Morgen ist auch noch ein Tag

Erörterung zum Thema Europa

von  loslosch

Res serias omnes extollo ex hoc die in alium diem (Plautus, ~254 v. Chr. bis ~184 v. Chr.; Poenulus - Der kleine Karthager). Ernste Angelegenheiten verschiebe ich allesamt vom heutigen auf einen anderen Tag.

Als echter Römer war Plautus quasi ein Mensch aus den Subtropen. Wenn es mittags heiß ist, verschiebt man die Chose gern auf den Abend. Warum nicht auf morgen oder einen anderen Tag? Der Mittel- und Nordeuropäer denkt und fühlt anders. Wirklich?

Je höher sich die nationalen Schuldenberge der Euro-Mitgliedstaaten auftürmen, umso heftiger und wohlfeiler die Devise: Wir schultern die Krise, verschieben die Lösung auf einen anderen Tag. Am besten auf die Zeit nach dem Ende der Legislaturperiode. Nur liegt die in den einzelnen EU-Staaten je verschieden. Ein Perpetuum der Verschiebungen wäre es also. Zudem hat sich herumgesprochen, dass weiteres Verschieben gleichbedeutend ist mit weiterer Schuldenanhäufung. Warum sollte das nicht gehen? Seht, die USA machen es Europa doch vor! Sie hängen am Tropf von China mit seinen superschlauen Finanzberatern. (Dass die recht eigentlich dumm sind, ist ja deren Problem.) Allerdings besteht ein kleiner Unterschied: Jenseits des großen Teichs wurstelt eine starke Zentralregierung in Washington, in der EU hingegen wuseln mehr als ein Dutzend nationale Regierungen. Alle stützen alle? Nein, denn auch die Starken werden schwach, bleiben aber die Einäugigen unter den finanziell Erblindeten.

Wohin soll die Reise gehen? Wenn alles gut geht, nach etlichen Jahren, hin zu einer europäischen Zentralregierung mit der Verkehrssprache Englisch, ohne die Briten! - Im anderen Fall ein Schrecken ohne Ende mit Niedrigzinsen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Wenigstens dieses, sagen die wirtschaftlich Schwachen.


Anmerkung von loslosch:

Ein Text ohne Netz, ohne Matte, ohne Geländer. Der kann nichts taugen.

Eurṓpē, „die [Frau] mit der weiten Sicht“. (Wiki.)

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Kommentare zu diesem Text

Regentrude (53)
(20.11.12)
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 loslosch meinte dazu am 20.11.12:
in guter euro-tradition. merci, silke lolo

 Bergmann (20.11.12)
Gut, sehr gut!
Morgen morgen, nur nicht heute, sagen alle - und: Immer an der Wand lang, immer an der Wand lang ... ; -)
ttU

 loslosch antwortete darauf am 20.11.12:
das stück stammt aus 1907, die melodie von walter kollo, dem opa von rené kollo, der heute 75 wird. dann eben fürs GT-kind. lo

 EkkehartMittelberg (20.11.12)
Ich bin froh über die Aktualisierung mit Blick auf die weltweite Finanzkrise, die ich so realistisch sonst nirgends finde. Sie scheint mir logisch zu sein. 'Scheint' muss ich sagen, weil ich zu wenig davon verstehe.

 loslosch schrieb daraufhin am 20.11.12:
eines weißt du, ekki: bei tilgungsstreckungen i. s. griechenland hieß es vorher immer: die haben jetzt mehr zeit. seit neuestem eine andere sprache: time is money!

da aber offenbar keine bundesregierung, auch nicht eine rot-grüne, griechenland und andere rauswerfen will, habe ich meine alte prognose (2015 ist griechenland weg) geändert, mit 2 varianten. die VSE brauchen aber weit mehr als 10 jahre. danke, ekki. t.t. lo

 ViktorVanHynthersin (20.11.12)
Es ist und bleibt ein beliebtes Spiel, unliebsame Entscheidungen auf die nächste Legislaturperiode zu verschieben. Der Wähler könnte ja unangenehm von den nötigen Maßnahmen abgeschreckt werden.
Herzliche Grüße
Viktor

 loslosch äußerte darauf am 20.11.12:
auf bundesebene wirft rot-grün der regierung mangelnde haushaltsdisziplin vor. in nrw tut das die cdu.

es gibt kaum noch ideologische barrieren zwischen den parteien, dafür mehr taktieren und finassieren. merci, viktor lo
AronManfeld (43)
(20.11.12)
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 loslosch ergänzte dazu am 20.11.12:
bei bergmann gekupfert!? der gedanke ist zu schlicht. es geht ja um euronen, aron. den text hat ein altökonom gebastelt. war schon mentale maloche. schmissig, aber ohne lit. anspruch. so schreibt kaum die journaille. lo
AronManfeld (43) meinte dazu am 20.11.12:
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 loslosch meinte dazu am 20.11.12:
;-)

 Didi.Costaire (21.11.12)
Lieber Lothar,
heute, also dem gestrigen morgen, könntest du die Worte "recht eigentlich" miteinander vertauschen, ohne dir untreu zu werden.
Schöne Grüße, Dirk

 loslosch meinte dazu am 21.11.12:
recht eigentlich mags maniriert klingen, dirk. hier absicht. warum? die chinesen halten auslandsforderungen in BILLIARDENhöhe, in €! das ist aufgeschobener wohlstand für die darbenden chinesen. die diktatur, die von karl marx so viel ahnt wie die kuh vom sonntag, fürchtet das eigene volk. wohlstand - freizeit - freiheit. lo
Graeculus (69)
(03.11.18)
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 loslosch meinte dazu am 03.11.18:
:-)
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