Mit dir steht und fällt alles

Gedicht zum Thema Wunder

von  GastIltis

Was hast du, Windwelt, uns zu geben?
Der Wolken Bilder in Pastell und Licht,
die Drachen, die sich flatternd heben,
für manch verstörendes Gesicht?

Du, Windwelt, hast doch all die Sterne
oftmals so ganz für dich allein.
Und nichts versperrt die fremde Ferne
wie dein Verlust je unser Sein.

Bewegst du Häuser oder Blätter,
die Kraft liegt ganz in deiner Welt.
Du bist es, Wind, und nicht das Wetter,
mit dir steht alles (oder fällt)!

Mit dir entschwebt das letzte Segel,
das ohne dich längst außer Sicht.
Denn deine Stetigkeit als Regel
ist mehr als nur ein Mast, der bricht!


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: AvaLiam, EkkehartMittelberg, Artname, LottaManguetti, Moja, nadir, Sanchina, franky.
Lieblingstext von: AvaLiam.
Danke und eine Brise extra!

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (23.11.20)
Hier sind ein paar schöne Bilder aus der Windwelt (schöne Beschreibung, dieses Wort). Klingt auch angenehm. Insgesamt reißt es mich aber inhaltlich nicht vom Hocker, vor allem die letzte Strophe nicht. Da könnte mehr los sein. LG Gina

 GastIltis meinte dazu am 23.11.20:
Hallo Regina,
die Welt der Wunder (hier der Winde) muss ja nichts mit Evangelikalen zu tun haben. Manchmal reicht ja schon die Freiheitsliebe aus. Oder das Insichzusammenklappen eines Gleitschirmes.
Viele Grüße aus dem windreichen Norden sendet dir Gil.

 EkkehartMittelberg (23.11.20)
Hallo Gil, ein interessanter Perspektivenwechsel: Der Wind wird in der Poesie meistens als ein launiges Element geschildert, das alles durcheinander wirbelt und als gewaltiger Sturm zerstört.
Letzteres klingt hier zwar mit dem Mastbruch auch an, aber du rückst die ungeheuer weite Dimension (Sterne, fremde Ferne) und die Stetigkeit des Windes in den Blick. Deine Windwelt öffnet Räume.
Herzliche Grüße
Ekki

 GastIltis antwortete darauf am 23.11.20:
Lieber Ekki,
schön, dass du den Bedeutungswandel, den man durchaus noch weiterführen könnte, mit dem Begriff Perspektivwechsel so herausgearbeitet hast. Natürlich ist die „Windwelt“ nicht alles, auch wenn ich dies in meinen Zeilen durch die Überhöhung schon im Titel versucht habe zu suggerieren. Aber sie, also die Windwelt, ist schon ein Teil unseres Seins, dessen Erhalt uns vom „Hocker“ reißen sollte. Auch wenn (oder gerade weil) wir keine amerikanisierten Bürger eines abhängigen Landes, wie es manchmal scheint, sein wollen.
Danke Ekki, und viele liebe Grüße zu dir und den Deinen von Gil.

 Artname (23.11.20)
Mit dir entschwebt das letzte Segel,
das ohne dich längst außer Sicht.

Schöne Idee!

Aber in S3 komme ich ins Stolpern: Zwar treibt der Wind das Segel außer Sicht, aber ohne Wind bliebe das Schiff doch stehen, also eher in Sichtweite... Diese Verse wünschte ich mir schlüssiger!

