VON DER WAHNHAFTEN STÖRUNG WAHNFREI ZU SEIN

Gedicht zum Thema Psychologie

von  hermann8332

VON DER WAHNHAFTEN

STÖRUNG WAHNFRFEI

ZU SEIN


Mir wurde psychiatrisch

verschiedentlich attestiert,

daß es zu meinem Krankheitsbild

gehöre, unkorrigierbar der Auffassung

zu sein, daß ich nicht

wahnkrank wäre


Das bildete ich mir fest ein

obwohl meine Wahnvorstellungen

Purzelbäume schlugen

und sich sehr auffällig zutrugen ...


… denn ich weiß,

daß es einen Wahn,

nicht wahnhaft zu sein

in der wissenschaftlichen Psychiatrie

gar nicht gibt


Ich bin und war

in eine Zoo- Nilpferd*_ in verliebt

und man sagte :


Sieh an, ein Liebeswahn


Meine Wahnleugnung stuft

man als eigentlich wahnhaft ein


Ich bin ein armes Schwein:


Hätte ich gesagt ,

ich hätte einen Wahn,

dann hätte ich das Pech

Betroffener einer

psychiatrischen Praxis zu sein,

in der alles, was ich tue, sage

oder nicht tue und nicht sage

mit einer psychiatrischen Nosologie

( Krankheitslehre ) belegt wird


Mein Gutachten ist

kein wissenschaftlich fundiertes Gutachen,

sondern aufgrund

dieser inkompetenten Fehleinschätzung


nur ein eklezistisches Sammelsurium,

in dem persönliche Einschätzungen

mit psychopathologischen Begriffen

formuliert werden


Man unterstellt mir einen Liebeswahn

ausgelöst durch die überwertige Idee

- basierend auf einem realen Ereignis -

eine Nilpferddame des hiesigen Zoos

zwinkere mir verstohlen zu


Der psychosoziale Belastungsfaktor,

der diesem Ereignis voranging

basierte auf der Trennung von meiner

nilpferdartigen adipösen Frau,

die mir den Laufpaß gab


Auffällig wurde ich ,als ich

die Nilpferddame stalkte

und täglich ein, zwei Stunden

um ihr Freigehege herumschlich


Die Zoowächter taxierten mich

als gestörten platonischen Sodomisten


Als ich der Nilpferddame Liebesbriefe

durch die Gitterstäbe zusteckte

attestierte man mir einen Liebeswahn


Ich weiß jedoch genau,

daß sie mir zuzwinkerte,

auch wenn sie sich hinterher

spröde verhielt,

weil ihr das Zoopersonal

einredete, ich sei für sie

eine „ Mesalliance “


Um diesem Teufelskreis

der Wahnzuschreibung

wegen Wahnleugnung

zu entkommen

und über das „ Kuckucksnest

zu fliegen “

entwickelte ich ein

Capras – Syndrom

als Doppelgänger –

- Illusions – Patient


und legte glaubhaft dar

daß eine mir sehr nahestehende

Person


- nämlich ich selbst -


durch ein Double

ersetzt worden wäre


Damit war der Liebeswahn

erledigt und ich war fein heraus,

denn ich konnte jede Wahnvorstellung

auf mein Double abwälzen:

selbst den Wahn , wahnfrei zu sein


Sollen sie sich mit ihm befassen

und mich in Ruhe lassen !


Ich bin kein Fall für die Psychiatrie,

die Zoologie, die Mimikry ,

die Schauspielerei


Ich bin wahnfrei !


Mein Lieblingsmärchen

ist das von ALICE

HINTER DEN SPIEGELN

mit der schwarzen

und der weißen Königin

das ich oft meinem Double

vorlese, welches mir auf-

merksam zuhört


Ebenfalls ein psychiatrisches

Fehlurteil:

denn es gibt keinen Wahn,

wahnfrei zu sein


Aber meine Psychiater

machen ein Mordstheater

und sehen das nicht ein !


Die Verrücktheit

der Alice

hinter den Spiegeln


Die Schwarze und die Weisse Königin

beschuldigen Alice , etwas bestreiten

zu wollen und schreiben dies ihrem

Geisteszustand zu:


Aber das soll doch gar nichts bedeuten...


fing Alice an ;


die Schwarze Königin fiel

ihr jedoch ins Wort :


Das ist ja gerade das Traurige !

Es hätte eben bedeuten sollen !

Wozu glaubst du denn ,

soll ein Kind gut sein,

wenn es nichts bedeutet ?

Sogar ein Witz bedeutet irgend etwas -

und ein Kind wird doch wohl

noch mehr sein als ein Witz,

will ich hoffen …

Das könntest du nicht bestreiten ,

selbst wenn du beide Hände nähmst


Zum Bestreiten nehme ich doch

nicht die Hände


wandte Alice ein


Das behauptet ja auch niemand


sagte die

Schwarze Königin ;


Ich sagte nur, du könntest

nicht, wenn du sie nähmst.


Sie ist in einer Verfassung ,


sagte die Weisse Königin,


in der sie gern etwas bestreiten möchte -

nur weiß sie nicht genau, was !


Ein schlimmer bösartiger Charakter


bemerkte die Schwarze Königin,

und darauf folgte eine unbehagliche Stille


Dann fragte die Weisse Königin:


Mein liebes Kind, ist es dir

wieder eingefallen,

was du bestreiten wolltest ?


Alice blieb stumm


Da meinte die Schwarze Königin:


Auf jeden Fall wolltet du doch bestreiten,

daß du etwas hättest bestreiten wollen:


Also hast du etwas bestritten. Warum

gibst du das nicht zu ?


Alice blieb weiterhin stumm,


Das kannst du doch nicht bestreiten !


schaltete sich die Weisse Königin ein


Alice blieb immer noch stumm.


Beide Königinnen beachteten sie nun

gar nicht mehr und Alice konnte hören

wie sie sich gegenseitig konstatierten ,

daß ihr Geisteszustand nicht normal wäre,

weil sie verrückt sei und unter Wahrnehmungs-

defiziten und Realitätsverlust litte...


Weil Alice die Beziehungsdefinition

Wir sind normal, du bist verrückt

nun stillschweigend hinnahm , galt sie

für die beiden Königinnen als verrückt


und ,weil sie sie zuvor in Frage gestellt

hatte ,galt sie ebenfalls als verrückt


Alice machte nun ganz kleinlaut

den Mund auf und sagte deprimiert :


Ich weiss gar nicht, was ihr meint

und was ihr wollt und was das bedeuten

soll


Da sprachen beide Königinnen unisono

wie mit einer Stimme:


Wenn du nicht verrückt wärest,

wüßtest du , was wir meinen


Wenn Nietzsche anwesend gewesen wäre

so hätte er sie getröstet , aber Nietzsche

saß im Zug von Turin nach Wien, weil er

dort auf offener Strasse und coram publico

ein Droschkenpferd aus Mitleid weinend

umarmt hatte


Er war in einem zerrütteten Zustand und

befand sich auf dem Weg ins Irrenhaus,

sonst hätte er sie aufgemuntert:


Nicht der Geisteszustand

sondern die herrschende Meinung

entscheidet, ob jemand

verrückt ist


Und er hätte eines seiner treffsicheren

Zitate nachgeschoben :


Wahnsinn bei Individuen

ist selten,

aber in Gruppen ,

Nationen und Epochen

die Regel


In psychiatrischen Etablissements

ist die Taktik der beiden Königinnen

gang und gäbe:


Man stellt einem sogenannten Patienten frei,

nach eigenem Ermessen zu entscheiden,

ob er an einer Gruppensitzung teilnehmen will

oder nicht


Lehnt er dankend ab, so wird er hilfreich aufgefordert,

seine Gründe anzugeben


Was er dann sagt , ist ziemlich gleichgültig,

denn es ist auf jeden Fall eine Manifestation

seines Widerstandes und daher krankhaft


Die einzige offenstehende Alternative

ist daher die Gruppentherapie


Wenn er sich anmerken läßt, daß ihm nichts

anderes übrigbleibt ,bedeutet das immer

noch Widerstand und Einsichtslosigkeit


Er muß also „ spontanteilnehmen wollen ,

gibt aber gleichzeitig mit seiner Teilnahme zu,

daß er krank ist und Therapie braucht


Ps


Wenn wir bedenken,

daß wir alle verrückt sind,

ist das Leben erklärt.

( Mark Twain )


Verrückt zu sein,

ist im Widerspruch

zur Mehrheit zu sein

Anormale Leute

gehören zur Normalität.


Wenn 99 verrückt sind,
gilt der Hundertste

als nicht normal.


Verrückt ist man

für andere


Manchmal denke ich,

ich bin verrückt;
aber dann fällt mir auf,

dass die anderen

es auch sind.


Inschrift auf der Eingangstür

eines Irrenhauses:


Weder alle

die sich hier befinden

sind es

noch befinden sich alle hier

die es sind


Es sollte für alle Bezirkskrankenhäuser

verpflichtend sein eine große Tafel

mit dieser Beschriftung über ihren

Eingangsportalen anzubringen


Manche Verrückte

sind Menschen,

die sich außerhalb

geschlossener Anstalten

als absolut normale

Durchschnittsbürger

gebärden.


Das ist schön bei uns Deutschen;

keiner ist so verrückt, daß er nicht

einen noch Verrückteren fände,

der ihn versteht ( Heine )


.Der Irrsinn ist bei Einzelnen

etwas Seltenes,

aber bei Gruppen, Parteien,

Völkern, Epochen die Regel

( Nietzsche)


Wenn alle nur verrückt spielten,

ginge das ja noch. Aber nein,

sie leben es sogar noch…

Besser der Hut ist verrückt

als der Kopf.










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