wo sind die Rehe geblieben

Tagebuch

von  Pearl


Im Mumok hängt ein Gemälde, wo sind die Rehe geblieben, von Maria Lassnig. ich habe es lieben gelernt.

Manchmal stehe ich davor, ich liebe es vor Originalbildern zu stehen, in aller Ruhe und ganz alleine.

Das Reh im Bild ist ein magisches Tier, nicht von dieser Welt, ich mag die Farben; vor allem das Grün.....

Da ist Hoffnung und Frühling.

Manchmal bin ich wie es.

auch wenn du es nicht siehst

und ich es oft vergesse.

Es gibt eine bessere Version von mir.

Und sie ist jenseits dieser Welt zuhause.

In einer geheimen Welt,

die niemand sonst sieht.

Hättest du sie kennengelernt, vielleicht wärst du geblieben

und mein Herz würde nicht blaulichtigen

wie eine stumme Sirene.



                                                                 

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (25.01.23, 23:32)
Mumok habe ich nachschauen müssen.
Ich kann mir unter diesem Bild nicht viel vorstellen. Ein Bild von einem Reh ... mit viel Grün? Drumherum, doch nicht das Reh, oder? Obwohl ... bei moderner Kunst weiß man es nicht.
Vielleicht kannst Du das Bild verlinken - als irdische Version Deines besseren, aber für uns unsichtbaren Ich.

 Pearl meinte dazu am 25.01.23 um 23:36:
Jeder hat so ein Ich. und ich weiß nicht, ob andere es sehen können...

 Graeculus antwortete darauf am 25.01.23 um 23:46:
Jeder hat so ein Ich? Damit meinst Du aber nicht, daß jeder ein Ich ist, von dem alle anderen nur Aspekte aus ihrer Perspektive wahrnehmen, oder? Du meinst ein Ich "jenseits dieser Welt".

 Pearl schrieb daraufhin am 25.01.23 um 23:47:
Das Geheimnisvolle und wirklich, wirklich Tiefe und Gute in uns... Meist nehmen wir es selbst nicht wahr.

 Graeculus äußerte darauf am 25.01.23 um 23:51:
"Geheimnisvoll" verstehe ich besser als "das wirklich Tiefe und Gute in uns". Meinst Du, daß Hitler, Stalin & Co. etwas wirklich Gutes in sich hatten? Verstehst Du, es bist nicht Du, die mich daran zweifeln läßt, aber bei vielen Menschen schon.

 Pearl ergänzte dazu am 25.01.23 um 23:56:
Diese Überlegung hatte ich auch schon. Ich glaube, es ist in jedem, wirklich jedem angelegt. Doch ist man ein sehr schlechter Mensch, vielleicht bringt man es dann um.

Das ist nur mein Glaube.

 Graeculus meinte dazu am 26.01.23 um 00:05:
Du bist eine Optimistin, Du glaubst an das Gute.
Es müßte dann am ehesten bei kleinen Kindern festzustellen sein, die noch nicht - wie Stalin - von einem akloholsüchtigen Vater verprügelt worden sind.

Ich hatte eher den Eindruck, daß schon Säuglinge, die ihr "Kümmert euch gefälligst um mich!" herausschreien, kleine Egoisten sind. Aber meine Schwiegertochter bestreitet das hartnäckig, auch wenn sie oft seufzt über diese Schreie ihres Kindes.

 Pearl meinte dazu am 26.01.23 um 00:17:
Ja ich glaube sehr an das Gute. Vielleicht sind es Menschen, die sich zu sehr an das Außen, seine Erfahrungen und manchmal abstrusen Theorien klammern, die den Kontakt zu diesem Innen (dem geheimen Ich) verlieren....Bis es ganz verschüttet ist und sie nichts mehr davon spüren.

Aber, ich glaube, es ist da.

Hihi sicher sind Kinder kleine Egoisten, aber liebevolle :)

 AchterZwerg (26.01.23, 07:10)
Rehe, die friedlich in Großstädten grasen, sind eher selten.
Selbst in den entlegensten Bezirken Wiens.
Im Inneren mancher Menschen tummeln sie sich vielleicht (noch).
Unerkannt.

Liebe Grüße
der8.

 Pearl meinte dazu am 26.01.23 um 20:15:
Am Zentralfriedhof und auf der Baumgartner Höhe kann man sie noch finden... genauso wie im Mumok ;) ...

Mein Text gibt mir eine friedliche, zuversichtliche Stimmung.
Es ist schön dich hier zu lesen.

Liebe Grüße, Pearl

 Quoth (08.02.23, 16:48)
Erinnert mich an ein Melodram von Douglas Sirk aus den 50er Jahren, ich glaube es war "Was der Himmel erlaubt" mit Rock Hudson. Als das Liebespaar sich nach einer Fastkatastrophe gegen alle Widerstände der bigotten und heuchlerischen amerikanischen Gesellschaft gefunden hat, sieht man Rehe vorm Haus der Liebenden durch die großen Fensterscheiben grasen ... Und wie immer bei Sirk muss man am Schluss das Taschentuch zücken ... Ja, das muss ich beinahe auch hier! Danke, Quoth

 Pearl meinte dazu am 08.02.23 um 17:59:
Danke, Quoth! So ein lieber Kommentar. Den Film nehme ich als Tipp mit. Und Rehe liebe ich... (doch wer nicht?)

Das Gemäde:

http://www.kunstmarkt.com/pages/mag/ausstellungen_grossbildansicht.html?berichtid=78073&bildid=78077&bk=013_02

Es wird nicht mehr lange zu sehen sein, die Ausstellung "Das Tier in dir" endet Ende Februar. Ich mag die Spiegelung des Grüns, das das Reh umgibt, auf dessen Stirn. So mystisch! Es erinnert mich an die Animationsfilme von Hayao Miyazaki, ganz besonders an Prinzessin Mononoke.
Und es erinnert mich auch an einen meiner liebsten Kinderfilme ("Das letzte Einhorn").

Zum Musiklink habe ich den Text geschrieben (ich höre fast immer Musik beim Schreiben).

Sie singt und sitzt da wie eine Sirene. Die Doppeldeutigkeit des Wortes "Sirene" mag ich.

Liebe Grüße,

Stefanie
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