DAS ROLLENSPIEL
Gedicht zum Thema Psychologie
von hermann8332
DAS ROLLENSPIEL
Er: das !
Sie: was ?
Er: so !
Sie: wie ?
Er: yes !
Sie: no !
Er: dann !
Sie: wann?
Er: hü !
Sie: hott !
Er: weiter !
Sie: stop !
Immer wieder bremste sie,
widersprach, verhinderte,
negierte, ignorierte ...
keifte
und lamentierte
stellte sich quer,
übte Kritik
beklagte lamoryant
ihr eheliches Mißgeschick
hielt ihn kurz
hielt ihn zurück
verhinderte
sein Glück
Das Ressentiment
als Lebensunmut
einer im Leben
Schlechtweggekommenen
verkoppelt
mit der sklavischen
Leid- und Verzichtsreligion
eines bigotten puritanischen
Christentums
machte sie so unleidlich,
so daß sie ihm nichts gönnte
und ihn dauern hemmte
wobei sie lamentierte
und hin und wieder flennte
er wäre egoistisch
und dächte nur an sich
und an sein Vergnügen
und an seinen Spaß
den er gar nicht hatte
so wie sie sich benahm
und alles unterband
was ihm Freude machte
Er war sehr gutmütig
schluckte es tapfer runter,
so daß es nicht krachte
zwischen ihm und seiner
verbitterten Frau
mit der er verheiratet war
bereits im dreizehnten Jahr
Ewig nörgelte sie
und war mit nichts zufrieden
Sie waren sehr verschieden
denn er war verträglich
umgänglich, konziliant
was man bei ihr nicht vorfand
ein gutmütiger Typ
doch mit wenig Verstand
sonst hätte er sich niemals
mit ihr eingelassen
und sich mit ihr liiert
und sie sogar geheiratet
so wie sie sich aufführt
Eines Sonntags früh
saß er mit ihr am Kaffeetisch
und las in der Zeitung
Belanglosigkeiten
nur um nicht
mit ihr zu reden
oder gar zu streiten
Sie nervte ihn sehr
und machte ihm
das Lebe schwer
besonders in der
letzten Zeit
… und er war bereit
sich von ihr scheiden
zu lassen ...
denn er begann sie nun
mehr und mehr zu hassen
Schließlich griff er zur Tasse
und legte dabei die Zeitung
nieder:
Da sagte sie:
Na , Dieter ,
man hat den Eindruck
du liest gar nicht richtig
und glotzt nur aufs Papier
siehst nur
auf die bedruckten Seiten
ohne etwas zu begreifen
Kannst du mir sagen ,
was da steht
was du grad gelesen hast ?
Denn ich vermute fast
du kriegst Alzheimer
denn du wirkst manchmal
debil
ja mitunter dement
was man daran erkennt
daß du so viel vergißt
und geistig abwesend bist
Also raus mit der Sprache !
Was ist es gewesen,
das du hast gelesen !
Er sah sie haßerfüllt an
und sagte langsam sodann:
Ein Mann
ermorderte seine Ehefrau
Wann ? fragte sie
Letzten Sonntag
geschah die Bluttat !
Wo ?
Zuhause in der Wohnung
… am Frühstückstisch …
Warum ?
Er haßte sie
Sie nervte ihn unsäglich,
wurde ihm unerträglich !
Auf welche Weise ?
Er stand vom Tisch auf
wie in Trance
und ging
als ob er
fremdgesteuert wäre
robothaft , doch träge
ohne jede Kraft
als ob er wäre krank
hin zum Küchenschrank
öffnete die Schublade
und nahm ein langes
Tranchiermesser heraus
kehrte zum Tisch zurück
und schnitt ihr
die Zunge heraus
stach es ihr
mehrfach in den Leib
und machte ihr
den Garaus
Wie alt war sie ?
So alt wie du !
Wie alt ist er ?
So alt wie ich !
Da schwante ihr
was Entsetzliches
und sie bekam
furchtbare Angst
und zum ersten Mal
in ihrem Leben
brachte sie kein Wort
heraus
und verstummte
weil sie das Grauen
packte
und sie am Tisch
zusammensackte
wie vom Schlag
getroffen
so wirkte der Schock
In der Montagsausgabe
der Zeitung
wurde von ihnen berichtet
und das war kein Fake
und es war nicht erdichtet
aber sie konnten es
nicht lesen
weil sie
im Leichenschauhaus lag
wo es keine Zeitung gab
und er in
Untersuchungshaft sitzt
solange bis man ihn
zum Gerichtsgebäude
schafft …
Was hatte sich zugetragen ?
Ich brauche es euch nicht
zu sagen !
Sie hatte ihn zu viel gefragt
und den Bogen überspannt
und was er in der Zeitung las
war nicht das gewesen
das , von dem er sagte,
er hätte es gelesen
Er las dort nichts
von einem Mord
sondern auf der
Unterhaltungsseite
einen läppischen Witz
über Freudsche Versprecher
Ein Mann sitzt
mit seiner Frau
am sonntäglichen
Frühstücktisch
und will sie bitten
ihm das Zuckerglas
zu geben
und will soeben sagen
im freundlichen
gelassenen Ton
ohne jede Aggression
„ Ach, reich mir doch mal
bitte den Zucker, Liebling ! “
Doch er sagt aus Versehen
( warum kann man unschwer
verstehen )
„ Ich werde dich verlassen,
ausziehen und gehen
denn du blöde Sau
hast mir mein
bisheriges Leben verpatzt
mit deiner ewigen Nörgelei :
alte Keife, Gackerhenne,
Hysterische Geiß
Neurotische Zicke
verrückte Hippe
Das animierte
und stimuilerten ihn
in seinem Haß
so daß
er sich vergaß
und vom
Frühstücksmord
fabuliert als
selffullfilling prophecy
als prägkognitives
antefaktisches Event
das sich emergent
entkokonisiert
und als ein Selbstläufer
dann realisiert
und ihn
zum Werkzeug macht
Worin bestand die Tat ?
Nicht in der Schächtung
denn voraus ging ihr schon
seine mörderische und
grauenerregende Fabulation:
Das Narrativ lenkte
die Mörderhand
und ohne Sinn und Verstand
stach er zu
immerundimmerwieder
der gute gutmütige
und gutmenschliche Dieter
Verurteilen Sie mal ein
Narrativ als Richter:
und definieren Sie mal
als psychologischer
Gutachter den Begriff
„ präkognitiv “
Das geht sicher schief !
Also hielt man sich
an die Person
und ihre Motivation
weil er die Tat ausführte
wie nach einem Drehbuch
das er geschrieben hatte
Doch die Regie
die führte sie !
Er war nur
der Drehbuchautor
Er war nur der Actor
der Schauspieler
der seine Rolle erfüllt
pflichtgemäß und genau
Der Regisseur
und Produzent
das war seine Frau !
Erinnern wir uns:
Er : das !
Sie : was ?
Er: so !
Sie: wie ?
Er : yes !
Sie: no !
Er: dann !
Sie: wann ?
Er: hott !
Sie: hü !
Doch nun nicht mehr
Er : weiter - Sie: stop
Sondern:
Er: stopp - sie weiter
falls sie in die Hölle kommt
was anzunehmen ist
für einen „ solchen “ Christ
Ab jetzt geht es für sie
hienieden nicht weiter !
und dies
präkognitiv bedenkend
und seine Schritte lenkend
zur Schublade hin
stimmte ihn äußerst heiter
Fröhlich und gelassen
zog er sie langsam auf
als wäre er in Trance
in einem
wunderbaren Traum
und bekam somnambul
das Tranchiermesser
zu fassen