Die Paradoxie an Corona

Aphorismus zum Thema Krankheit/ Heilung

von  EkkehartMittelberg

1. Bisher rückte man in der Not zusammen. Jetzt soll man auf Distanz gehen. Das ist die Paradoxie von Corona. Töricht ist, wer glaubt, dass diese Distanz herzlos sei.
2. Corona löst nie geahnte Hilfsbereitschaft aus, doch das Virus begünstigt auch Kriminalität. Aber das ist das Janusgesicht von Katastrophen.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (22.03.20)
Hier wird schon vor Betrügern gewarnt, die in Schutzanzug und mit Atemmaske an der Tür läuten und behaupten, sie kämen vom Gesundheitsamt und müßten die Wohnung überprüfen.
Ein Janusgesicht, fürwahr.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.03.20:
Merci für das treffende Beispiel, Graeculus. Mit fällt gerade ein historisches für den 2. Aphorismus ein. Heinrich von Kleist beschreibt in seinem "Erdbeben von Chili", wie sich unmittelbar nach der Katastrophe die Verschonten in einer Idylle ihres Überlebens erfreuen. Kurz darauf hält im Dom ein Jesuitenpater eine Strafpredigt auf die sündige Menschheit, die aus seiner Sicht mit dem Erdbeben bestraft wurde. Darauf zerschmettert ein Fanatiker unter den Gläubigen einen Säugling, den er für ein Kind der Sünde hält, an einem der Pfeiler der Kirche.

 BeBa (22.03.20)
Ja, man spürt in diesen Tagen tatsächlich mehr Wärme. Die Stille, dieses Runterfahren hat auch sein Gutes.
Aber auch eben sein Janusgesicht. Leider ...

LG zum Sonntag,
BeBa

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 22.03.20:
Grazie, Beba. nach dem obigen schrecklichen Beispiel hier ein positives. Seit gestern haben drei unterschiedliche jüngere Menschen meiner Frau und mir angeboten, kleinere Besorgungen für uns zu erledigen. Wir schaffen das noch selbst, nehmen aber dankbar die Absicht für die Tat.
LG auch dir
Ekki

 TrekanBelluvitsh (22.03.20)
Naja, dass neue Situationen Kriminelle anzieht, ist ja nichts neues. So haben sich z.B. als der Onlinehandel losging, viele Betrüger im Internet getummelt. Wirklich beendet wurde das erst durch - Gesetze!

Wer hätte das gedacht... Gesetze bringen dem einzelnen Sicherheit in einem demokratisch-pluralistischen Staat. Da wäre ich nie draufgekommen...

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 22.03.20:
Danke, Trekan. Das stimmt, die Kriminalität in dieser Katastrophe ist nichts Neues. Deshalb ja auch mein historisches Beispiel von Kleist.Aber die scharfe Antithese von Hilfsbereitschaft und Widerwärtigkeiten ist doch bemerkenswert.

 AchterZwerg (22.03.20)
Hallo Ekki,
es gibt in der Tat lobenswerte wie ausgesprochen widerliche Verhaltensweisen zu beobachten. Letztere nicht nur im kleinkriminellen Bereich.

Liebe Grüße
Picola

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 22.03.20:
Merci Picola, wenn du ein oder zwei nicht so bekannte Beispiele (positive oder negative) auf Lager hast, bitte her damit: Mich interessiert, wozu der Mensch in Extremsituationen fähig ist.
Liebe Grüße
Ekki

 TassoTuwas (22.03.20)
Hallo Ekki,
wir stehen erst am Anfang und es ist zu hoffen, dass es nicht der Anfang von Ende ist. Ich wage keine Voraussage was noch alles an Paradoxien auf uns zu kommt. Nicht einmal wir haben es uns im Träume vorstellen können und wir sind doch fantasiebegabt!
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 22.03.20:
Du hast völlig Recht, Tasso. Ich rechne auch damit, dass mit zunehmendem Druck noch Paradoxien geschaffen werden und zwar durch interessegeleitete Forschung, die es immer gibt und die sich bisher bemerkenswert zurückgehalten hat.
Herzliche Grüße
Ekki

