E. S. v. d. H. - Versuch einer Namensanalyse

Erörterung zum Thema Biographisches/ Personen

von  FrankReich

Noch vor Johannes Plavius gilt Ernst Schwabe von der Heyde als eine der rätselhaftesten Dichterpersönlichkeiten des 17. Jahrhunderts, denn jene Spuren, welche sich durch die drei Jahrzehnte seines vorgeblich kurzen Lebens ziehen, lassen sich schwerer nachvollziehen, seine Geburt im Danzig des preußischen Königtums Polen 1598 erweist sich zwar als ebenso fragwürdig wie sein historiographisch unbelegter Tod 1624, darin jedoch schenken sich beide Dichter nichts, auch Plavius Wurzeln und sein Schicksal sind reichlich dubios.

Eine erste Popularität erntete Schwabe von der Heyde durch Martin Opitzens "Buch von der Deutschen Poeterey", welches von Julius Wilhelm Zincgref 1624 veröffentlicht wurde. Im Anhang dazu, des von Opitz bereits 1617 geschriebenen "Aristarchus", finden sich nebst vier Dichtungsproben Schwabes samt Kurzerläuterungen und einem Hinweis auf sein poetisches Manuskript periphere Äußerungen zu seiner Person als recht jugendlich, aber auch ausgeglichen. Zusammen mit dem Nachweis von Schwabes Name samt stolzer Einschreibegebühr in Höhe von 4 Talern in der Immatrikulationsliste der Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder 1622 stehen sie als Gründe dafür, Schwabes Herkunft in den Reihen des Adels anzusiedeln. Dafür spräche nicht nur der Namenszusatz "von der Heyde", sondern zunächst auch sein gediegener Vorname, der allerdings zu den damals berühmtesten seiner Vornamensvettern, nämlich zu den Herzogen Ernst den I. und Ernst den II. von Schwaben führt, was nun erhebliche Zweifel daran aufwirft, dass Ernst Schwabe als Abkömmling des alten schlesischen Adelsgeschlechtes "von der Heyde" in Frage käme, da bei ihm der Zuname "Schwabe" im Vordergrund steht. Somit richtet sich der Fokus zur Abkunft des Familiennamens eher auf das Herzogtum Schwaben, speziell auf das Städtchen Leutkirch im Allgäu, einer ehemaligen Reichsstadt im heutigen Bundesland Baden-Württemberg, in deren unmittelbarer Nähe die Leutkircher Heyde liegt, ein Gebiet, auf dem 1348 ein Landgericht für freie bäuerliche Grundbesitzer verbrieft ist, die keinem lokalen Herren, sondern dem König direkt verpflichtet waren, bekannt als "Die Freien auf Leutkircher Heide".

Obwohl außer Ernst Schwabe von der Heyde, der sich selbst als Borussus, also Preuße, bezeichnet, kein anderweitiger Vertreter dieser Namenskonstellation zu belegen ist, findet sich der Name "Schwabe" in und um Danzig des 17. Jahrhunderts recht häufig, so dass Ernst Schwabe den Zusatz "von der Heyde" als Zeichen der Präzisierung und Aufwertung von seinen Leutkircher Vorfahren übernommen und kultiviert haben dürfte, als naheliegend ist daher anzunehmen, dass es sich bei Ernst Schwabe von der Heyde um den Sohn des Danziger Anwohners Jakob Schwabe (ca. 1575 - 1625) handelt, er also definitiv bürgerlicher Herkunft ist.


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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (31.01.22, 21:15)
Eine interessante Analyse. Mit Interesse gelesen.

LG
Alma Marie

 FrankReich meinte dazu am 31.01.22 um 21:31:
Danke Alma Marie,

die beiden Barockdichter Schwabe von der Heyde und Plavius sind weniger durch ihre Dichtung, als vielmehr durch ihre äußerst lückenhaften Lebensläufe bekannt geworden, ich habe mir vorgenommen, da ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, Namenserforschung ist natürlich nur ein Anfang; ich schaue mal, wie weit ich bei der Vervollständigung beider Biographien komme.

Ciao, Frank

 diestelzie (01.02.22, 16:25)
Das ist ein Text der einen Platz in einer Fachzeitschrift verdient. Allerdings nimmt er mich als Nichtfachmann auch gut mit und ich bin auf die eigentliche Biographie des Herrn von der Heyde schon sehr gespannt.

Liebe Grüße
Kerstin

 FrankReich antwortete darauf am 06.02.22 um 17:59:
Danke Kerstin,

bis das Konzept zu Schwabe von der Heydes Biographie steht, muss ich allerdings noch ordentlich üben, momentan hapert es allerdings eh an der erforderlichen Konzentration, so dass ich mich erst einmal auf Texte in dieser Form beschränken werde.

Ciao, Frank
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