Ein Stein, ein Bild

Expressionistisches Gedicht

von  DerHerrSchädel

Ein Stein, ein Bild, ein trauriges Relikt,

Ein letzter Überrest von namenlosem Reiche,

Im Staub verweht, wie Knochen einer Leiche,

Die starr und leer dir in die Augen blickt.


Zermalmter Knochenhaufen, Menschheitsbruch,

Ein wüstes Land, ein Berg von Erosionen,

Der Schutt von tausend Zivilisationen,

Und jede Schicht ein neues Totenbuch.


Wo blieben Babylon und Samarkand,

Wo blieben all die stolzen Metropolen?

Was sind sie mehr als Totenstädte, Nekropolen,

Ein Troja mehr, geplündert und verbrannt.


Ein Sandsturm, der den Himmel gelb verhüllt

Wälzt vorwärts sich wie eine Staublawine,

Den letzten Stein verschluckt die Wanderdüne,

Rastloser Malstrom, der im Urgrund wühlt.


Zermalmter Knochenhaufen, Menschheitsbruch,

Ein Meer von Sand, ein Berg von Erosionen,

Ein Stein, ein Wort, ein Rest von Illusionen

Und jede Schicht ein neuer Urteilsspruch.


(August 2016)



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Kommentare zu diesem Text

Cathleen (56)
(30.05.24, 01:28)
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Hobbes (38) meinte dazu am 30.05.24 um 12:31:
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 DerHerrSchädel antwortete darauf am 30.05.24 um 14:59:
Vielen Dank euch!
Hobbes (38) schrieb daraufhin am 30.05.24 um 15:27:
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 AchterZwerg (30.05.24, 16:10)
Ein Gedicht von großer Wortgewalt.
Die expressive Sprache erinnert mich an einen meiner Lieblinge, den Heym. <3

 DerHerrSchädel äußerte darauf am 30.05.24 um 16:54:
Dichter wie Georg Heym, Georg Trakl und Gottfried Benn waren für mich auch eine große Inspiration.

 TrekanBelluvitsh (30.05.24, 20:57)
Die Welt lebt und vergeht auch ohne uns. Leider jagt das Vielen ein solchen Schrecken in die narzisstischen Glieder, dass sie anfangen, jeden Schmonsens zu glauben, so lange er sie selbst nur erhöht.

In diesem Sinne:
Grüß Zeus

 DerHerrSchädel ergänzte dazu am 30.05.24 um 23:26:
Ich habe immer zu denen gehört, die diese Vorstellung eher tröstlich als erschreckend fanden.

 Didi.Costaire (30.05.24, 23:00)
Ein Füllhorn der Worte über kargem Inhalt. Gekonnt dargestellt.

Schöne Grüße,
Dirk

 DerHerrSchädel meinte dazu am 30.05.24 um 23:25:
Danke, lieber Dirk!

 Traumreisende (27.08.24, 10:32)
Ein sehr "stimmender" Text, in starker Gewalt. Ich neige dazu Texte laut zu lesen und bin an den Zivilisationen gestolpert, wieder und wieder. Aber da alles seine Klangfarbe hatte, hatte sich dann auch dieses Stolperwort geschliffen in den Klang eingearbeitet.
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