Milieustudie während einer Busfahrt aus Frankfurt am Main

Beschreibung zum Thema Kommunikation/ Dialog

von  LotharAtzert

Sokrates - wen von den Anwesenden wünschtest du zu einem erörternden Dialog? - vielleicht den Jungen mit den Eiterpickel, der gerade in den Döner beißt, wie der Löwe in einen Zebrahals und seinem Nachbarn zwischendrin zuruft: "ich fick deine Mutter!" - wobei noch ein paar Brocken vom Mund in die Tasche einer Mitfahrerin fallen ... da kann sie was sparen ... oder den Verkabelten mit dem leeren Blick, den gegeelten Haaren, den halbheruntergelassenen Hosen und den offenen Schuhen?
- Gangnam-Style, ich versteh' ... Lieber den Dicken mit der Boxernase, der einen Mitschüler schubst, bis der das Gleichgewicht verliert, so daß ein Dritter emphatisch "geil!" brüllt? Den mit dem Hautausschlag, der die offene Flasche Cola so hält, daß wenn der Bus gleich losfährt, meine Jacke unfreiwillig Bekanntschaft mit der Zuckerbrühe machen muß?
Oder den, der einem weiter vorne Sitzenden per Ipot erklärt, wo und warum er sitzt? - wobei ich bei der Lautstärke nicht versteh, warum sie das Gerät nicht einfach weglassen.
Oder doch den, der "fick dich selbst du Arschgesicht" dicht an meinem Ohr vorbei kreischt?
Nein? Lieber den, der seinen Schleim frei von der Raucherlunge auf den Boden rotzt - zum Glück ist mein Gehörgang noch vom Fickschrei paralysiert - und mit einem zufriedenen Rülpser abschließt ... oder den ... oder den da ...

.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (07.01.14)
(...) so daß ein Dritter emphatisch "geil!" brüllt?
Ich gebe zu: Das war ich! Denn ich liebe Busfahrten oder solche mit der U-Bahn, Straßenbahn undundund...
Immer wenn ich Zweifel habe, ob ich eine Figur in einer Erzählung überzeichnet habe und denke 'So etwas gibt es doch gar nicht', nehme ich den Bus, die U-Bahn, die Straßenbahn undundund...
und stelle fest 1.) das gibt es doch und 2.) wie einfallslos ich bin.

 LotharAtzert meinte dazu am 07.01.14:
Hab's mir fast gedacht. Ich werde Dich Sokrates empfehlen, Trekan, sobald ich ihn treffe! )

 TrekanBelluvitsh antwortete darauf am 07.01.14:
"Geil!" *emphatischbrüllend*
;-)

 EkkehartMittelberg (07.01.14)
Wenn du eine Busfahrt in Neukölln gemacht hättest, wärest du bestimmt zu einem freundlicheren Befund gekommen. )

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 07.01.14:
Das mag sein, aber das Schicksal wollte es nunmal so.
Aber im Ernst: ich glaube, es geht heute in jeder Großstadt ähnlich zu, so um die Mittagsstunden ... grausam ...

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 07.01.14:
Ja, auch Neukölln ist als Bestätigung nur zufällig herausgegriffen.
BabetteDalüge (67)
(07.01.14)
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 LotharAtzert ergänzte dazu am 07.01.14:
Ob Deine Worte den Ekkehart erreicht, ist fraglich, da hättest Du auf seinem Kommentar antworten sollen.
Das Ganze ist aber so absurd, daß ich die Witzeleien durchaus verstehe - ich selbst habe es ja auch mit einem kopfschüttelnden Grinsen geschrieben.
Natürlich hast Du vollkommen Recht mit dem Relativieren.
Danke
Gruß
Lothar

 susidie (07.01.14)
Und all das in einem einzigen Bus? Um welchen Prozentsatz der Fahrgäste handelt es sich hier? Bin schon lange nicht mehr Bus gefahren, wie gut, dass es hier keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt:) Und doch habe ich Hoffnung, dass es überzeichnet dargestellt ist. Woher ich die nehme, keine Ahnung.
Auf jeden Fall, gut geschrieben. Gruß von Su :)

 LotharAtzert meinte dazu am 07.01.14:
Die Überzeichnung ist leider nur mäßig. Der Prozentsatz an Schüler - es war um die Mittagszeit - lag etwa bei 80%
Ja, da kommt man schon etwas ins Grübeln ...
Danke
Gruß
Lothar
Koka† (46)
(07.01.14)
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 LotharAtzert meinte dazu am 07.01.14:
Ja, der braucht keine Erklärung.
Aber jeden Tag müsste ich das auch nicht haben. Ich stell mir grad vor, wie das für diejenigen "Erwachsenen" ist, die tagtäglich um die Mittagszeit den gleichen Zirkus erleben müssen ... kann man sich an sowas gewöhnen?
Danke Dir
Koka† (46) meinte dazu am 07.01.14:
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Sardinenfischer (48) meinte dazu am 07.01.14:
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 LotharAtzert meinte dazu am 07.01.14:
Verändern?
Wer bin ich denn, daß ich das Recht hätte, in Lebenswege einzugreifen. Ich schreibe respektive stelle es zur Verfügung, aber übe keinen Lese- noch sonstigen Zwang aus.
Nein nein, ich lasse jedem sein Schicksal, gegebenenfalls auch seine Schicksalsverweigerung, bestehe aber auch darauf, daß man mir das meine läßt!
Sardinenfischer (48)
(07.01.14)
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 LotharAtzert meinte dazu am 07.01.14:
Danke für Deinen Kommentar.
Was ich nicht verstehe: wieso gebe ich, der ich bis heute übrigens in keiner Oper war und Kant auch nicht mag, denen keine Chance?
In einem Punkt will ich Dir allerdings widersprechen: Die Menschen nicht so zu nehmen, "wie sie sind."
Sind sie denn so? - oder sind sie nicht eher das verzerrte Abbild ihrer sogenannten Erzieher?

Was ich mit dem Hinweis auf Sokrates sagen wollte: wir haben heute nur noch eine begrenzte Dialogbereitschaft und das bedauere ich - mit der Person des Philosophen hat es also eher weniger zu tun.

Gruß
Affe Lothar
Sardinenfischer (48) meinte dazu am 07.01.14:
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 LotharAtzert meinte dazu am 07.01.14:
Wenn Du fragst: Was ist denn "Sein", so sehe ich darin den Versuch, zu philosophieren. Klar, daß ich da antworte und, um meine Position kenntlich zu machen, den nächsten Philosoph, den Du sicher noch weniger mögen wirst, ins Spiel bringe. (Es gänge auch ohne, würde aber eine weitere Din-A-4-Seite füllen)
- Heidegger unterschied zwischen "Sein" und dem "Seienden." Wir sprechen hier vom Seienden, welches der Veränderung unterworfen ist. Insofern ist das Abziehbild ein seiender Zustand:
"Das Sein entzieht sich, indem es sich in das Seiende entbirgt."

Es nutzt nichts, wenn man die sogenannte Akademikersprache mit der sogenannten Fäkalsprache neutralisieren möchte. Beides sind Extreme und bedingen sich gegenseitig. Ich halte es da eher mit dem mittleren Weg und bedauere es aufrichtig, wenn das arrogant rüber kommt - aber so ist es halt. Nix für ungut.
Sardinenfischer (48) meinte dazu am 07.01.14:
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 LotharAtzert meinte dazu am 07.01.14:
Ich habe über eine Busfahrt geschrieben, wie mein Subjekt sie empfunden hat. Wenn du Probleme damit hast, dann hab sie halt!
"Blöde" Tippfehler gibt es übrigens nicht, sondern nur ... ach Gott, was solls ...
(Antwort korrigiert am 07.01.2014)
Jeane (20)
(07.01.14)
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 LotharAtzert meinte dazu am 07.01.14:
Du hoffst das, Jeane. Was würde das ändern?
Jeane (20) meinte dazu am 07.01.14:
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LancealostDream (49)
(07.01.14)
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 LotharAtzert meinte dazu am 07.01.14:
Thank you Lance. See you ...;-)))
LancealostDream (49) meinte dazu am 07.01.14:
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 LotharAtzert meinte dazu am 08.01.14:
Hab gerade erst die Kiste eingeschaltet. Erstaunlich, wer da alles sich die Ehre gibt inzwischen. Jajaja, ich hab jetzt für den Rest des Jahres genug Mütter zum FICKEN!!!

 Songline (07.01.14)
Mh. Erinnert mich daran, dass stets mit erhobenem Zeigefinger "Die Jugend von heute!" gebrüllt wird. Über alle Generationen hinweg.
Ich frage mich gerade, bei welcher Gelegenheit über dem Erzähler der Zeigefinger schwebte.
Liebe Grüße
Song
R.O.F. (53)
(07.01.14)
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 Jorge (07.01.14)
Leckere Fahrgäste - ich sags ja, ich leb im paraiso.

 LotharAtzert meinte dazu am 08.01.14:
Ja - Du gehst ohne Essen und Trinken rein in den Bus und kommst mit einem halben Döner und Cola raus - das hieß früher mal Wirtschaftswunder.
Als Vegetarier wäre mir eine Apfelsine allerdings lieber ...
Danke Jorge
JakobJanus (35)
(07.01.14)
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LancealostDream (49) meinte dazu am 07.01.14:
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JakobJanus (35) meinte dazu am 07.01.14:
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Koka† (46) meinte dazu am 07.01.14:
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JakobJanus (35) meinte dazu am 07.01.14:
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Koka† (46) meinte dazu am 07.01.14:
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LancealostDream (49) meinte dazu am 07.01.14:
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JakobJanus (35) meinte dazu am 07.01.14:
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Koka† (46) meinte dazu am 07.01.14:
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Jeane (20) meinte dazu am 07.01.14:
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LancealostDream (49) meinte dazu am 08.01.14:
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 Oskar meinte dazu am 29.01.18:
Mag den Text immer noch nicht. Die Jugendlichen werden sicherlicher einen guten Grund haben sie so aufzuführen. Eine Milieustudie über die Welt in der sie Leben müssen wäre passender.

 LotharAtzert meinte dazu am 29.01.18:
Darf ich ihn trotzdem stehen lassen?
Der Grund der Jugendlichen war nicht meine Intention. Ich habe nur mein Umfeld geschildert, wie es sich mir bot und mich gefragt, ob Sokrates diese Herausforderung annehmen würde.
Mindestens ein Jugendlicher tat mir leid, nämlich der, der von einem anderen umgerissen wurde.
Last but not least habe ich mir keine Studie ausgesucht, sondern das tat das Leben für mich.

 Oskar meinte dazu am 30.01.18:
Habe ihn gemeldet. Morgen Abend wird er verschwunden sein. Scherz. Dann, bezogen auf deinen letzten Satz, geht es dir ja wie den Jugendlichen.

 LotharAtzert meinte dazu am 30.01.18:
Jetzt mal ehrlich: würdest Du es lächelnd hinnehmen, wenn Dir jemand - egal welchen Alters! - Teile seines Döners mutwillig (großkotzig) in die Tasche kotzt?

 toltec-head (07.01.14)
Wie wär´s mit einer nächsten Milieustudie aus einem Altersheim?

Schon mal von Crush-Movies gehört? Kann man auch zu alt für sein. Selbst Käfer haben ihre Würde.

 LotharAtzert meinte dazu am 08.01.14:
Apropos Altersheim - hast Du nicht von Orgasmus und kleinem Tod Aphos geschrieben? - diese Gleichsetzungen sind über 3000 Jahre alt. Die Hindus haben daraus einen
"Tantra-Yoga" gemacht.

