Hirnakrobatik

Monolog zum Thema Respekt

von  FrankReich

Dieser Text gehört zum Projekt    Corona-Texte

Der Krankenpfleger auf der Intensivstation grinste, als er die Akte des erst kürzlich eingelieferten Patienten prüfte. "Der hat doch tatsächlich ein Attest gegen die Coronaimpfung.", bemerkte er dann und fügte feixend hinzu: "Genützt hat ihm das aber offensichtlich nichts."


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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (05.12.21, 09:21)
mancher impfgegner grummelt: "wie gehässig."

es gibt akrobaten, die auf der intensiven dem arzt, der mit ihnen wie mit einem kind redet, entgegenhauchen:" ich will keine hilfe."

wenig später dann, wenn die atemnot durchdringt, drücken diese verirrten den notruf. der eintreffende arzt ist ratlos. wenig später wird die leiche eingerollt.

 FrankReich meinte dazu am 05.12.21 um 10:44:
So lässt sich dieser "Kommentar" des Krankenpflegers natürlich auch lesen, etwas gesellschaftskritischer ist der Text dann aber doch, denn der Schwerpunkt liegt auf "Attest", bspw. könnte in diesem Fall die abschließende Bemerkung des Krankenpflegers damit zusammenhängen, dass der Patient sich trotz Attest dem allgemeinen Druck gebeugt hat und nach der Impfung einen anaphylaktischen Schock erlitten hat, der Hirnakrobat von Krankenpfleger scheint außerdem zu verkennen, dass ein Mensch, der sich nicht impfen lassen sollte, bzw. darf, zwar alles zu vermeiden sucht, um sich nicht zu infizieren, dabei jedoch auf die Rücksichtnahme seiner Mitmenschen, also in erster Linie auf Abstand, Hygiene und Mund-/Nasenschutz angewiesen ist, gerade Geimpfte scheinen das nicht mehr für nötig zu halten und das Beste kommt zum Schluss: Tatsächlich werden nämlich alle Ungeimpften in einen Topf geworfen und als Egoisten abgestempelt. 
Ich habe diesen "Kommentar" nicht ohne Grund in meine Stilblütensammlung aufgenommen, denn das eigentliche Stigma in unserer Gesellschaft ist nicht das Virus, sondern das "Hitler-Syndrom", eine Einstellung, die seit den Hexenjagden aus dem deutschen Volk nicht wegzudenken ist, nun allerdings etwas subtiler gehandhabt wird, ein Argument für das Impfen ist z. B. die Überfüllung der Intensivstationen mit Coronakranken dadurch vermeiden zu können, um sie für Krebspatienten und Unfallopfer, etc. freizuhalten, dabei hätte schon die erste Welle zu Ausbaumaßnahmen führen können, und obwohl die Zahl der ungeimpften Coronakranken in den Krankenhäusern wesentlich höher liegt als die der Geimpften, bedeutet die Impfung noch keineswegs einen Freibrief, denn es erfordert nicht einmal einen Impfdurchbruch, um als Geimpfter das Virus weiterzugeben.

Ciao, Frank

Antwort geändert am 05.12.2021 um 11:53 Uhr
Ferdi (70) antwortete darauf am 05.12.21 um 14:23:
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 FrankReich schrieb daraufhin am 05.12.21 um 16:22:
Okay, Ferdi, ich habe z. B. gestern eine Sendung gesehen, in der einer ungeimpften Person eben dieser Vorwurf gemacht wurde, weil sie im Zuge einer Infektion das Krankenbett einem Krebspatienten bzw. einem Unfallopfer wegnehmen würde, die Verallgemeinerung nehme ich zurück, Deine Behauptung über ungeimpfte Erleuchtete (   :D )
war mir allerdings auch neu.
Zum Schutz aller wird jedoch auch kein Serum führen, s. Impfdurchbrüche, deshalb plädiere ich dafür, die AHA+L+A-Regel sowie die Tests auch nach Freigabe eines Totimpfstoffes noch eine geraume Zeit beizubehalten, denn wenn Freiheit nicht beschnitten wird, geht sie immer zu Lasten der Hilflosen und deshalb stelle ich mal folgenden Satz zur Diskussion: 

