Siderodromophobie

Gedicht zum Thema Reisen

von  Möllerkies

Blanke Angst befällt mich immer,
wenn ich Bahn fahr, nichts ist schlimmer.
Und zu meinem Unbehagen
hat zum Beispiel beigetragen:

a) Sie sagen durch, sie bäten
um Verständnis fürs Verspäten,
führen als Begründung auf:
Störung im Betriebsablauf.

b) Man bittet um Verzeihung
für die falsche Wagenreihung.
c) Ein Zettel lässt mich stutzen:
Bitte andre Tür benutzen.

d) Kurz hinter Wuppertal
eine Störung am Signal.
Weiterfahrt, es tut uns leid,
erst in unbestimmter Zeit.

e) Verspätung: 10 Minuten.
Anschlusszug? Man muss sich sputen!
Trotzdem hat man schlechte Karten:
Leider kann der Zug nicht warten.

f) Da rauft man sich die Haare:
Fahrgastrechte-Formulare
auszufüllen bringt, das weiß ich,
bis 4 € 35.

Alles das ist nicht zum Lachen
und kann dingsdaphobisch machen.
Bahnangst, Zugzwang, Störungswahn –
ich sag: Sänk ju, Deutsche Bahn.


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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (30.01.22, 01:43)
In der Tat, Martin, da hat man mitunter schlechte (Fahr-)Karten...

Du hingegen hättest gute Karten, wenn du dich als Mann für die Lautsprecherdurchsagen am Bahnhof bewerben würdest. Du kennst sie alle.

Schöne Grüße,
Dirk

 AchterZwerg meinte dazu am 30.01.22 um 07:31:
Stimmpt! *lautauflach

 Möllerkies antwortete darauf am 30.01.22 um 16:09:
Ja, ich habe auch intensive Feldstudien betrieben, bevor mich an diesen Text gewagt habe. Danke, Dirk. :) Martin

 AchterZwerg (30.01.22, 07:37)
Unerwähnt bleibt die häufige und ergiebige Korrespondenz mit der Bundesbahn.
Ich kann mich an über 30 (zunehmend verzweifelte) Emails erinnern, mit stetig wechselnden Gesprächspartnern - am Ende dieser Farce wurden mir allerdings fünf Euronen gutgeschrieben. :)

 Möllerkies schrieb daraufhin am 30.01.22 um 20:18:
Stimmt, Korrespondenz habe ich stets gemieden - immer nur das Fahrgastrechtefomular mitgenommen, ohne es jemals auszufüllen. :D
Fahrgastrechteformular: auch ein schönes Wort aus dem Zugbegleiter-Vokabular. Das muss ins Gedicht - siehe Punkt f). Danke, Achter. ;)
Martin

Antwort geändert am 30.01.2022 um 20:30 Uhr

 plotzn (30.01.22, 09:48)
Und sie gibt dir ganz den Rest,
wenn Weselsky streiken lässt...

Liebe Grüße
Stefan

 Möllerkies äußerte darauf am 30.01.22 um 20:34:
So isses. Danke, Stefan.
:-) Martin

 TassoTuwas (30.01.22, 10:20)
Moin Möllerkies,

Als noch die Lok der Heizer heizte
und die Familie zum Ausflug reizte
da hatte die Bahn noch richtig Kohle
und Emma und Lucas waren Idole 
heut ist sie - was keinen wundert
ein Ding aus dem 19. Jahrhundert!

Schöne Grüße
TT

 Möllerkies ergänzte dazu am 30.01.22 um 21:13:
Genau. Danke, Tasso.
:-) Martin

 GastIltis (30.01.22, 11:00)
Ich war beim ersten Lesen ergriffen,
Der Vorstand hat mich zurück gepfiffen.

Sei dennoch herzlich gegrüßt von Gil.

 Möllerkies meinte dazu am 30.01.22 um 21:37:
Herr Lutz? Nein, wohl der Herr Bahnhofsvorstand, oder? Danke, Gil. :)
Martin

Antwort geändert am 30.01.2022 um 21:55 Uhr
Browiak (67)
(30.01.22, 11:43)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Möllerkies meinte dazu am 30.01.22 um 21:52:
Vielen Dank, Browiak. :)
Martin

 AZU20 (30.01.22, 12:51)
Man solte mal wieder mit der Bahn fahren. Macht offensichtlich Spaß. LG

 Möllerkies meinte dazu am 30.01.22 um 21:53:
Ja, immer wieder unterhaltsam. Danke, Armin. :)
Martin

 TrekanBelluvitsh (30.01.22, 16:23)
Pah! Immer dieses junge Volk. Wir waren früher so arm, wir konnten uns gar keine Verspätung leisten!

 Möllerkies meinte dazu am 30.01.22 um 21:55:
Ja eben. Danke, Trekan. :)
Martin
Agnete (66)
(30.01.22, 18:46)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Möllerkies meinte dazu am 30.01.22 um 22:00:
Das ist ein Thema, mit dem ich intensiv vertraut bin; da weiß ich jedenfalls, was ich zum Ausdruck bringen will. Danke, Agnete. :)
Martin

 Pfeiffer (31.01.22, 15:51)
Auch so was kommt vor:

Knurrt dem Reisenden der Magen,
Will er in den Speisewagen.
Doch viel Gedränge in den Gängen
Und keine Chance, sich durchzuzwängen.

Gruß vom pfeiffer

 Möllerkies meinte dazu am 31.01.22 um 23:55:
Danke für den Hinweis, Herr Pfeiffer. Ich versuche gerade, mich an die typische Durchsage zum Thema "Speisewagen" (veraltet für "Bordgastronomie") zu erinnern: "Wir bedauern, Ihnen während der gesamten Fahrt keinen bordgastronomischen Service anbieten zu können." :)

 Graeculus (14.06.22, 18:18)
Gut, daß Du nur Beispiele anführst - der Realität des Bahnfahrens entspringen noch weitaus mehr Fälle.
So etwa (Anfang Juni erlebt): medizinischer Notfall im ICE, Halt in Siegburg, Weiterfahrt unbestimmt, erst nach Eintreffen des Notarztes. Den Passagieren nach Frankfurt wurde ein anderer ICE empfohlen, der eigens aus diesem Grunde in Siegburg halten solle. Mehr als 50 Passagiere vertrauten dieser Information, verließen den Zug und wechselten auf ein anderes Gleis, wo sie der Dinge harrten, die da kommen sollten. Was nicht kam, war der andere ICE; dafür fuhr unserer dann ohne Vorwarnung los, da der Notfall offenbar versorgt war. Die Gesichter und Drohgebärden der auf dem falschen Gleis Zurückgelassenen hätten eines Möllerkieses bedurft, um sie zu beschreiben.

Nur: die Fahrtkostenerstattung bringt durchaus mal mehr als 4,35 Euro.

Kommentar geändert am 14.06.2022 um 18:22 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 15.06.22 um 14:14:
Vgl.

https://www.youtube.com/watch?v=srScNNEpXyQ

 Möllerkies meinte dazu am 16.06.22 um 00:23:
Ja, das sind die herzerwärmenden Geschichten, die die Bahn schreibt, danke fürs Mitteilen, Graec. Und das Lied der Besserwisser klingt ja fast wie eine Vertonung meines Gedichts.

:) Martin
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