Die verschwundene Frau

Anekdote zum Thema Ehe

von  AZU20

Ich lese gerade einen Thriller von Mary Higgins Clark. Es geht um verschwundene Frauen. Dahinter steckt wohl ein Serienmörder, der es auf junge Frauen eines ganz besonderen Zuschnitts abgesehen hat. Die Opfer ähneln sich auffallend.
Noch tappt die Polizei im Dunklen, der Leser ist einen Schritt weiter. Drei Männer sind verdächtig. Ich vermute aufgrund versteckter Hinweise der Autorin, von denen ist es keiner.   
Doch das wollte ich eigentlich nicht erzählen, auch wenn man ohne diese Vorrede nicht versteht, was ich vor einigen Tagen in einem Kaufhaus in Bonn erlebt habe.
„Wir machen uns einen gemütlichen Nachmittag“, machte meine Frau mir den Ausflug schmackhaft. Ich fuhr mit, obwohl ich ahnte, dass es irgendwann in einem Kaufhaus endete. Und so war es dann auch.
Meine Frau kennt meine Abneigung, mit ihr zwischen den Kleiderständern durchzulaufen und mit anzusehen, wie sie jedes Stück ihrer Größe in Ruhe prüft, ob es für sie infrage käme. Sie platziert mich deshalb auf einen freien Stuhl, auf dem ich dann, beladen mit allem, was ihr lästig ist, sitze, während sie durch das Kaufhaus streift. Klar ist schon vorher, sie findet selten etwas Passendes.
Eine Frau und ihre Tochter lenkten mich ab. Die Frau war in der Umkleidekabine, ihre Tochter schleppte ununterbrochen Kleidungsstücke heran. Sie unterhielten sich abwechselnd in griechisch und deutsch. Während ich miterlebte, wie die Tochter langsam verzweifelte, sah ich meine Frau noch in der Ferne um eine Ecke gehen, hinter der sie verschwand. Wie gesagt, ich war abgelenkt, solange die beiden Frauen nebenan etwas zum Anziehen suchten. Schließlich gaben sie auf und zogen ab. Ich schaute auf die Uhr und erschrak. Ich saß bereits 30 Minuten hier und hatte meine Frau nach etwa 20 Minuten verschwinden sehen. Was soll ich sagen? Nach 45 Minuten saß ich immer noch da, meine Frau tauchte nicht wieder auf. Ich war zwar sicher, dass der Thriller, den ich gerade las, nicht in einem Kaufhaus in Bonn spielte, noch jemals spielen würde, doch die Angst begann in mir hochzukriechen. Meine Frau war auch nach 50 Minuten nicht zurück. Meine Angst schlug in Panik um.
Warum ich sitzen blieb? Weil ich gehorsam bin? Nun ja, nach einer Stunde tauchte sie wieder auf. In ihrem Schlepptau eine schlanke, nein, eher dürre Verkäuferin, große Brille auf der Nase, eng am Kopf anliegende leicht ergraute Haare. Sie hatte das Unmögliche geschafft und meiner Frau innerhalb einer Stunde eine Bluse verkauft, die mir auf Anhieb gefiel. Beide strahlten, als ich es ihnen erleichtert mitteilte. Mein Herz beruhigte sich allmählich, als ich an der Kasse meine Scheckkarte zückte und meine Frau neben mir stand.
„Du siehst blass aus“, meinte sie und lud mich zu einem Kaffee ein.

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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (30.10.17)
Wer immer behauptet der Horror findet nur im Krimi statt, war nie mit einer Frau im Kaufhaus.
LG TT

 AZU20 meinte dazu am 30.10.17:
Ich danke Dir für Dein Mitempfinden und Deine Empfehlung. LG
elvis1951 (70) antwortete darauf am 06.12.17:
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 AZU20 schrieb daraufhin am 06.12.17:
Mein Lieber, schön, von Dir zu hören. Ja, Du hast Recht. Wie geht es Dir? LG in die Weihnachtszeit
Graeculus (69)
(30.10.17)
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 AZU20 äußerte darauf am 30.10.17:
Ja, es lässt sich nicht vermeiden. Danke. LG
Sätzer (77)
(30.10.17)
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 AZU20 ergänzte dazu am 30.10.17:
Geht bei uns nur im Baumarkt. Danke und lG

 idioma (30.10.17)
Schön geschrieben !