 Fuchsiberlin (08.01.14)
Nun jut, 13 Kommentare bisher unter diesem Text, dann lasse ich mich nicht lumpen.

Ich frage mich gerade, wer denn die anderen nicht beschriebenen Fahrgäste waren. Die Antwort erübrigt sich, denn es soll hier nur ein Ausschnitt von einer bestimmten Gruppe wiedergegeben werden. Dann frage ich mich, ob derjenige, der diese Situation miterlebte, und diese beschreibt, in seiner Jugend immer ein braver, wohlerzogener, nicht rebellischer, gehorsamer, vorbildlich freundlicher, sprachgewandter, und bei allen Erwachsenen allseits geliebter Heranwachsender war. Jede Jugend bedient sich ihrer eigenen Sprache, entwickelt ihre eigene Sichtweise.

Auf der anderen Seite enthält die Beschreibung auch Wahres. Zumindest, was einen Teil der heutigen Jugend angeht. Nur früher war nicht alles besser, schon gar nicht die Jugend. Junge Menschen werden gerade in der heutigen Zeit durch die vielen verschiedenen Medien beeinflußt, und natürlich wie in jeder Generation: Durch die Erwachsenen.

So oder so, eine Studie schaut anders aus. Und manch ein Erwachsener verhält sich im Alltag/im Leben nicht besser als manch ein Jugendlicher, der in diesem Text beschrieben wird. Darüber sollte man vielleicht auch mal nachdenken...

 LotharAtzert meinte dazu am 08.01.14:
Ja 13 - dh. ich hab den Nerv Einiger getroffen, wie es scheint.
Die anderen 20% waren keine Schüler, also bunter Haufen querbeet.
Ich war nicht brav und hab damals noch Dresche, wie viele anderen auch, bezogen. Ich war auch nie vorbildlich, dafür ungehorsam gegen die Erzieher, auch freundlich eher selten, sprachgewandt, ja ich sprech a bisserl frankforderisch, ribbsche mit Kraut un Ebbelwoi. Jetzt warum fragst Du?

Und ich soll gesagt haben, früher sei es besser gewesen? - den genauen Wortlaut hätt ich da gern. Von besser und schlechter steht ebenso nichts - ihr scheint mir doch schamlos vielerlei anzudichten, das ich nur vom Hörensagen kenne. Und ansonsten fick ich deine Mutter, kannste ihr sagen ...
MarieM (55)
(09.01.14)
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 LotharAtzert meinte dazu am 09.01.14:
"Hier sehe ich einen Erwachsenen, der junge Menschen schimpft."
Marie, das stimmt so nicht!
Ich resümiere: ich frage (hypothetisch) den Sokrates: "wen von den jungen Leuten würdest Du zu einem deinenr Dialoge mitnehmen?" - und zähle - skeptisch, ist klar - auf, was ich sehe und bin mir nicht sicher, ob der Philosoph aus dem Angebot fündig würde.

Daß ich und weitere Fahrgäste genervt waren von der Schreierei, ist doch verständlich. Aber kein Wort kam mir über die Lippen, dazu bin ich viel zu sehr Beobachter, schließlich merkte ich schnell, daß das ein guter Stoff wird.
Es ist auch unwahr, daß ich, wie einige andere hier vermuteten, "die Jugend!" dachte. Kollektive gehen mir schon lange am Arsch vorbei. Der Junge, der umgerissen wurde, tat mir leid und die Frau, der man in die Tasche kotzte, ebenfalls.
Alles weitere wurde mir von den entsprechenden Kommentatoren angedichtet, weil sie sich, vermutlich selber noch jung, einen hochnäsigen Protagonisten vorstellen mussten, um ruhig weiterschlafen zu können. Dafür kann ich aber nichts.

