Suche, Zeichen

Expressionistisches Gedicht zum Thema Zeichen

von  DerHerrSchädel

Flügel, Flatterndes und Fänge,
Fittich, der verdeckt das Licht,
Zwischen Häusern ein Gedränge,
Schwarze Federn im Gesicht.

Schwärze schwarzer Vögel Schwärme,
Ascheödnis, Flammenwand,
Ruf nach Hilfe, Antwortwärme.
„Gib mir, gib mir deine Hand!“

Zeichen: Deutbares Bedeuten.
Rätselhafter Vogelflug,
Nächtliches zu Tageszeiten,
Omen- und Orakelspuk?

Traum von Raunen in der Tiefe,
Arhythmisches, hohl und lang.
Echo, Urnenfelderbriefe,
Irgendwo ein Schwanensang.

Zittern, Zitterndes von Zeiten,
Liegendes, das sich erhebt.
Wirkliche Unwirklichkeiten,
Lauerndes erwacht, erlebt.

Zucken, zuckendes Ersticken,
Wolkenstaub und Kohlenruß.
Fürchterliches All-Erblicken,
Aufgewühlter Winterblues.

Flüche fluchende Auguren,
Stochern mit dem Stock im Sand.
Deutungssuche, wo sind Spuren?
„Gib mir, gib mir eine Hand!“


(April 2013)

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (17.09.14)
Stark. Was für Zeichen! LG

 DerHerrSchädel meinte dazu am 17.09.14:
Herzlichen Dank!

LG

DerSchädel
LottaManguetti (59)
(17.09.14)
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 DerHerrSchädel antwortete darauf am 17.09.14:
Du hast es genau erfasst. Danke für das Lob!

Viele Grüße

DerHerrSchädel

 Irma (17.09.14)
Eine wahrhaft apokalyptische Schilderung! Dass die Versanfänge der zweiten Strophe als Akrostichon das Wort "Sarg" ergeben, ist vermutlich nur ein treffender Zufall, Herr Schädel, oder?

Durch die Aufzählung der bedrohlichen Elemente, durch die Aneinanderreihung kurzer, substanivischer Wortgruppen, kommt das Bedrohliche, Beängstigende, Gehetzte in jedem Fall gut zum Ausdruck. Es ist, als würde der Blick von einem Schrecken zum nächsten eilen, ohne irgendwo Halt zu finden.

Sehr schön passt dazu der zweimalige Hilfeschrei: „Gib mir, gib mir deine Hand!“ (Z.8), der hier tatsächlich noch "Antwortwärme" enthält, da man ihn auch als rettende Aufforderung an den Hilfesuchenden lesen kann. Die Abwandlung ins Ungewisse (deine -> eine) im letzen Vers: „Gib mir, gib mir eine Hand!“ lässt das Gefühl der Verlorenheit anwachsen. Eine verzweifelte Suche nach Antworten, die ausbleiben.

Das (bereits von Lotta genannte) Spiel mit den Alliterationen, macht die Angst hörbar und spürbar. Die zum Teil sogar wörtlichen Wiederholungen steigern sie noch: "Flügel, Flatterndes und Fänge, Fittich" (Z.1+2), "Schwarze, Schwärze schwarzer" (Z.4+5), "Zittern, Zitterndes von Zeiten" (Z.17), "Zucken, zuckendes Ersticken" (Z.21), "Flüche fluchende" (Z.25).

Hinter "Schwärze" (Z.4), "Urnenfelderbriefe (Z.15) und "Flüche" (Z.25) würde ich noch jeweils ein Komma setzen.

Ansonsten: Wirklich eine Offenbarung! LG Irma
(Kommentar korrigiert am 17.09.2014)

 DerHerrSchädel schrieb daraufhin am 17.09.14:
Herzlichen Dank für diesen umfangreichen und beeindruckenden Kommentar. Ich freue mich, dass das Gedicht bei dir und den Anderen so starke Bilder hervorgerufen hat, genau das war das Ziel.

Hinter Urnenfelderbriefe habe ich ein Komma gesetzt, da hat es in der Tat gefehlt, bei den anderen Stellen ist das Fehlen der Kommata beabsichtigt, trotzdem danke für die Hinweise!

Herzliche Grüße

DerHerrSchädel

 Irma äußerte darauf am 18.09.14:
Oh ja klar, diese Lesart hatte ich gar nicht vor Augen. "Schwärze schwarzer Vögel" würde ich dann aber vielleicht trotzdem durch ein Komma vom nachfolgenden "Schwärme" abgrenzen (oder zusammen schreiben). Und eventuell hier noch ein r an "fluchende": "Flüche fluchender Auguren". Oder verstehe ich da immer noch was falsch? LG Irma
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