DER ANTINOMIST UND SEIN HUND eine psycholinguistische Kafka – Parabel

Gedicht zum Thema Psychologie

von  hermann8332

DER ANTINOMIST

UND SEIN HUND


eine psycholinguistische

Kafka – Parabel



Er bezeichnete seinen Hund

als Katze

und zur Maus sagte er Ratze


und brachte ihm

antinome Befehle bei


Sitz für Komm

Komm für Leg dich

Steh für Geh

Geh für Bleib


Und der Hund gehorchte

auf diese Antinome


so wie sein Herr es wollte

und er gehorchen sollte


Warum tat er das ?


Aus Exzentrizität

und Snobismus

und Angeberei ?


Um sich von allen anderen

Hundebesitzern zu unterscheiden

und das übliche Verhalten zu

vermeiden ?


Und um zu zeigen :


Ich mache alles anders

und bin trotzdem

genau so erfolgreich

in der Hundeerziehung

oder sogar noch besser

als der beste Hundetrainer


Und ich kann meinem Hund

solche Widersprüchlichkeiten

zumuten,


weil er besser

erzogen wurde wie eure Köter


- denn ihr macht das nur so

wie ein jeder -


und trotzdem gehorcht er

aufs Wort


mit absoluter Loyalität,

auch wenn`s ihm widersteht


Nun stach ihn eines Tages

der Hafer und die Hybris


und er verfuhr bei seinen

Kindern mittles Zuckerbrot

und Peitsche genauso


konsequent ,

brutal und roh


Was sich aber als schwierig

gestaltete

da er nun oft ganze Sätze

für die Anweisungen verwenden

mußte


und oft nicht wußte,

wie er sich

eindeutig widersprüchlich

ausdrücken sollte


damit sie das Gegenteil taten:


nämlich das was er wollte


zum Beispiel bedeutete


Nimm das Buch mit

Hol mir die Zeitung


Lauf rauf

in die Dachammer

und bring mir eine Limo

Geh in den Keller

und hol mir ein Bier


Behindere deine Mutter

bei der Unordnung

Hilf deiner Mutter

beim Aufräumen


Morgen betrauern wir

deinen Todestag

Morgen feiern wir

deinen Geburtstag


Sei träge und langsam

und laß dir Zeit

Schick dich , beeile dich


Am Vatertag machen wir

einen Spaziergang

Am Muttertag machen wir

eine Fahrradtour


etc usw


so ging es

in unerträglicher Weise

rund um die Uhr


und es ging mit der Zeit so weit,

daß die Kinder ihm jeden Wunsch

von den Augen ablasen


nur damit er den Mund hielt

denn sie konnten diesen Irrsinn

nicht mehr ertragen


und umsorgten ihn

wie die antiken Haussklaven


damit sie sich nicht damit

herumquälen mußten,

herauszufinden, was er jedes mal

wollte und dann furchtbar grollte

wenn sie es falsch machten


und sie ihn dabei auslachten


Nach der Dressur der Kinder

machte er sich über seine Frau her

doch da biß er auf Granit,

denn sie machte das nicht mit


Und tat jedes mal das Gegenteil

vom dem was er sagte


- auch wenn es sich mit ihrer

Umerziehung noch so sehr

abplagte -


und ihm zum Tort

nahm sie wörtlich

jedes Wort


und weil sie alles

wortwörtlich auffaßte

ihn dies zur Weißglut

brachte


Wenn er zB erotisiert

und erwartungsvoll

zu ihr im Schlafzimmer sagte:


Zieh dich an


so zog sie sich nicht aus

sondern ging zum Kleiderschrank

und suchte sich ihren dicksten

Wintermantel heraus und schlüpfte

hinein , auch bei 25 Grad

und wenn sie schwitzte

wie ein Schwein


und er innerlich kochte

vor Frust und Wut,

weil sie so affektiert

und frigid herum tut


Wenn er Tee wollte

und sagte


Könntest du mir

eine Tasse Kaffee machen


bekam er prompt

eine Tasse Kaffee


Sagte er ihr als Kompliment

liebevoll:


Du bedeutest mir gar nichts


erwiderte sie


Und du bist mir schnurz egal

Rutsch mir den Buckel runter


Obwohl sie doch

hätte wissen müssen,

daß er zärtlich geäußert

hatte:


Du bist mein ein und alles


Eines Tages

begann er die Dummheit

und sagte zu ihr:


Hau doch ab

Ich kann auf dich verzichten


Was eigentlich hieß:


Bitte bleib bei mir

Ich kann ohne dich nicht leben


Da stand sie auf

und packte ihre Koffer

nahm ihre Kinder an die Hand

und verschwand


Nur sein antinomer Hund

war ihm geblieben


und mit Tränen in den Augen

ging er auf ihn zu und seufzte

versehentlich und irrtümlich:


Komm her,

laß dich streicheln


Der Hund fletschte die Zähne

weil er es als


Hau ab , sonst kriegst du Prügel


interpretierte


und er rannte davon

der Frau und den Kindern hinterdrein


Und diesmal machte sein Herr

keinen Fehler und murmelte resigniert :


Was wollen denn

all die vielen Menschen

von mir und um mich herum ?


Denn er war nun mutterseelenallein




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