( Ne, ich nehm ihn da nie mit ! Denn er mischt sich prompt ein
und zwar nur, damit es schneller geht und nicht zu teuer wird.....
oh nein danke
idi

 AZU20 meinte dazu am 30.10.17:
Danke. Ich muss meistens mit. LG

 EkkehartMittelberg (30.10.17)
Sehr amüsant, Armin. du solltest entweder solche Krimis nicht mehr lesen oder deine Frau nicht mehr zum Einkaufen begleiten.
LG
Ekki

 AZU20 meinte dazu am 30.10.17:
Geht beides nicht, lieber Ekki. Leider LG
Festil (59)
(30.10.17)
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 AZU20 meinte dazu am 31.10.17:
Wie recht Du doch hast. LG und danke.
Gerhard-W. (78)
(30.10.17)
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Lena (58)
(31.10.17)
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 AZU20 meinte dazu am 31.10.17:
Liebe Arja, Männer sehen etwas, es gefällt ihnen, sie kaufen. Frauen sehen etwas, es gefällt ihnen, dann durchstöbern sie die ganze Stadt nach Dingen, die vielleicht noch schöner sind. Am Ende kaufen sie das, was sie als erstes gesehen haben. LG und danke.
Das mit dem Buch gefällt mir natürlich sehr. Weiterhin viel Lesevergnügen.

 styraxx (14.11.17)
Interessant, wie du hier Fiktion und Realität verschränkst, ja ineinanderfliessen lässt. Ohne das Warten und den Thriller, wäre wohl diese Anekdote nicht entstanden. Gefällt mir, auch die Idee dahinter. LG

 AZU20 meinte dazu am 14.11.17:
Ja, so ist es, danke und lG

 Sylvia (26.11.17)
Lieber Armin,
sehr interessant beschreibst du, wie sich langsam ein kleiner sorgenvoller Gedanke zu einer fast Panikattacke auswächst. Ebenso passend finde ich das erstarrte Verharren. In solchen Momenten verbindet man vieles mit kürzlich wahrgenommenen Informationen, sei es über Bücher oder Nachrichten.
Gerne gelesen
LG Sylvia

 AZU20 meinte dazu am 26.11.17:
Liebe Sylvia, vielen Dank für alles. Ja, es hat dann schon etwas mit Panik zu tun. Einen angenehmen Sonntag. LG

 Martina (02.12.17)
Da artet Einkaufen ja gleich in Stress aus =)
Ich bleib lieber zuhause und wandere alleine bei schöner Musik durch Amazon =)

 AZU20 meinte dazu am 02.12.17:
Geht mit meiner Frau nicht. Danke, Martina, und gute Nacht

 Der_Rattenripper (12.12.17)
Hallo Azu20,

guter Text, du baust eine interessante Spannung auf, weil die geehrte Gattin nicht wiederkommt. Dazu das Lesen des Krimis und die Vermutung, dass vielleicht ein Killer im Kaufhaus lauern könnte. Was mir jedoch ein wenig missfällt ist, dass du mehr erzählst als zeigst.

doch die Angst begann in mir hochzukriechen. Beschreibe mir doch lieber das Gefühl Angst. Schweiß läuft meinen Nacken hinab. Das Herz hämmert in meiner Brust, während sich in meiner Bauchgegend ein Knoten bildet. Ich halte den Atem an. Meine Finger kralle sich an die Armlehnen des Stuhls, sodass sie unter den Nägel ganz weiß werde. Ich versuche aufzustehen, doch es gelingt mir nicht.

Schönen Gruß

Der Rattenrippet

 AZU20 meinte dazu am 12.12.17:
M ein lieber Freund, jetzt merke ich erst, was ich aus dem Text noch alles machen kann. Danke für die vielen Anregungen. LG

 eiskimo (30.01.19)
Warum kommt am Ende die Frage, ob die Bluse auch Dir gefiele -mir hätte nach so langem Warten JEDE Bluse gefallen! Darum werde ich auch nie gefragt.
Wichtiger aber hier: Es ist ein sehr lebendiger, amüsanter Text!
vG
eiskimo

 AZU20 meinte dazu am 30.01.19:
Meiner Frau fällt es halt schwer, das richtige zu finden. Schön ist es, wenn es ihr mit Hilfe gelingt. Aber nur dann lobe ich. LG
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