Entwaffnende Kritik

Glosse zum Thema Nachdenkliches

von  loslosch

Sed nisi pecassem, quid tu concedere posses (Ovid, 43 v. Chr. bis ~17 n. Chr.; Tristia - Klagelieder)? Wenn ich aber nicht gefehlt hätte, was könntest du (mir dann) vergeben?

Ein listiger Einfall mit einer versteckten Rechtfertigung von Sünde und Verfehlung. Genauso könnte der Steppke reagieren auf das Lamento seiner Mutter ob seiner verschmutzten Kleider: Mama, wenn ich nicht hingefallen wäre, hättest du jetzt nichts zum Schimpfen. Oder der ertappte Partner oder Freund: Wenn ich nicht fremdgegangen wäre, hättest du nichts an mir auszusetzen. Grundidee all dieser scheinargumentativen Konter: Der Tadelnde wird dezent der Streit- und Kritiksucht geziehen.

Große gedankliche Tiefe verrät dagegen der überlieferte Ausspruch Heinrich Heines (1797 bis 1856) auf dem Sterbebett: Dieu me pardonnera parce que c´est son métier. (Gott wird mir verzeihen, es ist sein Job.) Der Spötter und Lästerer soll in seinen letzten Lebensjahren, gezeichnet von schwerer Krankheit, den Glauben an einen persönlichen Gott wieder entdeckt haben. Lästern und Gottesglauben in einem Satz vereint.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(04.11.14)
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 loslosch meinte dazu am 04.11.14:
du liest hegel partiell mit den augen freuds.
Dieter Wal (58)
(04.11.14)
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 loslosch antwortete darauf am 04.11.14:
heine, der große spötter, hatte schon einen schuss spott drin. auf dem sterbebett war es dann eine melange aus spott und tiefe.

 TrekanBelluvitsh (04.11.14)
Ich kenne da noch eine bekannte, zeitgenössische Variante:

Herzilein,
du darfst nicht traurig sein,
ich weiß du bist nicht gern allein
und schuld war doch nur der Wein.

- Wildecker Herzbuben

:D

 loslosch schrieb daraufhin am 04.11.14:
metrisch hoprige dichtkunst eines versoffenen lochs.
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