 GastIltis schrieb daraufhin am 23.11.20:
Lieber Art,
vielen Dank dir als (ehemaligem?) zeitweiligem Küstennutzer. Natürlich darf man die Zeilen nicht ganz so wörtlich nehmen wie sie dastehen.
Meine Erfahrungen als Segler beschränken sich übrigens auf eine Tour rund Rügen mit Stopp im (Not-)Hafen von Prerow und einem Abstecher auf dem Saaler Bodden vom Südufer bis nach Wustrow und zurück.
Die erste Tour mit zwei erfahrenen Prerow-Seglern, wobei bei Windstärke 7 der Wind das Vorsegel weggefetzt hat, bewirkte, dass die Segel- und damit Sichtfläche für vielleicht mögliche Rüganer plötzlich eine andere war, während auf der Tour über den Bodden in Wustrow am späten Nachmittag (auch wieder mit einem erfahrenen Alt-Prerow-Segler) durch eine plötzliche Flaute das Segel wie ein nasser Lappen am Mast hing und sicher ein anderes Bild bot wie noch eine halbe Stunde zuvor.
Also, nimm es bitte mehr symbolisch!
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 LottaManguetti (23.11.20)
Eine wunderschöne Hommage an den Wind, GIltis. Und ja, es ist wahr, ohne Wind gäbe es kein Wetter wie wir es kennen. Mit ihm steht und fällt alles. Selbst viele lyrische Verse wären ohne ihn nicht denkbar, ob diese ihn bewusst benennen oder sich die Verursacher beim Schreiben jener nur eine Strähne aus dem Gesicht streichen.

Wieder mal ein schönes Gedicht!

Lotta

 GastIltis äußerte darauf am 23.11.20:
Liebe Lotta,
da hast du dein Lob aber in ganz feine Worte gekleidet. Und ganz ohne General(an)probe! Welch eine Freude, wieder zu schreiben und zu lesen. Und das in einer Zeit, die so voller Widersprüche ist. Schade, dass die Strähnen bei mir nicht mehr ganz so weit runter reichen. Aber immerhin kann ich mir ja den Bart kraulen.
Vielen Dank dir und lass dich lieb grüßen vom (nun wieder) Stadtmenschen Gil.

 Moja (24.11.20)
Windwelt ist ein schönes Wort, lieber Gil!
In ihr fliegt alles, und in Deinem Gedicht fügt sich Vers zu Vers,
vorm Fenster Windstille, ich lasse mir jetzt den Wind um die Nase wehen, verwehten Gruß,

Moja

 GastIltis ergänzte dazu am 24.11.20:
Liebe Monika,
danke für deine aufbauenden Zeilen. Und hier nochmals herzlichen Glückwunsch für deine Platzierung beim Gedichtwettbewerb im Lorbeer-Verlag, bei dem ich leider wieder nur die Rücklichter einer weiblichen Teilnehmerin (wie sonst auch) zu sehen bekomme. Zum Glück sind sie nicht so nah, dass es zu einem Auffahrunfall kommen könnte. Also, nimm ruhig Fahrtwind auf, es kann nicht schaden.
Herzlich grüßt dich Gil.

 AvaLiam (26.11.20)
Lieber Gil...

...da fällt mir doch glatt ein: "...der Wind, der Wind, das himmlische Kind..."

Mal bläst er sich unglaublich auf und grollt und lässt richtig Dampf ab. Dann wieder ist er verspielt, malt Wolkenbilder und trägt so allerhand Gedanken, Träume und Wünsche davon...

Was wäre die Welt ohne Wind?
...die Schiffe... die Windmühlen... der Herbst mit seinen tanzenden Blättern und steigenden Drachen... die Pusteblume... das Meer... die Wäsche auf der Leine... Dieses Rauschen und Pfeifen... Zischen und Jaulen...

Schön, dass du ihn eingefangen hast - und frischen Wind in winterahnende, schwere Gedanken bringst.

LG - Ava

 GastIltis meinte dazu am 26.11.20:
Liebe Ava,
vielen Dank. Fein, wie du die vielen Möglichkeiten, die der Wind zu bieten in der Lage ist, ein wenig ausbreitest. „Ein wenig“? Eigentlich schon sehr ausführlich, aber wir beide wissen ja, dass man dem noch viel viel mehr hinzufügen könnte. Wollen wir den Rahmen sprengen? Für heute erst einmal noch nicht.
Lass dich sehr herzlich grüßen vom windverträumten Gil.
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