Kapitel 10: Catfight with Sally

Schundroman

von  ViktorVanHynthersin

Wir schliefen eng aneinandergeschmiegt bis ca. 2 a. m., dann wachte ich aus unerfindlichen Gründen auf, fühlte ihren süßen Po an meinem Bauch, meine Hände an ihrer Taille und meine Nase in ihrem nach Vanille duftenden Haar.

Wenn die Biokovo für 9 a. m. am Pier erwartet wird, wird sie in der Nacht irgendwo vor Miami auf Reede liegen. Was wäre, wenn sie bereits in der Nacht entladen wird? Ein paar Powerboats mehr oder weniger würden niemandem auffallen. 

Auf den Kaffee verzichtend, benachrichtigen wir die Coast guard, das S.W.A.T-Team sowie den Chief und beriefen im Büro der Küstenwache eine kurzfristige Lagebesprechung ein. Inzwischen sollte mir ein Powerboat startklar zur Verfügung stehen. Die Position der Biokovo hatte sich seit ihrer Ankunft nicht verändert, doch die aus Kunststoff bestehenden Schnellboote konnte das Küstenradar nicht erfassen.

Viviana de Silvaro löste die Halteseile, ich starte den Motor und wir verließen den Hafen und nahmen Kurs auf die Biokovo. Unbehelligt konnten wir uns dem Schiff nähern. Um keinen Verdacht zu erregen, hatten wir absolute Funkstille vereinbart, was auch bedeutete, dass wir auf uns alleingestellt waren.

Ich drosselte die Maschine und reihte mich in die Reihe der Boote ein, die nach und nach mit kleinen Kunststofffässchen, die das Containerschiff über eine Rutsche verließen, beladen wurden. Je nach Bootstyp konnten das bis zu 20 Fässchen sein. Über ein an der Außenwand des Schiffes herabgelassenes Fallreep wurden Waffen getragen, die ebenfalls auf Schnellboote verladen wurden. Viv nickte mir zu, dann enterte sie die Biokovo.

Mit Drogen bis an die Oberkante beladen, folgte ich den anderen Booten Richtung Küste. Wir durchfuhren ein stillgelegtes Trockendock, was nur soviel Wasser eingelassen hatte, das die Schrauben der Powerboats nicht aufsetzen, wir warfen die Fässchen außenbords, wo sie im Wasser trieben und nach und nach von Männern mit Anglerhosen ins Innere der Tanks verbracht wurden. Die entladenen Waffen wurden getragen.

Ich kehrte in dem Moment zur Biokava zurück als eine gewaltige Explosion die Schiffswand auf Höhe der Wasserlinie zerriss und das Schiff langsam aber sichtlich Schlagseite bekam. Dass Sally das Schiff sprengte, sollte ich erst später erfahren.

Wie ein aufgescheuchter Schwarm Spatzen verließen die Speedboote das Containerschiff. Submarine hatte ich kurz zuvor in einem der Boote ausgemacht. Er blieb bei der Biokovo, was mir anzeigte, dass sich Sally noch an Bord befunden haben muss.

Immer schräger legte sich das Containerschiff ins Meer und die ersten Überseecontainer rutschten vom Deck, versenkten Speedboote und versanken gurgelnd. Wie ein kalbender Gletscher entledigte sich das Schiff seiner Last. Ich blickte nach oben und traute meinen Augen nicht. Viv kämpfte dort, wo einst die Reling gewesen sein musste, mit einer anderen Frau. Ich tippte auf Sally. Bruce Lee hätte seine Freude an diesem Kung Fu - Stil gehabt. Schläge und Tritte, Angriffs- und Abwehrbewegungen, tausendfach geübt und in Perfektion gezeigt, ließen mich erahnen, welche Lektion Sally dem Verwalter in der Lackiererei erteilt hatte.

Was dann geschah, beschert mir noch heute Albträume. Hinter den beiden Frauen baute sich eine Containerwand auf und schob sich Richtung Außenkante. In diesem Moment sackte das Schiff achtern ca. zwei Meter ab und veränderte die Bahn des Containers. Eine der Frauen wurde davon in die Tiefe gerissen. Sie stürzte auf einen schwimmenden Container und wurde vom nächsten herabstürzenden zermalmt.

Für einen kurzen Moment sah ich niemanden mehr an Deck und so konnte ich nicht sagen, ob Viv oder Sally auf so tragische Weise ums Leben gekommen war. Quälende Sekunden später rappelte sich Viv am Deck auf. Sie war durch das Absacken des Schiffs gestürzt und machte mir nun ein Handzeichen, dass mit ihr alles ok war.

Nun konzentrierte ich mich auf Submarine, der ebenso wie ich das Schicksal seiner Tochter hilflos vom Speedboat aus mit ansehen musste. Er riss den Gashebel nach hinten und das Boot beschleunigte geradezu explosiv. Mit hoher Geschwindigkeit raste er auf die Küste zu. Der Morgen wollte gerade erst erwachen und so war die Sicht eher schlecht. Schlecht war auch die Tatsache, dass die schwimmenden Container Richtung Küste trieben und somit Submarine und mich zu waghalsigen Manövern zwangen. Manche Container lagen so tief im Wasser, dass sie gerade von der Dünung überspült wurden und somit praktisch nicht zu sehen waren.

Durch den Zick-Zack-Kurs gezwungen, waren gezielte Schüsse nicht möglich und ich konzentrierte mich darauf, den schwimmenden Särgen auszuweichen. Submarine passierte Fisher Island und fuhr in die Biscayne Bay ein. Er wollte Dodge Island auf der östlichen Spitze umrunden was sein Fehler war. Sein letzter Fehler.

Der erste Schubverband der Tagschicht kam vom Betanken eines Kreuzfahrtschiffs und wollte zum Tanklager auf Fishers Island um Nachschub zu bunkern. Zwei Welten prallten aufeinander und brachte eine damit unwiederbringlich zum Stillstand. Eine kurze, aber heftige Explosion war das Ende von Tom Dalton und dem Powerboat. Seine Leiche wurde nie gefunden.

Langsam stieg die Sonne auf. Sirenen schallten über die Kais und durch die Dogs. Hubschrauber überzogen mit ihrem Krach das Hafengelände und verfolgten Personen, die zu Fuß, mit dem Auto oder mit dem Boot flüchteten. Ein Lastenhubschrauber, ein Chinook 47D, flog mit Kurs auf die Biokovo dröhnend über mich hinweg. Ich folgte ihm mit meinem Boot so schnell ich wegen der dahin treibenden Container konnte.

Die Biokovo war inzwischen gesunken und unzählige Container trieben auf dem Meer. Zwischen ihnen schwamm im ruhigen Seegang Viv hin und her. Erst als ich näher kam, verstand ich, warum sie die Gefahr auf sich nahm, in den Wellen zwischen zwei schwimmende Container zu geraten. Sie klopfte mit der Faust an die Außenwände, presste dann ein Ohr an die Wand und wartete auf eine Antwort. Sie rief mir zu, dass die Schiffsbesatzung und eine Geisel in einem der Container sein mussten, falls dieser noch nicht untergegangen wäre. Das hätte ihr noch Sally verraten, bevor sie das Schiff sprengte und sich mit Viv den Catfight lieferte.

Ich fischte das nasse Kätzchen aus dem Meer und gemeinsam fuhren wir nun von Container zu Container und wiederholten Klopfen und Lauschen. Bei einem der Letzten hatte wir Glück. Er ragte noch ungefähr drei Feet aus dem Wasser und es war höchste Zeit ihn und die eingesperrten Personen zu retten.

Viv übernahm das Steuer. Ich kletterte auf den Container und winkte den Lastenhubschrauber heran. Der warf vier Stahltrossen mit Haken ab und ich hakte diese an den Ecken des Containers ein. Auf mein Zeichen hob der Heli den Kasten aus dem Wasser und flog damit auf dem kürzesten Weg Richtung Küste.

Zuvor war ich ins Wasser gesprungen und schwamm zu Viv hinüber, die mich nun ihrerseits aus dem Wasser zog. Erschöpft, aber überglücklich lagen wir uns in den Armen.

