Sommerthaeter – pardon: ‐theater

Gedicht zum Thema Jahreszeiten

von  Möllerkies

Banger Blick aufs Thermometer:
Kommt der Sommer oder geht er?
Schläft der Südwind oder weht er,
bläst er weiter oder dreht er?
 
Sag mal, alter Wackelpeter,
fragen selbst die frömmsten Beter
Christi ersten Stellvertreter,
kommt der Sommer oder geht er?
 
Sommer, er war sonst ein steter
Gast; ein sehr beredter
und verlässlicher Vertreter
herrschte übers Barometer.
 
Dies Jahr kam ein obsoleter,
ein vom Winde fast verwehter,
unscheinbarer Leisetreter,
ohne Pauker und Trompeter.
 
Er erblüht, und schon vergeht er,
kaum vergangen, neu ersteht er.
Nie wird dieser Kerl konkreter.
Habt Geduld mit mir, so fleht er.
 
Sommer, lass doch das Gezeter,
sei nicht so ein Miesepeter!
Sommer, der weicht keinen Meter,
und erst im September geht er.

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Kommentare zu diesem Text


 susidie (21.07.13)
Oh was für ein herrliches Theater. Mit sonnigem Genuss gelesen. Sommerliche Grüße von Su :)

 Möllerkies meinte dazu am 22.07.13:
Heißen Dank! Martin
janna (66)
(21.07.13)
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holzköpfchen (31) antwortete darauf am 21.07.13:
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 Möllerkies schrieb daraufhin am 22.07.13:
Danke für den Kommentar. Es ist schon  "erstehen" gemeint, mit der Bedeutung "zum Leben wiedererwachen, auferstehen".

 Didi.Costaire (21.07.13)
.
Außer auf Kreta.
Dort geht er später.

Gruß aus dem Äther

 Möllerkies äußerte darauf am 22.07.13:
;-) Den Kreter musste ich auslassen - er passte nicht so recht in mein Sommertheater.

 Möllerkies ergänzte dazu am 15.08.18:
Späte Überarbeitung: Ich berücksichtige jetzt immerhin den Kon-Kreter.

 Lluviagata (21.07.13)
Schwer zu machen, aber echt gelungen! Ich tat es einst mit der Silbe 'atz. ;)

Liebe Grüße
Llu ♥

 Möllerkies meinte dazu am 22.07.13:
Danke! Ein Gedicht mit Versen auf -atz? Das müsste doch ratzfatz zu machen sein.

 Isaban (02.08.13)
Witzig gereimt, zeigt allerdings etwas Redundanz und ein bisschen Länge, wobei Letztere vermutlich den fast zu vielen eter-Möglichkeiten geschuldet ist.

Hinter "Vertreter" in S3 würde ich ein Komma setzen. Die Pauker, die anstelle der Pauken in S4 eingesetzte sind, gefallen mir als Wortspielerei gut, als Gewohnheitsmensch will ich an dieser Stelle natürlich nörgeln, was hervorragend zur inhaltlichen Negation passt.

Zum "erstehen": Sorry, da muss ich den beiden anderen Recht geben, entweder auferstehen oder entstehen, halbe Sachen kommen da einfach nicht gut.

Ein lockerflockiger, sommerleichter Text, der sich vergnüglich lesen lässt.

Liebe Grüße

Sabine

 Möllerkies meinte dazu am 02.08.13:
Liebe Sabine,

danke für die Rückmeldung.

Zum "erstehen" muss ich allerdings sagen: Auch du, Sabine? Was für  Goethes "Faust" gut genug ist ("Christ ist erstanden ..."), sollte auch für mein "Sommertheater" passen. Und von den vielen anderen Belegstellen zitiere ich noch eine, nämlich (du weißt warum)  Georg Trakl: "Und jene kleine Stadt im Talesgrund ersteht da wieder in meiner Erinnerung ..."

Viele Grüße
Martin

 Isaban meinte dazu am 02.08.13:
Lieber Martin,
ja, auch ich, schlichtweg weil es einfach wahr ist.

Man muss nicht die Fehler der Alten - nicht einmal die der großen Alten - wiederholen. Rilke hat z.B. auch mal "Parke" als Plural von Park benutzt, was aber noch lange nicht heißen muss, dass jeder, der sich für einen Dichter hält nun die im heutigen Sprachgebrauch absolut unübliche Pluralform benutzt.
Ich hatte dir schon einmal geschrieben, dass ich es für vermessen halte, als Forendichter ein Abbild von Trakl als Ava zu benutzen. Solche Sätze hier
Was für Goethes "Faust" gut genug ist ("Christ ist erstanden ..."), sollte auch für mein "Sommertheater" passen.
oder auch das Ratz-fatz-Sätzchen zu einem der vorangehenden Kommentare wirken nicht unbedingt bescheiden.
Toll, wenn jemand so viel Selbstbewusstsein hat, dass er sich nicht scheut, sich mit den ganz Großen zu vergleichen – noch toller, wenn man dabei nicht aus den Augen verliert, dass wahre Größe (und das möglichst nicht nur post mortem) sich auch in den Blicken der anderen spiegeln sollte.

LG Sabine

 Möllerkies meinte dazu am 02.08.13:
Liebe Sabine,

Wahrheit zu behaupten, ist einfach, Wahrheit zu belegen, weniger. Ich habe ein Wörterbuch, Goethe und Trakl als Zeugen aufgeboten - und  hier findest du Dutzende weitere Belegstellen. Du begnügst dich mit der schlichten Behauptung, so sei es falsch - und das ist bescheiden?

Lies meinen Satz einfach mal als "Was für den größten Dichter gut genug ist, sollte auch für den kleinsten passen." Das ist also unbescheiden? Der Ratzfatz-Satz ist v. a. ein Wortspiel mit dem Reim "-atz"; den politisch korrekten Ironieindikator habe ich mir allerdings verkniffen.

Verwunderte Grüße
Martin
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