alter79 jetzt alter80 - steht KV nun alters- mäßig auf dem Literatur- Kopf? *g

Lebensweisheit zum Thema Alter

von  alter79

Jeder weiß, dass weltweit und aufs Neue Jesus gesucht wird. Dieser irre Typ. Der träumt, vom College in Neuengland ins sonnige Dasein zurückzukehren. Meint, dass er stellvertretend für eine rundum versaute Gesellschaft steht. Und der später, wegen der Erlösung der Welt (Urbi et Orbi wünscht der Papst) sterben soll. Also genau jener, der später bei Partys und in Parks ungeschützten Sex mit männlichen und weiblichen Facebook Freunden hat. Drogen- und Alkoholexzessen frönt. Der bei Stock Car Rennen mit dem Porsche Cabriolet seines Alten den Tod sucht. Der seinen Meister somit nicht in Rom findet (vielleicht noch an einem Ölbaum der Via Appia, was?), sondern auf löcherigen Asphaltstraßen im versauten Berlin, um der Langeweile und der Leere (wenigstens für eine Zeit) zu entfliehen. Um nach einiger Zeit voll im Weizen als Teil des Kreislaufs wiedergeboren zu werden. Und das in Reinkarnation von Blair (natürlich!), die seines Freund farbige Freundin ist - und mit der auch schon ... Die aber sowieso rumvögelt wie Sau. Mit jedem! Und dann könnte er ihre Röcke tragen, sich schminken bis zum Abwinken, im Sitzen pinkeln, ohne das sein Ding in der Sülze hängt, und fast jeden Kerl der Welt haben. Jedes Girl. So wie auch sich selber. Seine ehemaligen Eltern. Seine toten Brüder und Schwestern. Und Igor. Capitain Arschloch. Diesen integrationsunwilligen lettischen Russen mit deutschem Pass, der spätestens nach zwei Flaschen Wodka tanzt wie ein Derwisch. Und noch nackt dazu. Damit hat es sich dann aber auch für (den) Jesus (aus USA). Denn die Zukunft beißt sich Happenweise Stücke aus der Vergangenheit. Trinkt ratze putz seine Kinderseele leer. Fühlt er sich von seiner Sippe und Freunden verlassen. Erwacht im bepissten Berlin. Und kurz darauf fängt es auch noch in echt an zu nieseln - und seine Großeltern sterben. Beide auf einmal, wie im Märchen.


