Septemberblues

Szene zum Thema Vergänglichkeit

von  LottaManguetti

Wenn Schwingen hoch am Himmel kreisen,
des Kranichs Schrei den Blick erfleht
und Gänse mit den Wolken reisen
am Wind, der sie nach Süden weht,

wird es ganz still und wird es kühl.
Die Wege ruhen schmal.
Ein Endlich schleicht sich ins Gefühl,
die Bäume werden kahl.

September hat sein Tuch gewirkt
aus nebelgrauer Seide,
in dem sich auch die Bank verbirgt,
die, bei der Trauerweide,

auf der wir sommernachts geträumt
mit klarem Sterneblick.
Und was bis heute ward versäumt,
das kehrt auch nicht zurück.

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Kommentare zu diesem Text


 Peer (02.09.19)
Tja, wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben ... eben Abschiedszeit von Dir gefühlvoll eingefangen.:-)
LG Peer

 LottaManguetti meinte dazu am 02.09.19:
Da hat wohl Rilke meine Hand geführet.
Danke, Peer.

Mit Gruß Lotta

 Peer antwortete darauf am 02.09.19:
Ach wie gut, dass niemand weiß ...
LG Peer

 IngeWrobel (02.09.19)
Hier gefällt mir vor allem der Rhythmus, der das Ganze fließen lässt...
Anleihen und Inspirationen bei Rilke sind die besten. *zwinker*
Gruß, Inge

 LottaManguetti schrieb daraufhin am 02.09.19:
Nun ja, Anleihe wohl eher unbewusst, aber ich bin bekanntlich Rilke-Fan.
Wenn ich tatsächlich mal ne Muse brauche, dann lese ich ihn, Heine oder Morgenstern, Kästner, Ringelnatz oder auch mal Goethe.
Diesmal aber, schschwööör, hat einer von denen Besitz von mir ergriffen oder alle zusammen!


Schön, dass es dir gefällt, Inge.

Es grüßt
Lotta
Kreuzberch† (66)
(02.09.19)
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 LottaManguetti äußerte darauf am 02.09.19:
Eine Momentaufnahme, Stefan, nur eine ...
In der Regel bin ich lustiger drauf.
Aber diese Melancholie hat auch mal was.

Lieben Dank und Gruß
Lotta

 FrankReich (02.09.19)
Sorry, Lotta, die "Schlusspointe" kann ich sprachlich leider nicht nachvollziehen, denn wie könnte etwas zurückkehren, das versäumt wurde, es lässt sich doch höchstens nachholen, oder welches Stilmittel erschließt sich mir hier nicht?

Ciao, Frank

 Peer ergänzte dazu am 02.09.19:
Hi Frank,
lies genau. Das hat sie doch auch gar nicht geschrieben.;-)
LG Peer

 LottaManguetti meinte dazu am 02.09.19:
Und was bis heute ward versäumt,
das kehrt auch nicht zurück.

Der übertragende Sinn ist hier vielleicht der Schlüssel?
Ich verstehe aber deinen Einwand, Ralf.
Vielmehr gehts mir aber um die Unmöglichkeit Versäumtes zurückzuholen. Selbiges kann natürlich nicht selbstständig zurückkehren, denn es wurde ja ungenutzt liegengelassen.
Ich gehe nochmal in mich und versuche, es deutlicher und genauer zu beschreiben.

Antwort geändert am 02.09.2019 um 14:34 Uhr

 FrankReich meinte dazu am 02.09.19:
@Peer
wohl! :D
@Lotta
wenn ich das richtig verstehe, bedeutet der Schluss, dass man keine zweite Chance erhält, in der Beziehung bin ich vielleicht etwas zu kniepig unterwegs, denn ich denke, dass es einfach keine bessere lyrische Lösung gibt als Deine erste Version, und Du Dich getrost auf die dichterische Freiheit berufen solltest. Falls jemand so blöd ist wie ich, und das nicht versteht, dann ist das halt so!!!

Ciao, Frank

 LottaManguetti meinte dazu am 02.09.19:
Neenee, ich habe das schon verstanden. Oder doch nicht? Jedenfalls dachte ich, dich verstanden zu haben, aber ...
Aber ich ändere nochmal und stelle die Erstversion ein. Manchmal brauchts vielleicht den zweiten Blick?
Auf die dichterische Freiheit berufe ich mich nur ungern, denn eigentlich möchte ich auch verstanden werden.
;-)

Grüßle
Lotta

 FrankReich meinte dazu am 02.09.19:
Alle anderen haben das ja, aber manchmal bin ich halt ein Rosinenexkrementierer, der dann normalerweise auch eine Lösung parat hat, nur in diesem Fall nicht, denn um Deine Intention auch im Ausdruck einwandfrei darzustellen, bedarf es wahrscheinlich eines anderen Reimes.
Doch falls es, so wie Peer meint, nur an meinem fehlenden Rezeptionsvermögen liegen sollte, ist es sowieso egal.