Ich danke Dir für Deinen ausgiebigen Kommentar und
wünsche Dir eine gute Zeit
Lothar
(ach so, ja - ich bin auch Vater einer inzwischen erwachsenen Tochter)
MarieM (55) meinte dazu am 10.01.14:
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Adelheid (54)
(12.04.14)
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 LotharAtzert meinte dazu am 12.04.14:
Danke, Adelheid, für einen späten Kommentar - da freut man sich umso mehr, weil es seltener geschieht.

Die Kommis sind wirklich sehr unterschiedlich. Interessant ist, daß sich einige beim Schreiber einen Moralisten vorstellen, obwohl nirgendwo vom erhobenen Zeigefinger die Rede war - da sind dann schon "Vor-Urteile" bei den Leutchen.
Wahrheit jaja, dafür wird man schon mal umgebracht ...

Liebe Grüße
Lothar
Festil (59)
(27.01.18)
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 LotharAtzert meinte dazu am 27.01.18:
Kannste mal sehen, was so ein kleiner Text alles an Vorstellungen bei einigen Lesern auslöste. Fast wie im Bus.
(Das warn noch Zeiten. Heute sind ja die Leutchen vorsichtiger. Und Koka leider nicht mehr unter uns)
;-) Danke
Liebe Grüße
L.

 Dieter Wal meinte dazu am 27.01.18:
"akustische Hieronymusboschisierung" - Was für ein Vergleich, Festil!

Er trifft es. Wo bei Bosch Menschen sich gegenseitig teilweise auf abscheulichste Weisen martern und der Maler durch surrealistische Verfremdungseffekte die damalige Zeit und ihre Gesellschaft interpretierte, bildet dieser Text Dialoge von Jugendlichen in einem Bus Frankfurt am Mains ab. Sie wirken vulgär, die Busfahrenden lassen Dampf ab. Sie mussten fünf bis sechs Schulstunden zuhören, kurze Pausen, wurden geprüft und gemaßregelt. Jetzt sind sie endlich frei und artikulieren sich dementsprechend. "Gefoltert" wird hier der alte Mann im Bus, der den Text überliefert. Und das "nur" durch unflätige sich überkreuzende Stimmen Pubertierender. Da sitzt ein sensibler älterer Herr mitten unter Schülern und ekelt sich, wobei er aufmerksam zuhört und zusieht. Eingeleitet wird der Text polemisch mit Sokrates. Der Schreiber scheint sagen zu wollen, dass die seligen Zeiten, in denen Sokrates an Symposien teilnahm, vorüber sind. Als Satire gelungen.

Antwort geändert am 27.01.2018 um 23:28 Uhr
Festil (59) meinte dazu am 28.01.18:
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 LotharAtzert meinte dazu am 28.01.18:
Der "sensible ältere Herr" hatte sich bei einem Frankfurter Buchverlag beworben für eine Lagertätigkeit, einen Tag pro Woche Bücher versenden - so hätte er seine Rente aufgebessert. Es wurde ihm gesagt, man würde sich bei ihm melden - was nie geschehen sollte - und so trat er gedankenverloren die Heimfahrt an, sich noch ärgernd über die unverschämten Fahrkosten ...

 Dieter Wal meinte dazu am 29.01.18:
@Lothar: Gute Idee mit der Bewerbung vor vier Jahren. Schade, dass die sich nicht für dich entschieden. Fandst du einen anderen Job?

Die Bewerbung lohnte sich allein wegen dieses Textes. Er wurde der bisher am häufigsten kommentierte von allen deiner Postings. Ich denke nicht, dass die Situation geeignet ist, um die besonderen Zeitumstände und Gesellschaft damit abzubilden, aber die längst wieder gesperrten oder abgemeldeten Sockenpuppen eines engagierten Sockenpuppenspielers auf kV nicht mitgerechnet, die erstaunlicherweise in wechselnden Accounts gleich mitkommentierten, erhielt dieser Text die mit Abstand stärkste "Rücklaufquote" oder auch Resonanz. Woran liegt das?
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