Im Kinderheim muss er sich hinten anstellen.
Im Stockbett der Kinderpsychiatrie, jede Nacht von oben voll gepinkelt, im unteren Bett schlafen. Und h
ört sich dort erstmals fragen, ob das nicht alles egal sei, ob er hier oder da ... Und ob seine Horrorträume von den Medikamenten kämen. Bis endlich der Wagen vorfährt. So ein großer, langer mit zig Türen und silbernem Stern auf der Haube. Ledersitzen. Gemaserter Holzarmatur. Ein fetter Chauffeur in Uniform mit Mütze sich rausquält. Dann seine neuen Adoptiveltern aussteigen (was er da noch nicht weiß). Alle einsteigen, der Chauffeur jedes Mal die Mütze abnimmt. Und später alle zusammen (aber ohne Chauffeur) mit Schnee an Tannenbaum, Truthahn, Koch und Dienstmädchen, einem Sack voller Geschenke in einer Villa mit 37 riesigen Zimmern ein herrliches Weihnachten feiern. Und er, den sie ab nun Max nennen, nicht nur deshalb den Namen Jesus ablegt, sondern auch die Strandmusik in Malibu vergisst. Das Surfen auf Riesenwellen. Braun gebrannte Mädchen. Albern mit Freunden. Und er nach und nach auch an Rip, seinen Bruder, - der mit den abstehenden Ohren, nicht mehr oft denkt. An Kro, seine Schwester. Adlernase genannt. Wie den Rest der Familie, die allesamt bei dem Unfall mit dem Monster Truck auf der Route 66 verbrannt sind. Während ihn wellige Hautfetzen jucken. Egal wie das Wetter ist. Was er sich auch ein paar Jahre später nicht erklären kann. Nicht das Wort Koma. Liebe. Herzschmerz. Freundschaft. Großeltern. Dafür Trunkenheit am Steuer. Ratzeputz. Und ähnlicher Scheiß. Er dazu die Worte fuck you benutzt. Deren Einsatz immer öfter, immer schneller mit blauen Augen prämiert werden. Bis dann die Nase gebrochen ..., und er im Dreck der Straße liegt, zum monströs blutigen Himmel hoch schaut. Und dann Teddy (der ein Freund von Patrick ist, sagt der) mit diesem Suggar- Daddy- Mädchen- Typ am Arm (die auch eine Freundin von Patrick sei, behauptet die) in sein Sichtfeld gelangen - ein neues Leben beginnt. Er mit denen täglich in den Tango Club mit dem sauguten Namen After Hors fährt, um bis zur Bewusstlosigkeit cheeck to cheeck mit dem Mädchen zu tanzen. Sich peau a peau zu betrinken. Irgendeiner Trude beim Rausgehen die Perücke vom Kopf reißt, um reinzukotzen - sich das voll gekotzte Ding dann aufzusetzen. Jedes Mal, ey. Und das Mädchen von Teddy (die angebliche Freundin von Patrick) sich darüber scheckig lacht. Kein Wunder, betrunken wie die ist, um ihm dann überraschend an den ... zu greifen, zu fragen, ob er mal mit ihr will? Die Antwort nur klar - Mann, lauten kann, die ganze verfickte Zeit schon ... Dann beide im Stehen, im Haustor neben der Bar, vögeln, bis ihm die Beine wegknicken. Irgendwann der Mond vom Himmel fällt. Mensch du! Ich dachte, du würdest im Koma liegen
Supi, Alte. Volltreffer! Dabei fahren sie nur im Kreislauf. Und irgendwann kommt mit Blaulicht und Horn die Polizei. Doch da ist der Sportwagen nur noch ein Haufen Blech. Das Mädchen und Teddy verschwunden. Und ihm hat man bisher 34 Mal oder so vergeblich den Magen ausgepumpt.

Ich bilde mir ein, Patrick gesehen zu haben. Der im Trent sitzt, und wohl was essen will. Jedenfalls macht er einen irrsinnig hungrigen Eindruck, schwenkt seine Arme hin und her, redet, lacht und betatscht zwischendurch eine superblonde Blondine, die ich schon mal irgendwo gesehen habe. Doch wo? Jedenfalls meine ich, die zu kennen. - Sitze dann hinten am Ausgang, und habe nun ganz genau Pat im Auge. Kann, als die Blonde an mir vorbei zur Toilette geht, deren Parfüm riechen. Konservieren. Einiges später, die Blonde ist vom Klo zurück, fällt mir ein, dass die zu Madame Mimis Begleitservice gehört, Cher heißt. Ich habe die auch schon mal gebucht. Nicht nur weil Cher glanzvoll Piano spielt, am liebsten Somewhere in Time & Rachmaninov Concerto No. 2 mov 4. Und wegen dem und jenem auch Patrick genau ins Beuteschema passt. Erinnerungen kommen hoch. Seelisches Elend. Die Vergangenheit, - zäh wie Sirup. Kopf im Asphalt. Doch verschwinden die im Schein des Gefühls, unvermutet intensiv berührt worden zu sein. Andererseits handlungsunfähig, gefangen in Passivität einsam zu frieren. Im Wissen des Sehen, Stehen und Bleiben, ohne sich rühren zu können. Und das bis zu dem Zeitpunkt hin, als der voll geile Patrick mit der nun schon mächtig angeschickerten Blonden am Arm laut lachend das Trent verlässt. - Wenn man beide so sieht, kommt man nicht auf die Idee, dass Patrick ein Serienmörder ist. Und die Blonde sein nächstes Opfer. Nein, wenn man beide so sieht, hält man sie für ein Ehepaar, das bei einem guten Essen und einigen Drinks den weiteren Verlauf des Tages besprochen hat. Nur wenn man weiß, wie ich weiß, kann man sich das Ende vorstellen. Denn im Grunde ist der Massenmörder ein Spießer und die Blonde eine Hure. Zwar eine der besseren Sorte. Doch eine Hure. Wie Patrick ein Mörder ist - und bleibt. Ein Serienmörder.



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram