Wolf der Tundra

Tragikomödie zum Thema Selbsterkenntnis

von  Terminator

Winterliche Eiswüstenlandschaft. Hinten sind warme Städte, schwüle Länder. Frauenfrüchte, was der Schwanz begehrt! Vorne nur noch mehr Eis und Kälte. "Moltebeere", lächelte Jack und aß eine. Zurückschauen? Nie. Nicht nur ein einziges Mal. Der Körper zittert, die Füße frieren fest, doch Jack reißt die am Boden festgefrorerenen Füße einen nach dem anderen hoch, wie der Terminator im flüssigen Stickstoff, und geht weiter. Und schon ist die Ziellinie erreicht, die Pflicht erfüllt. Jack ist am Nordpol.


Jack wachte in einem Bett auf, das kein Krankenhausbett war. "Wer rettet denn heute noch Menschen aus eigener Initiative? Ist in dieser verfluchten ultradekadenten Postmoderne denn nicht alles institutionalisiert?" durchbricht Jack die vierte Wand. Ein unbeschreiblich schönes und unfassbar zartes 14-jähriges Mädchen mit langem hellblonden Haar setzte sich an sein Bett. "Bin ich tot?" fragte Jack. "Bin ich im Reich der Miezen?" Sie lächelte und lachte. Die klassischste hellmitteldunkelbrünette 18-jährige Mieze betrat das Zimmer: "Du bist stark unterkuschelt". "Nicht wahr? Ich dachte, ich wäre fast erfroren". "Du wärest nicht erfroren", lachte und lächelte sie, "Du bist in all den Jahren, als du zum Nordpol wandertest, bei stärksten Winden nicht erfroren. Solange es nicht -273,15°C ist, erträgst du jede Kälte. Aber du wirst an Unterkuschelung sterben, wenn wir dich jetzt freilassen".


"Bin ich also gefangen?" fragte Jack. "Keine Sorge, du bist im Hohen Turm der 116 Jungfrauen", lächelte die niedlichstmögliche 16-jährige Mieze. Jack lachte: "Aber ich bin immer noch auf dieser Welt!" "Warum sagst du "Diese Welt" und nicht "Unsere Welt"?" fragte die älteste der Jungfrauen, 22. "Weil das nicht meine Welt ist. Hier habe ich meine Pflicht erfüllt. Sie bestand darin, zu Fuß den Nordpol zu erreichen". "Und jetzt?" fragte ängstlich eins der Ultracuties. "Jetzt bin ich nicht mehr verpflichtet, auf dieser Welt weiter zu verweilen", sagte Jack. Die Ultrabeauties stöhnten zartängstlich auf. Jack lächelte zynisch: "Jetzt werde ich dieses Miezenarium verlassen und nach Hause gehen". "Lasst uns allein!" befahl die Königin der Miezen.


"Reden wir Klartext, ohne Metaphern. Du kannst emotional nicht erfrieren. Die Aberteratonnen Negativität haben dich nicht getötet. Und ja, du hast dein Ziel erreicht und bist jetzt frei. Wir können dich nicht aufhalten. Aber wir können dir etwas emotional Positives geben". "Das könnt ihr gewiss. Aber was habt ihr davon?" "Was hattest denn du davon, dich zum apollinischen Mann zu vervollkommnen, anstatt schon mit 17 oder 18 oder spätestens 19 aus dem Leben zu scheiden?" "Nichts. Aber ich habe mir ein Ziel gesetzt und es erreicht". "Und durch dein Beispiel sieht die Welt, dass der Mensch nicht hedonistisch determiniert ist!" Jack lächelte und lachte: "Dafür muss ich nicht auf der Welt bleiben. Was getan ist, ist getan, und keiner kann es leugnen". Die Miezenkönigin wusste keine Antwort, worauf Jack sagte: "Im Nachhinein wird die Welt glauben, ich wäre ein apollinischer Mann geworden, nur um mit Miezen zu kuscheln. Aber wenn ich jetzt diese Welt verlasse, transzendiert mein Lebensweg nicht nur die Weltimmanenz, sondern endet unmittelbar in der Transzendenz".


Jack verließ den Turm, der sich in Luft auflöste: er war eine letzte List des Herrn dieser Welt. Natürlich konnte es in dieser Welt keine echten Jungfrauen geben, das waren nur Trugbilder. Doch in einem hatten sie Recht: selbst wer die kältesten Kälten ertragen kann, kann nicht ohne das Positive leben, sobald sein Lebensziel erreicht ist. Und so machte Jack seine letzten Schritte, stürzte schließlich in den Schnee und starb. Und so gab es keine Entschuldigung mehr für all die, die behaupteten, aus nicht-hedonistischen Motiven gut zu sein, sondern um des Willen des Guten selbst. Und die, denen die Vollkommenheit in der Persönlichkeitsentwicklung nicht Selbstzweck war, waren beschämt. Und die, die ihre Feigheit, Unentschlossenheit und Schwäche mit Humor kaschieren wollten, grüßten auf Augenhöhe den Steppenwolf, bellten aber auf zum unendlich hoch stehenden Wolf der Tundra.


Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 LotharAtzert (30.01.23, 15:51)
Du bist stark unterkuschelt
Gibt's auch das andere Extrem?

 AngelWings meinte dazu am 30.01.23 um 16:21:

  unterkuschelt bedeutet: Dass Kosen und Spürung schon im Säuglingsalter wichtig ist und Einfluss auf die zerebale Entwicklung hat, ist belegt. ...

 Terminator antwortete darauf am 30.01.23 um 21:46:
Das andere Extrem ist dann wohl der Venusberg im "Tannhäuser". Da will der Ritter nur noch weg von all dem Risperidon, Lorazepam und Midazolam an Weiblichkeit.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram