Er malte an Mauern und Wänden

Symbolgedicht zum Thema Schein und Sein

von  AchterZwerg

die Farben
umstrahlten ihm Nischen und Steine
gesäte Relikte versunkener Träume

Efeu und Rankwein beseelten die Bilder
Frakturschriften unwiederbringlich
entschwindender Welten

das Chromoxyd Stumpf die Nuance
von Moder zersprungen
sein Glas mit dem blauem Acryl – er

suchte den Eingang zu fernen Regionen
das Tor zu den Wurzeln. Geburt oder Tod
und zuweilen verstand er zu sehen


in kurzer Distanz

das Verblassen die Schrumpfung und
alles verschlingende Wut

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Kommentare zu diesem Text

Hannah (72)
(24.12.19)
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 AchterZwerg meinte dazu am 25.12.19:
Liebe Babette,
danke schön für deine schlüssige und zutreffende Deutung des Gedichts. Tatsächlich geht es (auf der inneren Ebene) genau darum. :)
Darf ich einen Buchtipp anhängen, weil ich beim Lesen an dich und Lothar A. denken musste?
Es geht um den "Gesang der Fledermäuse" von der neuen Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk. Das hat die Astrologie zum (Haupt-)thema. - hinten steht zwar "Kriminalroman mit skurillem Witz" drauf, aber wohl mehr zur Verkaufsförderung.
Ein unbedingt empfehlenswertes, wunderbares Buch. Ich danke den Göttern, dass ich erst die Hälfte gelesen und also noch viele Schönes, Metaphernreiches und sprachlich Elegantes vor mir habe.

Herzliche Grüße
der8.
Hannah (72) antwortete darauf am 25.12.19:
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 Moja (24.12.19)
Großartig!

By the way: die dunkle Brille steht Dir, Achter!

Ergriffene Grüße,
Moja

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 25.12.19:
Danke, Moja.
Es stimmt schon: "traurig" kann ich am besten.
Slivovic (49) äußerte darauf am 25.12.19:
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 FrankReich (24.12.19)
, und immer auf Wein achten.

 AchterZwerg ergänzte dazu am 25.12.19:
Auf die Kombination wäre ich jetzt nicht gekommen, Ralf.
Aber sie passt! Und in vielen Familien bestimmt ganz besonders auf das Fest der Feste.

Liebe Grüße
der8.
Sin (55)
(24.12.19)
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 AchterZwerg meinte dazu am 25.12.19:
Danke, Sin.
Das Gedicht schwirrt mir schon seit Jahren im Kopf herum, ist oft verändert, manchmal verworfen und am Ende doch fertig geworden. Hoffentlich!

Dir ein paar besonders schöne Tage der Liebe
der8.

 DanceWith1Life (24.12.19)
ich darf grad die Metamorphosen eines Gedichts im Geh(sp')irn des Lesers beobachten, dafür schon mal danke.
Hoffentlich kann ich das wiedergeben, was da alles passiert, bis dann.

Kommentar geändert am 24.12.2019 um 18:21 Uhr

 AchterZwerg meinte dazu am 25.12.19:
Hallo Dance
da bin ich aber gespannt und hoffe sehr, dass deine Zeit ein paar weitere Zeilen zulässt.

Weihnachtliche Grüße
der8.

 DanceWith1Life meinte dazu am 25.12.19:
Ich fang mit dem Hintergrund an, also meinem, auf den deine Zeilen trafen. Vor ca 45-48 Jahren saß ich in einem Klassenzimmer und starrte aus dem Fenster. Mein hilfesuchender Blick traf auf Birkenrinde, weiß mit dunklen Rissen. Ich holte meinen Füllfederhalter, sorry weiß nicht mehr ob Pelikan oder Geha, das war damals fast sowas wie Beatles oder Stones, wenn du dich erinnerst. Und schrieb meinen errsten eigenen Text, in dem ich die dunklen Risse mit Hieroglyphen verglich, die ich erst noch entziffern musste. Daran errinnern mich deine Zeilen sehr.

Antwort geändert am 25.12.2019 um 20:09 Uhr

 AchterZwerg meinte dazu am 26.12.19:
Das ist aber mal eine schöne, poetische Assoziation!
Ich hoffe, dass dir die Entzifferung nicht ganz gelungen ist - nur Kinder, "Verrückte" und Dichter vermögen es, die Welt der Wunder zu schauen, jenen (!) Schleier zu lüften, der die Wahrheit vom realen Leben trennt.

Liebe Grüße
der8.Ex-Geha-Schreiber

 BerndtB (26.12.19)
Liebe 8.,
einfach nur schön.
Ich finde es wunderbar, wenn jemand mit Worten malen kann.
Leider scheint mir die Gabe dazu zu fehlen.

Es grüßt dich voller achter Zwergenachtung

Berndt

 AchterZwerg meinte dazu am 26.12.19:
Lieber Berndt,
du machst alles richtig, fängst bei den einfacheren Formen an und wirst dich allmählich steigern.
Naturtalente und Musiker benötigen oft nur wenige Jahre, die anderen länger.
Ich selber hab erst nach ca. 8 -10 Jahren das erste Gedicht geschrieben, das vor mir selbst Bestand hatte.
Nimm dir Zeit, und orientiere dich hier zunächst an Didi, Mullenlulle, Möllerkies und nicht zueletzt an niemand.
Im Komischen liegt a l l e s drin. Auch qualitativ. Wenn du das beherrschst - und dies scheint dir zu liegen - kannst du dich an freiere Gedichte wagen.
Ich habs (aus Unkenntnis) damals umgekehrt gemacht. Und bin keine Muskerin. Hieraus erklärt sich u. a. meine lange Lehrzeit. - Mal abesehen davon, gilt Lyrik immer noch als Krone der Sprachschöpfung. Die haut man nicht einfach so raus ...

Was anderes isses, wenn du einfach einem schönen Hobby frönen möchtest. Ordentliche Gelegenheitsgedichte kann fast jeder nach einiger Zeit hervorbringen. - Du kannst das jetzt schon! :)

Herzliche Grüße und vielen Dank
der8.

 harzgebirgler (15.10.20)
das sein, dem alles sich verdankt, was ist
ist nach wie vor das, was der mensch vergißt
sozusagen seit einer ewigkeit
drauf weist heidegger hin in 'sein und zeit'.

herzliche grüße
harzgebirgler

 AchterZwerg meinte dazu am 15.10.20:
Ganz genau. :)
Was zählt (und bleibt) ist das Werk. Nicht aber, was wer irgendwann zur politischen Lage geäußert hat.
Wagner hat ohne Zweifel die Musik revolutioniert, obwohl er mit hoher Wahrscheinlichkeit ein ziemliches A... war.

;-)
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