Diplomatische Gegebenheiten

Glosse zum Thema Streit

von  loslosch

Ita comparatam esse naturam omnium, aliena ut melius videant et diiudicent quam sua (Terenz, ~190 v. Chr. bis ~158 v. Chr.; Heauton timoroumenos - etwa: Der sich selbst Peinigende). Die Menschen sind von Natur so beschaffen, dass sie Fremdes besser erkennen und unterscheiden als eigenes.

Oft wird Terenz dahin interpretiert, die Menschen würden Fremdes besser beachten und begutachten. Doch stets bleibt der Sinn etwas im Verborgenen. Eine plausible Interpretation wäre: In fremden Angelegenheiten können unbeteiligte Dritte ein besseres Urteil abgeben als in eigenen. Wer hat nicht schon beobachtet, dass sogar Pedanten, Egozentriker und Rechthaber in der Lage sind, in Streitigkeiten Dritter ein sachkundiges Urteil zu fällen? Sind sie keinem der am Streit Beteiligten persönlich verbunden und vertreten sie keinerlei eigene Interessen, so sind sie für eine Vermittlungstätigkeit aufgrund ihrer eigenen Streitbarkeit und Streitlust sogar außerordentlich befähigt. Dank ihrer Begabung, die Positionen der jeweiligen Seite vertieft zu ergründen.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(08.08.14)
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 loslosch meinte dazu am 08.08.14:
jaja, der mensch ist ein gewohnheitstier. wenn es keine frauen gäbe, müsste man(n) sie erfinden.

 TrekanBelluvitsh (08.08.14)
Deine Interpretation ist hier treffend und ich folge ihr voll und ganz.

 loslosch antwortete darauf am 08.08.14:
fragen können wir terenz ja nicht mehr.

 TrekanBelluvitsh schrieb daraufhin am 08.08.14:
Mein Vorschlag wäre, die Altvorderen nicht zu unterschätzen. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich der Meinung wäre, früher sei alles besser gewesen. Vielmehr sollten man von dem viel geliebten Vorurteil Abstand gewinnen, dass der Mensch, in seiner gegenwärtigen Existenzform die Krönung seiner Spezies wäre. Unser Denken unterscheidet sich nicht sehr von dem unser Gattungsebenbilder von vor 4.000 Jahren.

 loslosch äußerte darauf am 08.08.14:
meine rede!

 niemand (08.08.14)
Ja, so ist es mit dem Abstand und dem daraus resultierenden "Urteil" :


Nasiges

Veratmet in den eignen Mief,
wird Menschens Selbstbetrachtung hinken -
ihm duftet vieles positiv,
was andern längst beginnt zu stinken.

Gelangt jedoch aus frischer Luft
er in den Mief der andern rein,
dann meint er, sprechen die vom Duft:
Es röche aber garnicht fein. ))

mit scherzlichen Grüßen, Irene

 loslosch ergänzte dazu am 08.08.14:
o wie fein! poste das mal selbst. in der 1. zeile mit "vernebeln" hantieren.

 niemand meinte dazu am 08.08.14:
Meinst Du: "Vernebelt von dem eignen Mief"?
Kann ich mir ja noch überlegen, das mit dem Posten

 loslosch meinte dazu am 08.08.14:
ja, vllt. sogar "benebelt".

 WortGewaltig (10.08.14)
Ich schreibe, wenn man mich in Umfragen danach fragt, was mein größter Wunsch wäre: Ich würde mich gern mal so sehen wie ich andere sehe.
Wir sind und bleiben blind für uns selbst.
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