Das Gesamtmysterium Johannes Plavius

Erörterung zum Thema Biographisches/ Personen

von  FrankReich

Ebenso plötzlich wie der Phönix aus der Asche wird der spätere Dichter und Humanist Johannes Plavius im Herbst 1621 als Immatrikulant an der Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder fassbar; trotz eigener Angaben und diverser Hinweise erwiesen sich nämlich sowohl Abstammung als auch Geburtsort des Autors als historiographisch unverifizierbar; ein nahezu gleichermaßen großes Rätsel wie seine ungewisse Herkunft stellt allerdings sein ebenso überraschendes Verschwinden aus der Danziger Öffentlichkeit dar, in der er sich als Kasuallyriker, Poetiker und Leiter einer Privatschule zwischen 1624 - 1630 einen Namen erwarb.

Beim ersten Gedicht, nach welchem er in Danzig rasch einem breiteren Publikum bekannt wurde, handelt es sich bezeichnenderweise um ein Epithalamium, seine beiden lateinischen Poetiken sind eher dem Bereich Fleiß- und Prestigearbeit zuzuordnen, das Schlüsselgedicht jedoch, welches letztendlich zu seinem beruflichen Verstummen und gleichzeitigem Rückzug in die Anonymität geführt haben dürfte, ist ausgerechnet ein Epitaph auf den 1629 verstorbenen Bürgermeister Arnold von Holten, dem er als Würdigung in dessen Funktion als Protoscholarch neben einem Gedicht u. a. auch sein zweites Lehrbuch, die "Institutio poetica compendiosissima" widmet, aber gleichzeitig auch ein Sonett, das zwar außerhalb seiner zyklischen Lehrsonettdichtung angesiedelt ist, dennoch als Beispiel dafür dienen mag, da es Plavius Einstellung zum menschlichen Umgang miteinander konkretisiert:


Sonnet

Der diese schöne Stat/ gleich als ein schiff gelencket
Durch manchen harten sturm; der beiden früh vnd spat
Mit ungespartem fleiss' vnd wohlbedachtem rath'
Ihr beygestanden ist: den castalis geträncket/
Und Helikon gespeisst: den Gott der Stat geschencket
Als einen tewren schatz: der oftmals in der that/
Sein vaterfrommes hertz'/ an euch/ bewiesen hat
Ihr Dantzker Bürgerey: den ewr beschweer
gekräncket/
Den tödtet seine trew': Ihr Musen/ stimmet an
Ein kläglich trawer-lied vnd sprecht: hie liegt der mann
Der's vaterlandes heil mehr achtet' als sein leben 
In diesem Jammerthal mißgönnt jhn uns das land
Der lebendigen zwar/ doch sol durch deine hand/
Apollo/ seine trew' am hohen Himmel schweben.


Mit dem damals einflussreichsten der vier Bürgermeister verlor Plavius zwar seine wichtigste Bezugsperson im Rathaus der Danziger Rechtstadt und somit auch das bisherige Privileg, Gelegenheitsgedichte zu präsentieren oder auch sonstiges Material drucken zu lassen,  der Verbreitung seiner bereits vorhandenen Dichtung über die Grenzen Danzigs hinaus im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen tat das allerdings keinen Abbruch und gibt Anlass, der Theorie nachzugehen, dass Plavius sowohl vor 1621 als auch nach 1630 im Bereich der Dichtkunst und Poetik, bzw. Schulung tätig war.



Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Verlo.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram