Ernst Schwabe von der Heyde und Johannes Plavius - Drei mögliche Bezüge

Erörterung zum Thema Biographisches/ Personen

von  FrankReich

Die Namen der beiden rätselhaftesten Dichter des Barock wurden bisher auch von der aktuellen Forschung noch nie in einem Atemzug genannt, obwohl ihr gemeinsamer Besuch der Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder zu Beginn der 1620er Jahre einen Bezug mehr als begründet erscheinen lässt, zudem sie beide einer Danziger Bewohnerin um diese Zeitachse herum im Radius von etwa sechs Jahren jeweils zwei Gelegenheitsgedichte widmeten.

Zunächst einmal ist es Ernst Schwabe von der Heyde, der der Schwester des angehenden 87. Danziger Bürgermeisters Johannes Rogge, Helene, bei seinem Danziger Aufenthalt zwischen 1612 und 1616 zwei Anagrammgedichte zueignet; 1627 dann schreibt ihr ausgerechnet Johannes Plavius, der seit 1624 in Danzig nachweisbar ist, zu ihrer Vermählung mit dem Fernkaufmann Hans von Bergen zwei Epithalamien, der Zufall dürfte sich dabei in ziemlich übersichtlichen Grenzen bewegen, besonders angesichts der nun folgenden Anekdote:


Der Hobbygenealoge und durch seine Stammbuchführung der Nachwelt etwas bekannter gewordene Rechtswissenschaftler Nicolaus Rittershausen erwarb nach eigener Aussage vor Beendigung seines Studiums in Straßburg dort von Bekannten Martin Opitzens "Teutsche Poemata" aus dem Jahr 1624, in deren Anhang der Literaturhistoriker Max Rubensohn schließlich eine glaubwürdige Randnotiz zu "Ernestens Schwabens von der Heiden" entdeckte, die da lautet:


"Ward anno/ 1626. 4. Junij/ zu Dantzigk/ lebendig gespießet, im/ Polnischen läg/ auf Befehl des/ Obristen Koniecpolsky",


jedoch ohne eine Erklärung parat zu haben, wann Rittershausen diesen Eintrag geleistet und von wem er dazu bewegt worden sein könnte.

Des Rätsels Lösung dürfte in Rittershausens Abstecher vor der endgültigen Rückkehr in seine Vaterstadt Nürnberg über Danzig zu seinem dort beheimateten Bekannten aus Straßburger Zeiten, Johannes Mochinger liegen, dessen Einladung er garantiert auch den Eintrag von Johannes Plavius Anfang 1629 in einem seiner Stammbücher zu verdanken hat.




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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (09.02.22, 15:59)
Ist das Fiktion?
Mir sagen diese Namen alle nichts, was sind deine Quellen? Nur Hörensagen aus dem Internet oder sog. Fachbücher?

 FrankReich meinte dazu am 09.02.22 um 17:01:
Nein, ist es nicht und wenn Dir Martin Opitz nichts sagt, dann empfehle ich Dir die kritische Ausgabe "Buch von der Deutschen Poeterey" samt "Aristarchus", das wäre z. B. schon mal eine Quelle zu Ernst Schwabe von der Heyde, Johannes Plavius findet besonders Erwähnung in Dick van Stekelenburgs "Michael Albinus - Dantiscanus", aber natürlich habe ich auch Internetrecherchen angestellt, es gibt da bspw. Datenbanken über Stammbücher, Matrikel- oder genealogische Verzeichnisse, die ich als Quellenangaben verwenden kann, hier geht es mir aber erst einmal darum, Interesse für diverse Barockdichter und ihr Umfeld zu wecken, die Themen für Fachzeitschriften literaturwissenschaftlich aufbereiten kann ich später immer noch.

Ciao, Frank

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 10.02.22 um 09:26:
Also, ich sag'mal so: Da nötigt mir einen riesigen Respekt ab, dass Du dich mit diesem Thema beschäftigst. Ich, hoffe, dass du deine Ergebnisse seriös publizieren kannst.
Aber für Barockdichter interessiert sich auf KV niemand. Die Dichter hier lesen selbst keine anderen Dichter, das ist in erster Linie Betroffenheitslyrik, für das sie Lobhudeleien abholen wollen, mehr ist da kaum. Ich bin kein Lyrik-Experte, aber auf kV gibt es doch bestenfalls zwei oder drei gute User, die gute Gedichte schreiben, oder?

 FrankReich schrieb daraufhin am 10.02.22 um 12:59:
Na ja, die barocken Gedichte sind eigentlich mehr Mittel zum Zweck, wer gelernt hat, über sie einen Bezug zur Realität herzustellen, wird eine Menge über das Leben im 17. Jahrhundert erfahren, außerdem gilt das Barock als Wiege der neuen deutschen Literatur und wer sich für Autoren wie Gryphius (Drama), Hoffmannswaldau (Lyrik) und Grimmelshausen (Epik), nicht interessiert, verhält sich meiner Ansicht nach wie ein Baum im Winter.

Ciao, Frank

 FrankReich äußerte darauf am 10.02.22 um 12:59:
Sorry, doppelt gemoppelt. 🙃

Antwort geändert am 10.02.2022 um 13:01 Uhr

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 11.02.22 um 12:37:
Hm, na ich weiß nicht, ob diese Autoren wirklich soooo wegweisend waren... 
Aber ich will dich nicht demotivieren!

 FrankReich meinte dazu am 11.02.22 um 15:37:
Bei Grimmelshausen dürfte ohnehin kein Zweifel bestehen, der "Simplicissimus" und "Mutter Courage" sind immer noch in aller Munde, die Dramen des Gryphius waren über Lessing hinaus auch für Eichendorff noch ein Begriff und Hoffmannswaldau ist immerhin Begründer der zweiten Schlesischen Schule, bzw. Initiator der galanten Dichtung, leider nur als Satiriker noch verkannt, in der Literaturforschung sind allerdings alle drei immer noch verdammt große Nummern, insofern keine Sorge, da lasse ich mich von niemandem demotivieren. 👋😂

Ciao, Frank

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 11.02.22 um 17:03:
Simplicissimus: Meinst du Karl Kraus oder den youtube-Kanal?  8-) Ist Mutter Courage nicht von Brecht? Der war Barockdichter??

 FrankReich meinte dazu am 11.02.22 um 18:37:
Mensch Dieter, die Satirezeitschrift ist in Anlehnung an Grimmelshausens "Der abentheuerliche Simplicissimus" entstanden, der Roman wurde in den 1970er Jahren sogar verfilmt und Mutter Courage von Brecht ist eine dramatische Adaption von "Trutz Simplex", der Geschichte der "Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche", sind damit alle Klarheiten beseitigt? 😂

Ciao, Frank

 FrankReich meinte dazu am 12.02.22 um 09:27:
P. S.: ... der YouTube-Kanal übrigens auch, der allerdings ist mir neu, soll der eine Konkurrenz zum Browser-Ballett darstellen?

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 12.02.22 um 10:16:
Ich glaube ja, bin nicht so der Youtube-Gucker.

P.S.: Riesige Wissenslücken bei mir.

 FrankReich meinte dazu am 12.02.22 um 10:32:
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