Der Tanz der Hexen

Skizze zum Thema Andere Welten

von  blauefrau

Ich schaue auf die vier Hexen, die ich mit meiner Laterne anleuchte und sehe, dass es doch drei sind, die ein weiteres Wesen tragen. Sie ziehen mich magisch an: ihre spitzen Hüte, deren Farben mich an Kupfer (das Grün) und an königliches Gold erinnern, der Aberwitz, mit dem diese Hüte sich teilen und nach oben in zwei Spitzen zulaufen, das maskuline und gleichzeitig kindliche Aussehen der Hexen, ihre kühle und stumpfe Aura, das nachlässige Verhüllen ihrer Blößen durch Stoffbahnen, die sich aufbauschen, ihre körperliche Verbindung, ihr Zusammenschluss und ihr Tragen eines Körpers, der nackt scheint und verzweifelt, willenlos und mit den Augen eine Verbindung nach außen sucht. Quälen sie sie/ihn? Ist es ein außenstehendes Wesen, das als schuldig erkannt und gefangen wurde, eine von ihnen, die sich nicht an die Regeln hielt und fallengelassen wurde? Quälen sie eine Unschuld, willkürlich, ohne Grund? Ein Spiel, eine grausames Spiel, das sie vereint und ihre Gesichter kindlich ernst wirken lässt. Mit großem Eifer halten sie das schreiende Bündel, unberührt von äußeren Gegebenheiten halten sie das Wesen und bilden eine Kuppel, unter der sich verbirgt: ein Esel, der aus einer Senke eine Anhöhe ansteigt, weiter ein menschliches Bündel, von Stoff umgeben, das den Körper und den Kopf zu Boden presst und ein Wesen, dass nach vorne läuft, von dem Hexenspiel weg und versucht, das Gesicht zu verbergen, die Augen von dem Schauspiel fernzuhalten. Was sehen sie, was ich nicht sehe? Was hören sie, was mein Trommelfell nicht zum Schwingen bringt? Könnte ein Bewegungsmelder Abhilfe schaffen, eine Kamera, die Zwischenstufen von allem wiedergibt, die ich mit bloßem Auge nicht erkennen kann?
Entferne ich mich mit meiner Laterne von dem schaurigen Spielort, geht das Licht mit mir. Absolute Schwärze. Ich schlenkere mit der Laterne nach vorn. Ich laufe auf die Hexen zu.Ich springe. Meine Augen zuhalten, damit ich etwas nicht sehe, was ich jetzt nicht wahrnehme? Es ist trotzdem da: auch wenn alles dunkel ist, schwarz, halten sich in dem Dunkel Farben auf, Bewegungen finden statt, Handlungen werden ausgeführt, kein schwarze Mauer richtet sich auf, sondern ein magischer Zirkel, der mich in seinen Bann zieht. Ein Biotop der Schwärze, ausgebracht vom Stand der Sonne, das mit Liebe und ihrer Abwesenheit spielt und an Grausamkeit seinesgleichen sucht.


Anmerkung von blauefrau:

Tanz der Hexen
von Goya

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