasante Erfolge ab 2015 - am grünen Tisch der Euro-Gruppe! Endlich, im Jahr 2020, liegt dann die Schuldenquote bei 124,0 (nach den Maastrichtkriterien sind nur 60,0 erlaubt, aber das war einmal).

Wir fassen es in Worte, obwohl die Worte fehlen: Anno 2014 soll die öffentliche Gesamtverschuldung Griechenlands bei rd. 570 Mrd. € liegen, sechs Jahre später bei nur noch rd. 440 Mrd. €. Gleich verteilt auf sechs Jahresschritte ein Schuldenabbau von jeweils 22 Mrd. €.

Lieber Herr Schäuble, hätten Sie in der wirtschaftlich elfmal stärkeren Bundesrepublik eine ähnlich dramatische Wirtschaftskrise zu schultern, müssten Sie zwischen 2014 und 2020 jährlich 240 Mrd. € Schulden abbauen. Keine leichte Aufgabe.

Ab 2015 locken die goldenen Berge. Bis dahin sind erst mal Bundestagswahlen (gewesen). Dann sehen wir weiter. Was sollen wir sehen? Schuldenberge allüberall.


Anmerkung von loslosch:

Beachtlich im Link das verlogene Stabdiagramm:

 Rettungsplan für Griechenland.

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (01.12.12)
Bevor LuJa deine super Bildungsanekdote (-glosse) lobt, will ich dir zwischendurch mal wieder sagen: Gratulor!
ttU

 Lluviagata (01.12.12)
Rankommen lassen! >>> Auch so eine Devise!
Der kleine Pups, ob nun Grieche oder Deutscher, kann eh nix tun außer zur Urne zu gehen. So oder so!

[exturl=]... [/exturl] ;)

Liebe Grüße
Llu ♥

 loslosch meinte dazu am 01.12.12:
musste der olle lo erst googeln. heißt also abwarten, geduld üben. ich finde schon, dass die presse die aufgabe hätte, die merkwürdige "prognose" der EU-kommission aufzuspießen. das hat rein gar nichts mit euro-skepsis zu tun, sondern mit redlichkeit der politik und kompetenz des journalismus.

was hier abgeht, befördert mittelfristig eine euro-feindseligkeit breiter bevölkerungsschichten - nicht nur in D.

was die bpb im link anbietet, ist - pardon - scheißig gemacht. schön wäre eine grafik der wahlverweigerer nach alter und geschlecht ...

danke, andrea (und gruß an die potsdamerin, die ihre auszeit verschoben hat) lo

 Lluviagata antwortete darauf am 01.12.12:
Hier wollte ich lediglich darauf hinweisen

- übrigens gibst du oft und gern zu, dass du täglich mehrmals zu Mutter Google gehst -

dass die über 70-jährigen die meiste Wahlbeteiligung vorzuweisen haben.
Über die Grafik beschwerst du dich bitte an geeigneterer Stelle und die Potsdamerin kannst du auch selbst grüßen. Oder hast du ihre Telefonnummer verlegt?

Sonnengrüße
Llu ♥

 loslosch schrieb daraufhin am 01.12.12:
es genügt, wenn die bpb meine kritik hier liest.

das gilt auch für die anderen betrachtungen. lo
AronManfeld (43)
(01.12.12)
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 loslosch äußerte darauf am 01.12.12:
das hatte ich alles nicht gewollt ...

stimmen werden laut, die schweiz anzuprangern, die die fluchtgelder der griech. oberschicht bunkert. die eidgenossen mit dem sagenhaften wohlstand (die hehler lassen sich das managen gut bezahlen) schwören auf die formel: unus pro omnibus, omnes pro uno. einer für alle, alle für einen (aus dem roman "die drei muskeltiere" ). diese appelle verlaufen im sand. lo
AronManfeld (43) ergänzte dazu am 01.12.12:
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 loslosch meinte dazu am 01.12.12:
nein, die stowe und der jüngere dumas waren ordentliche menschen. die oberschicht dürfte zt not amused gewesen sein, bei stowe zumindest. mit deinem wilden ritt zwingst du mich zu lit. basisbildung. beim älteren dumas las ich: er entdeckte früh sein schriftstellerisches talent. meines hab ich erst spät entdeckt. (-_-)
AronManfeld (43) meinte dazu am 01.12.12:
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 loslosch meinte dazu am 01.12.12:
dazu fand ich nichts. ich dachte an die tantiemen etc.
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