Impfen macht frei.
Ferdi (70) äußerte darauf am 05.12.21 um 17:44:
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 diestelzie (05.12.21, 12:05)
Ich kann den Grundgedanken gut nachvollziehen. Dieses Attest befreit letztendlich niemanden von der Angst vor der Erkrankung und entscheiden muss er sich auch selbst. 
Was mich ein wenig stört, ist dieses "feixen" des Pflegers. Da kann ich dir eine relativ große Humorlosigkeit garantieren. Egal ob geimpft oder nicht, Attest oder keins, krank ist krank und ein Pfleger macht seinen Job. Das verhält sich übrigens mit kettenrauchenden Lungenkrebspatienten genauso oder mit stark übergewichtigen Typ 2 Diabetikern oder mit leberkranken Alkohlikern.
Die Impfung ist keine Garantie, nicht zu erkranken, die Nichtimpfung schützt nicht vor den Tod.
Naja, jedenfalls ist das ein kurzer Text mit Langzeitwirkung.
Liebe Grüße 
Kerstin

 Graeculus ergänzte dazu am 05.12.21 um 12:07:
In einer Arztpraxis las ich einst:
Gelebt, geliebt, geraucht, gesoffen,
Und dann vom Doktor alles hoffen.
So sind wir Menschen.

 FrankReich meinte dazu am 05.12.21 um 12:31:
@diestelzie
Der Pfleger macht seinen Job, das ist zwar richtig, hat aber nichts mit seiner sonstigen Lebenseinstellung zu tun, und das Exemplar, was ich zu meinem Text im Hinterkopf hatte, gibt sich keineswegs nur mit sarkastischen Bemerkungen zufrieden, mit Humor hat das eigentlich überhaupt nichts zu tun.

Ciao, Frank

@Graeculus
So sind wir Menschen? Mag sein, aber vielleicht wären wir schon einen Schritt weiter, wenn wir denn mal hinterfragen würden, woran das liegt.

Ciao, Frank

 GastIltis (05.12.21, 12:54)
Die Frage, die sich mir beim allerersten Lesen gestellt hat, war sofort: „War das Attest echt oder gefälscht?“ Ob sich vom Resultat her die Geister scheiden, sei dennoch dahin gestellt. LG von Gil.

 FrankReich meinte dazu am 05.12.21 um 13:37:
Im Gegensatz zur Impfung ist ein Attest kein Freifahrtschein und es zu fälschen macht momentan überhaupt keinen Sinn, denn die Tests sind ja wieder für alle gratis und hier sehe ich das Problem bei öffentlichen Teststationen für Menschen, die aufgrund einer Allergie o. ä. schwerwiegender Probleme auf eine Impfung verzichten sollten, denn dadurch steigt für sie die Infektionsgefahr, da z. B. Familien, ob geimpft oder ungeimpft, sie als Ausflugsziel nutzen, ich empfehle Impfrisikopatienten daher einen Test beim Arzt ihres Vertrauens, aber auch im allgemeinen Rahmen, die AHA+L+A-Vorsichtsmaßnahmen nicht zu vernachlässigen.

Ciao, Frank

P. S.: Danke auch für Deine Empfehlung.

Antwort geändert am 05.12.2021 um 13:55 Uhr

 Moja meinte dazu am 05.12.21 um 17:24:
Im Grunde geht es in Deiner Szene um den Mangel an Empathie, Wohlwollenden Umgang, etwas mehr Bescheidenheit täte dem zynischen Pfleger gut angesichts der Lage. Es gibt keine absolute Sicherheit im Leben, jeder kann sich anstecken, ob geimpft oder nicht. Viele wollen das nicht wahrhaben, beharren lieber auf einen Sündenbock und sind nicht bereit sich von sich aus einzuschränken oder zu verzichten, was auch eine Möglichkeit freiheitlichen Handelns wäre. 
Menschen, die sich nicht impfen lassen können, sind besonders gefährdet, ich vermisse die Differenzierung im Sprachgebrauch, sowie in den Medien. Impfgegner haben ganz andere Gründe. 
Deine Szene beschäftigte mich, der nicht geimpfte Patient hätte ja auch auf der Intensivstation mit einer anderen Krankheit liegen können, noch gefährdeter und dazu zynisch abgewertet. 
Wohltuend klarstellend und sachlich empfand ich auch Deinen Kommentar auf Dieters Kolumne, das wollte ich Dir auch noch sagen, Frank. 
Also DANKE für die klaren Worte!

Moja

 FrankReich meinte dazu am 07.12.21 um 09:00:
Hi Moja,

danke besonders für Deinen super Kommentar, eines der größten Probleme in unserer Gesellschaft sehe ich in der rudimentären Fähigkeit zu differenzieren, Kollateralschäden sind meist auf Schubladengedanken zurückzuführen, und allmählich bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob letztere Eigenschaft bei manchen Menschen nicht doch angeboren ist.  :D   :D 

Ciao, Frank
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