Modern mal anders

Erörterung zum Thema Vergänglichkeit

von  loslosch

Summum nec metuas diem nec optes (Martial, 4o n. Chr. bis ~103 n. Chr.; Epigrammata). Du sollst dein letztes Stündlein [Tag] weder fürchten noch herbeisehnen.

Stille Befürchtung: Was vor 2000 Jahren noch als etwas Selbstverständliches galt, gewinnt in der Gegenwart die Qualität einer Lebensweisheit. Warum das so ist? Wer damals tagtäglich ums Überleben zu kämpfen hatte, fand wenig Zeit, über das Leben und seinen Sinn zu räsonieren. Die aus der Not heraus geweckten Lebensgeister, der animalische Wille zum Überleben, ließen dem Menschen der Antike (und z. T. auch noch zu Beginn der Neuzeit, ebenso in Kriegszeiten) nur wenig Zeit, die eigene Endlichkeit zu bedenken. Der moderne Mensch, der in den "entwickelten" Ländern zumal, hat vielfältig Zeit zum Nachdenken, Sinnieren und Grübeln. Martials Epigramm könnte ihm dann eine kleine Lebenshilfe sein: Sehne den Tod nicht herbei, aber begehe aus Angst vor ihm auch keinen Selbstmord.

Nachtrag: Du kannst das Todesschicksal nicht abwenden, durch inneren Gleichmut die Lebenszeit im günstigsten Fall etwas verlängern, und zwar durch Stressabbau, ermöglicht u. a. durch sporadisches und nicht ständiges Denken an deine Vergänglichkeit.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (05.07.14)
Oh, bei dem Thema wird viel gelogen - gerne auch bis sich die Kruzifixe biegen!

Allerdings, das muss ich zugeben, was geschieht mit dem Glück, wenn man die Diagnose bekommt: Krebs im Endstadium. (...) Auf jeden Fall habe ich noch keinen Gläubigen erlebt, der nach einer solchen Diagnose aufgesprungen wäre und gejubelt hätte: "Hurra, bald bin ich bei meinem Herrn im Paradies."

- AUS: Wagner, Marion; Glück ist etwas ganz Kleines; Gespräche mit Volker Panzer; Potsdam 2013; S. 25

 loslosch meinte dazu am 05.07.14:
tja, auch päpste schätzen die fortschritte moderner medizin. in abwandlung eines augustinischen spruchs könnte man sagen: o herr, dein reich komme, aber lass dir etwas zeit.

es trifft sich gut, dass ich gerade über bertrand russell und seine "Teekanne" las.
janna (66)
(05.07.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch antwortete darauf am 05.07.14:
sie fiel beim kartoffelschälen um. hoffentlich war das messer keine tatwaffe! es gibt übrigens psych. kranke, die bei selbstverstümmelungen keine schmerzen empfinden.

meine mutter, hochgradig dement, starb mit 93 nach sturz. während der tomografie in der röhre. bei aller demenz, es war die angst, die den tod beschleunigte! (und der medizinische fortschritt.)
(Antwort korrigiert am 06.07.2014)

 EkkehartMittelberg (05.07.14)
Die, welche häufiger übeer ihr letztes Stündlein nachdenken, werden es weniger fürchten als jene, die unvorbereitet sind.
Es gibt natürlich auch solche, die aus Furcht ständig über ihr letztes Stündlein nachdenken.

 loslosch schrieb daraufhin am 05.07.14:
ja. sporadisch heißt ja nicht äußerst selten, sondern "gelegentlich", in unregelmäßiger folge.

 Fuchsiberlin (06.07.14)
Warum das so ist? Wer damals tagtäglich ums Überleben zu kämpfen hatte, fand wenig Zeit, über das Leben und seinen Sinn zu räsonieren. Die aus der Not heraus geweckten Lebensgeister, der animalische Wille zum Überleben, ließen dem Menschen der Antike (und z. T. auch noch zu Beginn der Neuzeit, ebenso in Kriegszeiten) nur wenig Zeit, die eigene Endlichkeit zu bedenken.

Deine These ... Denn woher willst Du wissen, was die Menschen damals von Mensch zu Mensch, von Mensch zu Leben tatsächlich dachten? Und wie sie alles empfanden, das Leben, das von Mensch zu Mensch?

So leicht übertragbar ist dies alles nicht. Nur Vermutungen, Thesen, Interpretationen etc. Von einer Zeit, die vor Jahrhunderten existierte, diese mit dem Heute zu vergleichen, emotional als auch geistig, wie soll das genau gehen, ohne dies selbst erlebt zu haben? Nur weil manch ein Dichter/Philosoph einen Satz verewigte, bis in die heutige Zeit hinein, bedeutet dies nicht automatisch, dass man wissen kann, wie Menschen damals "tickten".
Nee, im Supermarkt schaut es im Obstregal auch anders aus.

Grüße
Fuchsi

 loslosch äußerte darauf am 06.07.14:
du bist heute richtig gut drauf, fuchsi.

wer oder was erschwert uns das leben? "Sog. Mitmenschen und ich mir selbst ..." (FB)

 Fuchsiberlin ergänzte dazu am 06.07.14:
Deinen letzten Satz unterstreiche ich in Fettdruck ... Stammt ja auch von mir. Heute ...

So weißt wenigstens Du bescheid ..., dies aber meinerseits nicht im negativen Sinn bewertend gemeint.
(Antwort korrigiert am 06.07.2014)
Graeculus (69)
(05.04.15)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch meinte dazu am 05.04.15:
dreckfuhler. danke.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram