Aufmunterung an einen Freund

Tagebuch zum Thema Abgrenzung

von  Augustus

Mein Lieber, was kümmern mich die Dinge anderer und deren Lauf, was mich meine Mitmenschen! Ich lebe zufrieden in mir selbst wie Dionyses in seinem Göttertempel. Wenn die Sonne noch hoch nachmittags am Himmel steht und die Gegend im schönsten Licht durchflutet, da sitze ich auf meinem Balkon, entweder in der Hand mit der Farbenlehre, die ich lese oder mit Blatt und Stift und Radiergummi und zeichne in der größten Wollust, was meinem Auge gefällt, die Natur nach. Es mag die Zeit vergehen - ich merke nicht wie die Sonne dem Mond den Himmel überreicht.
Dann! Wenn die ersten Sterne am klaren Nachthimmel aufleuchten, die noch im Schein der anbrechenden Abenddämmerung schwirrenden Mücken in die Büsche sich zurückgezogen haben und der Mond mich anhimmelt, ich stelle mein Teleskop raus, wo mein Stuhl noch zuvor stand und justiere ihn dahingehend, um den Mars zu sehen. Welch' ein Anblick das ist durch das Okular ins Universum hinaus, den unendlich weit enfernten Planeten so nahe zu erblicken! Ich sage es dir, mein Freund, die Beobachtung, die da vor meinem Auge schwimmt, erfüllt die menschliche Seele so ganz innig mit einer heiligen Zufriedenheit, die ich in dieser Welt unter den Menschen vergeblich zu finden gesucht habe.

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Kommentare zu diesem Text

Jack (36)
(07.05.18)
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Graeculus (69)
(07.05.18)
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Sweet_Intuition (34)
(08.05.18)
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 princess (10.05.18)
Wenn
der Mond mich anhimmelt
finde ich grandios. Sprachlich. Und als Lebensgefühl.

Liebe Grüße
p.

 linkeln (20.05.18)
Heiliges Kanonenrohr ein religiöser Text.
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