Private Streitkultur

Satire zum Thema Streit

von  loslosch

Omne dixeris maledictum, cum ingratum hominem dixeris (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Nichts als Schmähung würdest du aussprechen, wenn du jemanden als undankbar bezeichnest. Oder: Die schlimmste Beleidigung sprichst du aus, wenn du jemanden undankbar nennst.

Es sperrt sich etwas in einem gegen die Gültigkeit der Aussage. Das ganze Arsenal von Schmähungen und Beleidigungen soll in seiner Tragweite nachrangig sein? Denkt man über die alte Sentenz etwas länger nach, sollte zumindest klar werden: Jeglicher Vorwurf in derben, rohen Worten kann, ja wird auf den Sprecher zurückfallen, vor allem im Meinungsspiegel der Unbeteiligten. Der schnörkellose Vorhalt der Undankbarkeit hat den Vorzug, dass er nach außen hin schlicht daherkommt, sogar Nachdenklichkeit und Rückfragen auslösen und die Debatte beleben kann.

Gegen die Allzweck-Gegenwaffe "... und du erst!" ist jedoch kein rechtes Kräutlein gewachsen.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (06.12.13)
Man könnte auch gegen den Spruch einwenden, dass auf Dankbarkeit berechnete Wohltaten einen schalen Nachgeschmack haben.
t.t.
Ekki

 loslosch meinte dazu am 06.12.13:
das ist der gegenpol. prozesse im eigenen kop dringen nicht nach außen. es gibt ausnahmen. mein seliger oheim (auf der spendierten fahrt zum nürburgring), an den neffen gewandt: "hat deine mutter nicht gesagt, dass du dich freuen sollst?"

 tigujo (06.12.13)
Ein bewußt "unpolitischer" Sager wohl: Denkbar, doch eh klar, dass es so ist wie es ist

Denn: Es heißt weder umsonst noch gratis, dass in der Politik zählt Dankbarkeit nur bekanntlich Nüsse und Nix.

Jedes La(h)mento über Undankbarkeit zeigt - seit Jahrtausenden, siehe oben dokumentiert - bloß dies eine:

Man kränkt sich zwar, wenn auch (zu) spät, sich in der situösen Pfandleihe des Überschwangs letztendlich keinen einlösbaren Revers ausgeben hat lassen, welch grausam Pech im Nachhinein.

Lo, guter tet á Text, guter Kommentar.
Bin nicht un-, sondern dankbar darob, und hudle ein wenig Lob

lg tigujo

 loslosch antwortete darauf am 06.12.13:
nachtmensch! (merkt ja sonst keiner.) "tet á Text" ist schön multikulti. lo

 niemand (06.12.13)
Man hat das Recht eine Wohltat abzulehnen, denn nicht alles was ein Wohltäter für eine Wohlsteigerung hält,
ist eine solche. Hier müsste man erst wissen, was wohlgedacht/wohlgemeint und wohl getan ist.
Nimmt man jedoch eine Wohltat an und profitiert von einer solchen, dann könnte man doch von jemandem der nicht auf seinen Kopf gefallen ist und der sich selber nicht als
einen "Wohltats-Empfänger von Gottes Gnaden" hält, doch gewissermaßen eine Art Dankbarkeit erwarten. Eine Anerkennung zumindest in Richtung dessen, welcher ihm
einen solchen Vorteil/Gutes beschert hat. Natürlich darf man solches nicht in der heutigen Zeit aussprechen wo uns doch allen und jedem alles und sofort zusteht (besonders alles Soziale, für welches sich andere in Vergangenheit ihren Arsch aufgerissen und oft ihr Leben gelassen haben, das nur nebenbei) insofern ist Dankbarkeit häufig ein Fremdwort. Mich wundert es nicht, wenn sich jemand um einen anderen bemüht hat, diesem Gutes getan, derjenige solches angenommen hat, um dann selbstbesoffen von dannen zu schreiten, mich wundert es nicht, wenn ihm der "Wohltäter" die Pest an den Hals wünscht.
Mit herzlichen Grüßen, Irene

 loslosch schrieb daraufhin am 06.12.13:
im stillen darf man dankbarkeit erwarten. aber niemals einfordern. wenn anstelle von dankbarkeit eine art arschtritt erfolgt, darf man im stillen auch die pest wünschen. lo

 niemand äußerte darauf am 06.12.13:
Natürlich kann man Dankbarkeit nicht einfordern -
wie auch? Mit Handschellen, per Backpfeife, per Gesetz?
Die muss schon vom Wohltat-Empfänger kommen.
Doch von Menschen, welche Gutes, woher dies auch kommen mag, nicht als ihr ureigenes
Privilegium ansehen, wird sie kommen, freiwillig und gerne.
LG Irene
Graeculus (69)
(06.12.13)
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 loslosch ergänzte dazu am 06.12.13:
natürlich MUSSTdu gott dankbar sein, wolfgang. aber erst mal musst du an ihn GLAUBEN! (und dann musst du am ende dran glauben, ob gläubig oder nicht).
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