Zurück in der Heimat

Bild zum Thema Wirklichkeit

von  eiskimo

Erster Eindruck am Grenzübergang, von Luxemburg kommend: Stau, denn alle Heimkehrer müssen ja noch einmal billig tanken, Kaffee und Zigaretten einkaufen, die vermeintlich bessere Schokolade ergattern…
Und dann gibt es nicht nur Stress, wer schneller an welcher Zapfsäule ist, sondern  auch die schnellere Kasse erwischt. Das Wettrennen hat begonnen.
In Frankreich monatelang auf verkehrsarmen Départementale-Routen unterwegs, vermittelt die B51 durch die Eifel weitere Nahkampf-Gefühle. Motorrad-Pulks heulen an einem vorbei, Brummis aus aller Herren Länder führen vor, dass es brummt in diesem Land:  Abstands und Tempomaßgaben - etwa 50 bei Ortsdurchfahrten oder 70 bei Abbiege-Passagen - werden kollektiv missachtet. Unbeeindruckt davon die Riesen-Windräder, unter denen man durchhuscht, sauber aufgeräumt die begrünten Hügel.
In der Nähe von Ortschaften dann große Plakatwände, die gewinnend-lächelnde  Damen und Herren zeigen – die Wahlkampf-Deko ist aufgestellt;  Zukunft wird beschworen. Positives.
Ortsdurchfahrten wie bei "Unser Dorf soll schöner werden", eingezäunter Blumenschmuck, nach Farben sortierte Müllboxen, fast in jedem Garten das Kindertrampolin, ebenfalls eingezäunt.
Plötzlich kurz vor Köln: Straßensperren und weiträumige Umleitungen. Man erinnert sich, dass hier vor wenigen Wochen  noch die Natur aus den Fugen geriet. Ein Fliesenfachmarkt annonciert groß „20% für Flutopfer".
In Köln selbst ungewohnt viele Radfahrer. Das sieht man in Frankreich nicht. Auch enorm viel Werbung,  ein bunter Mix von Just-Fit, Ritter-Sport und Olaf Scholz.
An den Kreuzungen und Bürgersteigen immer wieder E-Scooter, Mietroller, Leih-Fahrräder. Manchmal ordentlich in Reihe aufgestellt, meist aber wild verstreut.  Die Menschen… in Bewegung, busy. Selbst das Essen oder Trinken  - viele machen es im Gehen.
Schon hat man es eilig, will weiter. Keine Lust, irgendwo anzuhalten. Wozu?

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (07.09.21)
Gut nachgezeichnet. Ich bleibe zwiegespalten, welche Wirklichkeit mir besser gefällt.
LG
Ekki

 Graeculus (07.09.21)
In Köln selbst ungewohnt viele Radfahrer. Das sieht man in Frankreich nicht.
Im Ernst? Frankreich, die Nation der Tour de France, habe ich mir immer als Fahrradfahrerland vorgestellt.
(Ich war nicht oft genug dort, um das aus eigener Erfahrung beurteilen zu können, vor allem nicht nach dem aktuellen Stand.)

 eiskimo meinte dazu am 08.09.21:
Frankreich ist Fahrradland am Sonntag Vormittag, dann fahren viele in feschen Trikots Rennrad. Im Alltag ist das Fahrrad längst nicht so in Gebrauch wie bei uns.
In Paris tut sich aber was, auch in Straßburg oder Lyon.
Wo das Fahrrad auch sehr aufholt, das ist beim "cyclotourisme" - immer mehr trauen sich, dieses tolle Land "à vélo" zu bereisen

 AchterZwerg (08.09.21)
Allein die Nahrugsaufnahme während des Gehens/Fahrens zeigt eine Kulturpraktik, die uns weit über unser Nachbarland hinaushebt.
Oder?

 eiskimo antwortete darauf am 08.09.21:
Oh, ja! Das Essen haben wir mit unserem multi-tasking-know-how perfekt in die anderen Verrichtungen integriert, sozusagen by the way- es sei denn, wir inszenieren es mal als event, dann hauen wir auf die Kacke...
In der französischen Provinz, in der ich abgetaucht war, ruht von 12 bis 14 Uhr die Arbeit. Sogar die Läden haben zu, es herrscht Ruhe im Dorf.
c´est la vie
Eiskimo

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 08.09.21:
Stimmpt!
Ich war mit 13 das erste Mal als Austauschschülerin in Frankreich und lebte bei sog. "einfachen" Leuten.
Selbst die gönnten sich hervorragende Mahlzeiten mit ein wenig Hauswein und der notwendigen Muße dazu.
Diese frühe Erfahrung (den Göttern sei sie gedankt) hat mein weiteres Leben mitbestimmt.

:)

 eiskimo äußerte darauf am 08.09.21:
Ach ja, Mu$e....schweres Thema. Und da können wir noch einiges lernen!
Entspannte Grüße
Eiskimo
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