Gespräch in der Galerie

Kurzprosa zum Thema Kunst/ Künstler/ Kitsch

von  uwesch

Dieser Text ist Teil der Serie  BEBILDERTE TEXTE

HwlTizemfSqZAAAAAElFTkSuQmCC


Martin Disler, untitelt 1986


„Er ist nicht so kaputt, wie du denkst“, sagt Paul, ein Freund und Malerkollege von Hannes. „Ich halte ihn für einen äußerst freien Menschen. Wenn man überhaupt jemanden, der Sklave einer Leidenschaft ist, frei nennen kann.“

„Und welche Leidenschaften sind das?“, fragt Hannes.

„Frauen, Jahre jünger als er, Alkohol und sadistische Spiele. Die von ihm eingesetzten Farben sind fantastisch. Ein totaler Gegenpol zu den Formen der Frauen. Fast so als würde eine Rap-Musik aus der Hölle emporlodern. Dann wieder in einigen Bildern die Ausstrahlung von Stille durch die lasziven Haltungen der Dargestellten.“

Hannes meint: „Ich finde die Zähne im weit aufgerissenen Mund bei diesem Portrait scheußlich.“

Paul erwidert: „Die hat eben Biss und war - glaube ich - seine letzte Freundin.“

Dann stehen sie vor einem Akt und Hannes meint: „Hier verwandeln sich die Körper in einen grässlichen Brei.“

„Ich sehe schon, dein Ding ist das nicht. Mir hat die Ausstellung gefallen.“

„Komm, wir gehen noch Einen schlucken“, schlägt Paul beim Verlassen der Galerie vor.

„O.K.“



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (20.09.22, 11:14)
Hallo Uwe,
Sklaven der Leidenschaft haben die Freiheit, sie bis zum bitteren Ende zu genießen.
Die Favorisierung ist dem faszinierenden Bild geschuldet.

LG
Ekki

 uwesch meinte dazu am 20.09.22 um 12:54:
Ja, wenns denn gut ausgeht. Kann aber auch in tiefe Abgründe führen. Mir ist das Bild eigentlich zu expressiv, hat aber immerhin zu einem Text geführt, den ich mag.
Danke dir Ekki für Kommentar und Empfehlung mit lieben Grüßen von Uwe
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram