Juute Nachricht

Gedicht zum Thema Sicherheit

von  GastIltis

Haste, sage ick ßu Ede,

nich für mir noch een Kassiba?

Ick hab zweje, doch für beede

is een dritta ßu mir lieba.


Fragt mir Ede: Für Penunze,

oder schreibste noch wat Flinket?

Nee, sach ick, nich eene Unze,

'k jloobe, Lola plant wat Linket.


Juut, sagt Ede, war echt Kacke,

damals, weeßte, kurz vorn Abjank,

kostete für jede Backe,

anderthalb. Bin blitzeblank.


Is nu aber nurn jebrauchta,

war in'n Steri, fast wie junk.

Klaaro, sag ick, keen jeschlauchta,

ha 'k vons letzte Ma jenunk!




Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: TassoTuwas, TrekanBelluvitsh, plotzn, Jo-W., Didi.Costaire, EkkehartMittelberg, Tula, AZU20, Ralf_Renkking, Moja.
Klaaro!

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 FrankReich (16.02.22, 00:20)
Jute statt Plastik?

Ciao, Frank

 GastIltis meinte dazu am 16.02.22 um 12:24:
Hallo Frank,
 
danke zunächst einmal. Beim Begriff Plastik verwende ich in der Regel einen weiblichen Artikel und meine damit z.B. Skulpturen oder Plastiken aus Ton oder Metall (Bronze aus Benin), die in Museen oder Vitrinen gehören. Deinem Plastikbegriff stünde ein „das“ zu, zumindest für jeden, der schon einmal in vergangenen Zeiten die A 9 befahren hat, und damit Plaste (und Elaste) aus Schkopau meinte, damit der Unterschied verständlich erschiene.
Jetzt zum Juut. Ich bin in einer Gegend aufgewachsen, wo anders gesprochen wurde. Das ist das Chemie-Dreieck Wolfen-Bitterfeld-Dessau. (Dessau deswegen, weil dort, das kannst du in einem Beitrag einer aktiven Userin nachlesen, Zyklon B produziert worden ist). Aber ich schweife ab.
Gängig war dort, zum Abschied zu sagen: „Machs juut!“Als Antwort kam dann prompt ein: „Machs besser!“ Wobei die beiden „s“ nicht stimmlos zu sprechen waren. Und da wurde grundsätzlich der Dativ nicht verwendet. Zu sagen, „fahrmer mits Auto odder mits Rad?“, war eine stehende Redewendung, als die ersten Autos aufkamen. (odder = oder).
Aber wenn du mich schon zum Material befragst, dann meine ich, dass doch vielleicht Natur-Kautschuk aus Restbeständen des belgischen Königshauses gar nicht so unangebracht wäre. Am besten mit aufgedrucktem Siegel abgeschlagener Hände als Echtheitsnachweis. Oder Schmuggelware von Kleinplastiken aus Elfenbein, aber jetzt wirst du schon nicht mehr mit mir reden.
 
Also: Machs juut! Bis balde. Gil.

 FrankReich antwortete darauf am 16.02.22 um 13:39:
Hi Gil, 

in den 80ern gab es in meiner Heimatstadt ein Kneipenviertel, das als Bermudadreieck berühmt und berüchtigt war, auch ich bin da schon so manches Mal verloren gegangen und als ich den Titel Deines Gedichtes las, erinnerte mich das unweigerlich an die Graffiti auf einem Kondomautomaten in einem der Lokale, nämlich: "Jute statt Plastik", natürlich waren damit nur die Tragetaschen gemeint, ich finde den Spruch in diesem Zusammenhang noch bis heute ganz witzig.
Auf den Wunsch "Mach' s juut." hatte sich in der damaligen Zeit bei uns jemand etwas ganz besonders Schlaues einfallen lassen: "Mach's besser, aber nicht zu oft und wasch' Dir hinterher die Hände." Nach 8 - 9 Bierchen funkionierte diese Abschiedsformel dann aber auch nicht mehr wirklich ...

Ciao, Frank

 GastIltis schrieb daraufhin am 16.02.22 um 15:20:
Siehst du Frank, das unterscheidet einen Kommentar. Gut ist er, wenn man den Zusammenhang kennt, wenn nicht, taugt er nichts. Jetzt taugt er. Herzlich Gil.

 FrankReich äußerte darauf am 16.02.22 um 19:07:
Das war der Plan, Gil. 👋😂

Ciao, Frank

 tueichler (16.02.22, 01:03)
Huuuh, also den verstehe sprachlich gar nicht ….
Nix für ungut 😎

 GastIltis ergänzte dazu am 16.02.22 um 12:37:
Hallo Tom,
du meinst den Text! Weißt du, dazu gehört natürlich, sich mit dem Rotwelsch, z.B. bei François Villon, oder den Gaunerzinken, dem Halunken-Brevier bzw. der Halunkenballade von Fritz Graßhoff oder anderen einschlägigen Werken befasst zu haben. Also sprachlich. Graßhoff hat seine Werke ja auch noch illustriert, wenn auch sparsam. Aber ich will dir gerne eine angemessene Übersetzung bieten, muss mich aber erst um einige andere Texte kümmern. Ich hoffe, du bist mir nicht böse.
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 tueichler meinte dazu am 16.02.22 um 13:31:
Lieber Gil, danke für die Aufklärung und die Sonderlocke für mich! Ich hab zwar Villon gelesen, jedoch in einer 'eingedeutschten' Version von anno Tobak - noch in der DDR.
Frohes Weiterdichten :)

Tom

 GastIltis meinte dazu am 16.02.22 um 22:03:
So Tom, jetzt deine Version:

Gute Nachricht
Hast du, sage ich zu Eduard,
für mich noch einen Kassiber?
Ich hab zwei, doch die sind hart
und ein weicher wär mir lieber.
Fragt er mich: für große Scheine,
oder schreibst du wegen Handeln?
Nein, an Geld nicht einmal kleine,
Lola scheint mir fremd zu wandeln.
Gut, sagt Eduard, war zum Schimpfen,
damals, sie direkt als Krönung,
noch dem Direx anzupreisen.
Kostete echt Abgewöhnung.
Hat bloß Daffke mal verwendet,
wegen Aktien oder so.
Weiß ich, sag ich, und geendet
hats kurz vor dem Bahnhofsklo.

 Didi.Costaire (16.02.22, 09:46)
Moin Gil,

das hört sich gut an, auch wenn man nur einen Teil davon versteht. Vor rund hundert Jahren hatte das Verbrechen durchaus noch einen gewissen Charme, bedingt auch durch seine regionale Verwurzelung...


Ja, so war die Unterwelt:
Ede war ein wahrer Schuft,
Lola dachte bloß ans Geld,
und sie waren ausgebufft.

Ach, sie stahlen und sie fälschten,
neppten, hurten und betrogen,
logen dreist und kauderwelschten,
dass sich dickste Balken bogen.

Doch die Polizei war schlau
und erkannte sie am Namen.
Alle Edes kam'n in'n Bau
und die wenigsten entkamen.


Schöne Grüße,
Dirk

 GastIltis meinte dazu am 16.02.22 um 12:57:
Hallo Dirk,
manche, z.B. du, sind anderen, z.B. mir, immer um einiges voraus. Als ich heute kurz nach Mitternacht durch die Tücken der Technik (unser Telefon hatte Null Uhr wie von Geisterhand die Weckfunktion aktiviert) wach wurde, habe ich vor Verzweiflung die obigen Zeilen eingestellt. Merkwürdigerweise war da die Polizei schon da. In Form eines Gedichtes von dir!
Wie im richtigen Leben.
Als mir mal ein 500er Trabant geklaut wurde, meldete ich es sofort der Polizei. Ja, sagten sie dort, das waren wohl Leute aus D. (Nachbarort). Die haben gestern einen Wartburg geklaut und ihn in Richtung T. (nächster Nachbarort) in den Graben gefahren. Ihr Trabi wird wohl jetzt in D. stehen. Sie mussten ja zurück. Und genauso kam es auch. Zum Glück war es nicht umgekehrt.
Übrigens habe ich einen von den Galgenvögeln noch gesehen, als ich den Wagen abholte. Da wurde er gerade über den Hof geführt.
Dich führen sie nicht über den Hof. Aber dazu komme ich noch.
Danke (auch für deine schönen Zeilen) und sei herzlich gegrüßt von Gil.
Jo-W. (83)
(16.02.22, 10:03)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis meinte dazu am 16.02.22 um 14:03:
Lieber Freund Jo, das finde ich richtig gut!

Nun muss man ein wenig mehr wissen, als nur, dass Sprachen oder Dialekte kommen oder vergehen können. Oft werden sie durch Personen oder Gruppen geprägt, deren Absichten das vielleicht gar nicht sind.
Aber zu dem Text. Dass ich nach dem Erblicken des Lichtes der Welt von meiner Großmutter, die ich von Fotos her nur (bis auf eine einzige Aufnahme mit ihren Eltern und den beiden Brüdern) als zurückhaltend und scheu kenne, mit den Worten: „n Jung inn Hus, n Jung inn Hus!“ begrüßt worden bin, konnte mich natürlich noch nicht so sehr beeindrucken. Das Platt, das im Haus gesprochen wurde, schon eher.
Leider sind wir dann, das brachte die Zeit so mit sich, bevor ich in die Schule kam, aus dem Nordwesten in den Südosten Sachsen-Anhalts gezogen, weil dort mein Elternhaus stand. Dort habe ich mich dem ortsüblichen Slang gewidmet, als gäbe es nur ihn. Leider ist er heute dahin! Dass in meinem Heimatort ein Dichter und im Nachbarort der Sprachgestalter Philipp von Zesen zur Welt kamen, erwähne ich nur am Rande. Von Zesen hat aber auch Gedichte geschrieben: Gekürzter Auszug:
„Wer unter euch / ihr Sterblichen / kan zeigen /
wo man die kunst zu Lieben lehrt;
Wo ist ein solcher Meister /
ein Auszug kluger geister?
Zu Leipzig? oder wie / zu Wittenberg?“
Wenn man dann einen Teil des Lebens in Sachsen und einen anderen in Berlin zu tun hatte, sind Sprache und Verständigung nur ein Mittel, um miteinander zurecht zu kommen.
Manchmal gehört auch dazu, sich um die Dramatik von Zusammenhängen zu bemühen. Ich habe es stets versucht. Ob es Waldheim oder das Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen waren, Buchenwald oder Sachsenhausen, es ist immer der Mensch, der versucht, auch in höchster Not und Verzweiflung kreativ zu bleiben. Wer das erkennt, ahnt vielleicht, wo und wie man seine persönlichen Grenzen zu ziehen hat und wo oder wie nicht.
Aber das weißt du ja alles selbst, mein Freund.
 
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 plotzn (16.02.22, 18:50)
Servus Gil,

Berlin scheint ja auf Dich noch mehr abgefärbt zu haben, als ich sowieso schon berfürchtete. Und dann auch noch eene Jnastjeschichte! Juute Nach(rich)t, Deutschland!

Aba det is Balin...

Tschüssikowski!
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 16.02.22 um 19:21:
Danke Stefan,

zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Und wenn du irgendwo lang genug herum fährst, natürlich nur im Osten, und weißt dann, aha, da warst du schon und hast Spuren verwischt, dann natürlich nicht ohne Stolz. Von Stolpe im Norden bis Friedrichshagen im Süden kenne ich nahezu jeden Stein. Selbst den Müggelsee haben wir unterirdisch nicht ausgespart. Und das Schöne ist, alle fahren vorbei und haben davon keinen blassen Schimmer.
Und was ist hängen geblieben? Die Erkenntnis, dass die Blödmänner sich damals auch schon herum getummelt haben, wo die Luft immer dünner und dünner wird!

Ja, so ein Knast hat auch gute Seiten. Man muss ja nicht unbedingt den Drecksack von Florian Günther lesen, um mitzubekommen, dass es da Leute gibt, die in Sicherheitsverwahrung sitzen, ohne etwas Ernstes getan zu haben.

Aber, Schaum drunter! Viele Grüße von Gil.

 EkkehartMittelberg (16.02.22, 19:43)
Hallo Gil.

Lola is ne flinke Schickse
und auch Ede steht im Wichse,
Willste juute Dinger drehn,
musst baldowern wunderscheen.

Schwedische Gardinengrüße
Ekki

 GastIltis meinte dazu am 16.02.22 um 21:00:
Danke Ekki,

du kennst dich gut im Milieu aus! (Wo nicht?)
Wenn nicht bei dir, könnte man noch einmal zur Schule gehen.
Neben dem Knast (plotzn), neppen (Didi), lesen sich dein
Baldowern באלדאווער von hebräisch Ba'al-dawar „Herr einer Sache“, die
Schickse von [url=https://de.wikipedia.org/wiki/Hebräische_Sprache]Hebräisch[/url] שֶקֶץ šeqeẓ, „Unreines, Abscheu“ und mein
Kassiber von hebräisch ketiva(h)« (Geschriebenes)

wie selbstverständlich.
 
War mir eine Freude. Herzlich Gil.

Antwort geändert am 16.02.2022 um 21:01 Uhr

 TassoTuwas (17.02.22, 10:02)
Weeste Gasti, 
immer die Balina, icke und große Klappe, wa!
LG TT

 GastIltis meinte dazu am 17.02.22 um 12:26:
Vasteh ick ehmt och nich! Tasso.
Aba inn Knast sind se juut uffjehohm. Sind nur de Falschen drinne!
Danke un lass dir nich erwischen, meent Gil.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram