Folgt man dem Johannesevangelium, so war der Berufung des Simon Petrus zum Menschenfischer eine andere Begegnung vorausgegangen.
Der Apostel Johannes berichtet davon, dass zwei Jünger von Johannes dem Täufer Jesus am Jordan vorbeigehen sahen und ihm folgten. Als Jesus dies bemerkte, sprach er sie an: „Was sucht ihr?“ So direkt angesprochen, gestanden sie ihre Neugier ein: „Rabbi, wo wohnst du?“ Das Risiko einer schroffen Abweisung hing in der Luft, aber Jesus antwortete nur: „Kommt und seht!“
Sie blieben den ganzen Tag bei ihm und waren danach wohl restlos von der Sendung Jesu überzeugt. Denn einer der beiden mit Namen Andreas suchte anschließend seinen Bruder Simon (Petrus) und sagte zu ihm: „Wir haben den Messias gefunden.“ Woraufhin sie ihn noch einmal gemeinsam besuchten.
Hier wird langsam klar, dass Andreas und Simon religiös vorbelastet waren. Sie waren gläubige Juden, die zum engeren Umfeld von Johannes dem Täufer gehörten und wie der auf den in den Schriften angekündigten Messias hier warteten.
Setzt man dies als die erste Begegnung der beiden mit Jesus voraus, wird klarer, warum sie später ohne zu zögern ihre Netze liegen ließen und Jesus nachfolgten. Es wäre dann keineswegs so ins Blaue hinein gewesen, wie es z.B. im Markusevangelium erscheint. Nach Johannes waren sie überzeugt gewesen, es mit dem von Gott angekündigten und nun endlich gesandten Erlöser Israels zu tun zu haben.
Generell ist es ein wenig das Problem, biblische Texte aus ihrer Zeit heraus zu verstehen. Es herrschte damals eine große Erwartungshaltung in Judäa. Die Propheten des Alten Testamentes, allen voran Jesaja, hatten unmissverständlich das Kommen eines Erlösers angekündigt.