 niemand (22.03.20)
Dein Aphorismus hat einen positiven Anklang, allerdings sehe ich das nicht so. Meiner Meinung nach rücken die Menschen aus anderen Gründen zusammen und zwar aus Langeweile und Unterhaltungssucht. So mancher ginge sofort in eine Talkshow und zwar nur um nicht ein paar Stunden allein sein zu müssen.
Das ist der reinste Herdentrieb. Und mit der Hilfsbereitschaft habe ich und nicht wenige andere das Gegenteil erlebt. Im Moment ist das eine Parole und die meisten Menschen in de BRD lieben Parolen. Bei genauem Besehen sähen wir sie alle flüchten, wenn es um ein wirkliches soziales Verhalten ginge. Wenn man ein sozialer Mensch ist [kein egoistisches Verhalten] braucht man keine Parolen, die eh vorübergehend sind, sondern verhält sich aus Überzeugung pro Mitmensch. Die Verwandlung Saulus/Paulus
ist wohl sehr selten. Ausnahmen gibt es allerdings immer noch,
gäbe es sie nicht wäre diese Welt kaum auszuhalten. Wenn ich in der Woche einem freundlichen und sozialen Menschen begegne, zehre ich davon mindestens einen Monat lang. So einer muss für mindestens fünfzig Ego-Stiesel Ausgleich schaffen. Das sind Realitäten. Mit lieben Grüßen, Irene

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.03.20:
Hallo Irene, du hast sicher recht, dass die Hilfsbereitschaft, die augenblicklich in aller Munde ist, sich erst als echt erweisen muss.
Ich sehe das ähnlich wie du aus meiner Situation. Wie ich schon schrieb, boten meiner Frau und mir drei junge Leute an, Einkäufe und sonstige Besorgungen für uns zu erledigen. Sie mussten damit rechnen, dass wir ihr Angebot annehmen würden und dann hätten sie nicht ausweichen können. Ich schäme mich, ihnen dies zu unterstellen. In dieser Frage der echten Hilfsbereitschaft ist jedes Beharren töricht. Nur die Zeit wird erweisen, ob unsere Gesellschaft wirklich aus der Krise lernt.
Wir jedenfalls, liebe Irene, schätzen einander und zu dieser Erkenntnis braucht es keine Krise.
Mit lieben Grüßen zurück
Ekki
wa Bash (47)
(22.03.20)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.03.20:
Merci, wa Bash, bemühen wir uns, einen klaren Blick für kriminelle Aktivitäten zu haben und das Gute nicht zu übersehen.
Al-Badri_Sigrun (61)
(23.03.20)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.03.20:
Merci für deine Würdigung, die der Paradoxie an Corona gerecht wird,. Sigi.
Liebe Grüße
Ekki

 AZU20 (24.03.20)
So brechen sie z.B. in Paris in die Kathedrale ein. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.03.20:
Traurig so etwas, mein Freund. Dennoch werden sie den Kampf gegen die Liebe nie gewinnen.
Beste Grüße
Ekki

 windstilll (29.03.20)
Heading und Subheading verbinden sich hier zu einer Einheit, weil in der Paradoxie selbst bereits der unauflösbare Widerspruch steckt, was sich in „Krankheit / Heilung“ als Echo des Titels wiederspiegelt.
Interessant finde ich vor allem im Aphorismus 2 den Vergleich mit dem Janusgesicht von Katastrophen, symbolisiert doch dieser römische Gott die Dualität und ist ein Symbol für die Zwiespältigkeit und Gegensätzlichkeit, nicht umsonst trug er den Beinamen „der Doppelte“, was sich in frühen Abbildungen von Janus in seinem Doppelgesicht zeigt – vorwärts und rückwärts blickend. In den ewigen Gesetzen von Leben und Tod, Licht und Dunkelheit, Anfang und Ende birgt alles einen Gegenspieler in sich.
Die Zeit wird uns wohl die Janusköpfigkeit dieser Stunden, Tage und Wochen leeren, in aller Dualität, die sie hervorbringen wird – von Hilfsbereitschaft bis zu Widerwärtigkeiten und dem dualen Spiegelbild, wozu Menschen in Extremsituationen fähig sind.
Aphorismen, die zum Nachdenken anregen!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 30.03.20:
Vielen Dank für deinen klugen Kommentar, windstill, der der Paradoxie an Corona gerecht wird.
LG
Ekki

 harzgebirgler (26.11.20)
das biest ist horror pur
und echt eine cäsur.

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.11.20:
Merci, Henning,
wir halten Erfindergeist in Ehren,
hoffentlich werden wir uns bald wehren.
Beste Grüße
Ekki
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram