Resi - ein Wunder.

Erzählung zum Thema Denken und Fühlen

von  franky

Resi war schon monate lang am ganzen Körper gelähmt, wurde künstlich beatmet,
Mit Backsonde wurde die Nahrung zugeführt. 
Als ich zum Abschied ihr einen Kuss auf die Wangen drückte,
nahm ich auch ihre Hand. Zu meiner großen Überraschung drückte sie mit aller Kraft mit ihren Fingern meine Hand,
als wäre ihr ALS für Sekundenbruchteile ausgesetzt. 
Dieser Todkranke Mensch mobilisierte mit übermenschlicher Konzentration Energien,
die schon an Wunder grenzten. 

Resi wollte bestimmt damit ihre Dankbarkeit ausdrücken,
dass ich alle zwei Monate die lange Zugreise von über Sechshundert Kilometer  auf mich nahm, um sie zu besuchen.
Der starke Händedruck sollte bestimmt von ihr auch den Wunsch beinhalten,
Ich soll in nächster Zeit wieder kommen. 
Dieser Vorfall hatte mich bis heute immer wieder beschäftigt.

PS. Resi starb am 29.07.2009 an, Amyothrophe lateral Sklerose

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(04.12.19)
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Cora (29)
(04.12.19)
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 AvaLiam (04.12.19)
Ja, die innere Stärke und was sie mobilisieren kann, wenn wir es wollen, müssen, wünschen.

Und manchmal, franky, leiht uns jemand seine Stärke, wenn uns die Kraft nicht mehr reicht und lässt uns Dinge tun, die uns sonst unmöglich sind.

Nur da, wo ein enges Band geknüpft ist, ist das möglich.
Nur da, wo es soviel Bedeutung hat, ist es machbar.


Meine Freundin starb vor 2 Jahren an Krebs - ziemlich plötzlich.
Ich besuchte sie kurz zuvor im Krankenhaus.
Als ich ging, drückte sie ganz fest meine Hand, mehr ließen ihre Kräfte nicht zu. Ich habe damals den Händedruck nicht verstanden. Gut, sie sah nicht ganz rosig aus, aber wie es um sie stand, war ihr nicht anzusehen. Was auch nicht zu sehen war: die Tumore, die sich öffneten. Auf einmal ging alles sehr schnell. 1 Woche nach meinem Besuch wachte sie nicht mehr auf.

In ihrem Händedruck lag also ALLES, was sie mir noch und/oder auch schon immer sagen wollte. Auch das "Goodbye"

Der Händedruck gewann an Bedeutung. Dieser und jeder Folgende.
Manchmal, wenn heut ein Mensch meine Hand drückt, spür ich dem nach und sinne in ihn hinein.
So oft liegt so viel mehr in dieser Berührung, als es scheint.

Und was immer dich genau beschäftigt, was auch immer du hinterfragst: Findest du in diesem Händedruck.

fühl dich gedrückt - Ava

 EkkehartMittelberg (04.12.19)
Lieber Franky,
wenn ich diesen Text lese, denke ich nicht nur über das Wunder Resi nach.
Herzliche Grüße
Ekki
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