Bleibt noch zu erwähnen, dass die gesamte Schiffsbesatzung und die Geisel den Containerfall vom Schiff und die anschließende Flugreise mit dem Hubschrauber mit Prellungen und anderen Blessuren überstanden haben. Dass es sich bei der Geisel um Rosalynn gehandelt hatte, muss ich wahrscheinlich nicht erwähnen. Dank ihrem Fortsetzungsartikel waren wir wochenlang die Helden von Miami, gleich hinter Sonny Crockett und Ricardo Tubbs.

Ende


 Powerboat

 Fallreep

 Chinook 47D

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Kommentare zu diesem Text

Steyk (61)
(25.01.13)
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 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 26.01.13:
Vielen Dank, lieber Stefan, dass Du bis zum Ende durchgehalten hast und für Deine wohlmeinenden Kommentare und Klicks!
Herzliche Grüße
Viktor

 irakulani (25.01.13)
Welch ein Showdown, lieber Viktor, den Mr. O'Malley und die Leser hier miterleben dürfen!
Bisher dachte ich, du bist ein toller Dichter - aber auch dein Debüt als Krimiautor ist mehr als vielversprechend!

Sehr gerne und mit Spannung vom Anfang bis zum Ende gelesen!

Herzliche Grüße,
Ira

 ViktorVanHynthersin antwortete darauf am 26.01.13:
Liebe Ira,
vielen herzlichen Dank für Dein Lob. Wenn Du gerade von Debüt schreibst.... soll O'Malley eine zweite Chance bekommen? Mal schauen )))
Allerbeste Grüße
Viktor

 AZU20 (25.01.13)
Mein Interesse ließ nie nach. LG

 ViktorVanHynthersin schrieb daraufhin am 26.01.13:
Das freut mich! Herzlichen Dank für Deinen Kommentar.
Liebe Grüße
Viktor
(Antwort korrigiert am 26.01.2013)

 EkkehartMittelberg (25.01.13)
Dieser Schundroman hat Sex-Appeal, ein happy end und einen Autor, der uns bisher verschwiegen hat, dass er seine profunden Sachkenntnisse als Cop in Miami erwarb.
Liebe Grüße
Ekki

 ViktorVanHynthersin äußerte darauf am 26.01.13:
Lieber Ekkehart,
vielen Dank für Deinen Kommentar und das Lob mit den profunden Kenntnissen. Es freut mich, dass Du als treuer Leser meine Geschichte begleitet hast.
Herzliche Grüße sende und ein entspanntes Wochenende wünsche ich Dir/Euch
Viktor
SigrunAl-Badri (52)
(25.01.13)
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 ViktorVanHynthersin ergänzte dazu am 26.01.13:
Liebe Sigrun,
vielen lieben Dank für Dein Lob, das beständige Lesen und Kommentieren. Mal schauen, ob Submarine wieder auftaucht oder O'Malley ein weiteres mal sein Unwesen treiben wird... ))
Auch Dir/Euch ein schönes und erholsames Wochenende wünschend, sende ich Dir herzliche Grüße
Viktor

 TassoTuwas (27.01.13)
FINALE FURIOSO,
in der Luft, auf dem Wasser und zu Land!
Rasante Krimigroteske im überzeugenden Schundromanstil (zwinker).
Hab mich amüsiert.
Herzlichst TT

 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 27.01.13:
Amüsement war mein erstes Ziel. ))
Herzliches Dank fürs treue Lesen.
Allerbeste Grüße
Viktor

 FloravonBistram (09.06.13)
So, ich flog durch Deinen Krimi und las begierig...aber welche Enttäuschung, er endet schon??? Das kann ich nicht durchgehen lassen. So ein Schundroman muss doch ca 50 bis 60 Seiten haben...heul, Du hast mir welche unterschlagen.

Zur Sache -
Super geschrieben, das macht Spaß...Lesespaß
LG Flo

 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 10.06.13:
Vielen Dank für Deinen Leseeifer und Dein Lob, liebe Flo. Patrick O'Malley ist als Dreiteiler angelegt. Der zweite Teil und ist fast fertig und der Dritte in Planung. Derzeit liest ein Verleger den ersten Teil. Schaun mir mal ...
Herzliche Grüße
Viktor
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