Ciao, Frank

 Regina (02.09.19)
Ehrlich gesagt, Lottalein, so bluesig kommt mir der September nicht vor, aber vllt. wohnen wir in verschiedenen Klimazonen. Hier gibt es jetzt reife Früchte und (hoffentlich in ein paar Tagen) aushaltbare Temperaturen, so dass man wieder aktiver wird. Auch fallen die Blätter, sprechen wir nicht von Dürresommern, normalerweise noch nicht ab, sondern färben sich so langsam bis zum goldenen Oktober. Nebel? November. Letzte Strophe, einverstanden, sternklare, warme Nächte sind vorbei. Verpasst ist verpasst. LG Gina

 LottaManguetti meinte dazu am 02.09.19:
Wir hausieren im Wald, an den Felder grenzen. Und morgens liegt schon leichter Nebel drauf. Tagsüber aber saften die Pflaumen und Kornelkirschen. Da vergisst man leicht, wie bald alles zu Ende sein wird. Auch ist der September erst in seiner Anfangsphase ...
Aber ich will mich nicht rausreden. November ist schlimmer, stimmt. :D

In der Hoffnung auf einen goldenen Oktober

Lotta

Antwort geändert am 02.09.2019 um 15:36 Uhr

 EkkehartMittelberg (02.09.19)
Hallo Lotta, die Vergänglichkeit ist ein Urmotiv der Lyrik, vieltausendfach besungen, doch nur selten gut gelungen.
Dir ist es geglückt.
Liebe Grüße
Ekki

 LottaManguetti meinte dazu am 03.09.19:
Danke, Ekki. Ich muss zugeben, ich muss schon ziemlich tief in mich gehen, um diese Art der Melancholie hervorzukitzeln. Dafür scheine ich nur in ganz winzigen Augenblicken fähig zu sein.
Aber schön, wenn auch diese Sequenzen meines Ichs Freunde finden!

Es grüßt fröhlich
Lotta

 loslosch (02.09.19)
auf kraniche und gänse schauen wir. aber wer schaut schon auf die flitzigen unscheinbaren gartengrasmücken. ich! - seitdem das grauvögelchen star entfernt ist.

die rüsten noch nicht zum weiten flug, manche flüchten bis zum äquator. lo

 LottaManguetti meinte dazu am 03.09.19:
Na, da hast du ja wieder lichte Blicke, lo! Glückwunsch! Grau ist alle Theorie, manchmal auch ein Vögelchen, das nicht zwitschert.
Und Grasmücken sind so possierliche Gartenbewohner, die muss man einfach mal gesehen haben!

Winke winke
Lotta
Al-Badri_Sigrun (61)
(02.09.19)
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 LottaManguetti meinte dazu am 03.09.19:
Freut mich, Jaika.
Aber nun nicht melancholisch werden! Der nächste Frühling kommt bestimmt!

Lieben Gruß
Lotta

 GastIltis (02.09.19)
Ach Lotta,

wenn irgendwas den Blick verstellt,
dann kann man so nicht schreiben.
Es ist ein Segen für die Welt,
und wird es immer bleiben,

dass Schönheit, die von innen strahlt,
nur solches Gut verschwendet.
Wer so sein Herz aufs Dasein malt,
mehr als das Auge blendet.

Liebe Grüße von Gil.

 LottaManguetti meinte dazu am 03.09.19:
Wenns blendet, lieber Freund, dann richtig,
solch Bilder sind mir endlos wichtig.
Am Horizont, dem fernen, kündet
ein Fährmann, der nur naht, nie schwindet.

Drum male ich auf mein Papier
uns ein paar Worte zum Plaisier.

Lotta im Fastherbst

 Rothenfels (03.09.19)
Hallo,

sehr schön! Und ich finde das gar nicht so sehr rilk-ig, sondern g ganz und gar lott-isch! Man erkennt eben doch deinen Stil und das ist ganz und gar als Lob gemeint!

Besonders gefallen mir übrigens "Ein Endlich schleicht sich ins Gefühl" und die sommernachts träumende Nebelbank!

Herzlich,
TvR

 LottaManguetti meinte dazu am 03.09.19:
Danke, TvR.
Dir gefallen das Endlich und die Bank und mir dein Lob und vor allem das, was den Wiedererkennungswert meiner Wortanreihungen, den Worten einer verwunderten Lebensform, betrifft.

Lieben Gruß
Lotti

 TassoTuwas (04.09.19)
"Ein Endlich schleicht sich ins Gefühl...",
das macht sprachlos!
♥ TT

 LottaManguetti meinte dazu am 04.09.19:
Mein Lieber, das "Endlich" kann durchaus in unterschiedlichen Entsprechungen gedeutet werden. Daher empfinde ich es als zentrales Motiv meines Gedichtes.
Und das fällt auf. Darüber freue ich mich.

Lass dich mal wieder drücken von
deiner Lotti

 AchterZwerg (08.09.19)
Gern schließe ich mich vorherigen Lobeshymnen an.
Der Klang ist ganz wunderbar gelungen.
Ich persönlich freue mich über den Septembereinbruch und trauere keiner einzigen Hitzewelle nach. - Andererseis weiß ich natürlich, dass dein Gedicht nicht so wörtlich zu verstehen ist ...

Besonders gefällt mir der gewirkte Stoff .

Liebe Grüße
der8.
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