Pass blots op

Gedicht zum Thema Gegensätze

von  GastIltis



Pass auf dich auf, besoffner Stint,
bleib sicher auf dem Posten.
Denn was dich umhaut, ist der Wind,
und der bläst aus dem Osten.

Er ist mehr rücksichtslos als roh,
denn ist er ierst am Rollen,
rollt er in dein Gedächtnis so,
als wolltest du nicht wollen.

Nun pass doch auf, du Luftfigur,
gleich weht er dich vom Ständer.
Wat helpt di deine Frohnatur,
du Smuckblatt in’n Kalender.

Der Ostwind dreiht, das weißt du nicht,
und kümmt dann von dän Dänen.
Schon fählt ein Stück di von’t Gesicht
und du musst nicht mehr gähnen.

Egal, woher er weht, der Wind,
du hörst nur Orgeln piepen.
Und dass wir andern dröge sind,
das willst du nicht begriepen.

Pass auf dich auf, versackter Steert,
halt dich auf deinen Pfoten.

Dat, wat nix döcht, dat is verkehrt,
und das gehört verboten.




Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: AZU20, TassoTuwas, Didi.Costaire, Saira, AlmaMarieSchneider, RainerMScholz, Tula, Taina, plotzn, franky, Toelein, Muckelchen, Pfeiffer.
Dat döcht!

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Kommentare zu diesem Text


 plotzn (14.04.23, 09:15)
Servus Gil,

da Du den Text teilweise chiffriert hast, musste ich mir die Mehrzahl von Docht erst ergoogeln und bin auf folgendens südschwedisches Shanty gestoßen:

De ollen Lüd, de warn't weten,
as dat früher ens het heten:
Allens wat nix döcht up Erden,
kann ümmer noch eins Seemann werden.
Doch hüt, dor is dat annersworden,
nur de Besten dörpen fohren.


Ahoi, Matrose!
Stefan
Teolein (70) meinte dazu am 14.04.23 um 10:34:
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 GastIltis antwortete darauf am 14.04.23 um 13:03:
Hallo Stefan, hallo Teo, das ist der Anfang einer längeren Antwort. Nicht ungeduldig werden!
Mehrzahl von Docht lautet Dochten.
Dochten sünn keine Lichter,
Morslöcher keine Gesichter! (Spruch meiner Schwiegermutter, leicht eingedeutscht).
döcht = taugt.
Später mehr!
So, nun geht es weiter: Dass sich ein Ur-Bayer an das Platt heran wagt, muss natürlich schief gehen! Klar ist, dass es im Norden ein wenig windiger ist als anderwo. Und dass die Seefahrer im Norden in den Zeiten der Hanse wohl überwiegend Platt gesprochen haben, kann man sogar bei Halldor Laxness in seiner „Islandglocke“ nachlesen. Deswegen handelt mein Gedicht noch lange nicht von Schiffern oder Seeleuten. Platt wurde (und wird) nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern, sondern auch in Sachsen-Anhalt (Altmark), in Brandenburg (Uckermark) und natürlich im Westen nicht nur an der Küste, sondern bis weit ins Binnenland hinein gesprochen. Da bin ich aber nicht kundig. Wenn man aber Fritz Reuter liest, wird man feststellen, dass der Wirkungskreis seiner Gedichte und Erzählungen sich hauptsächlich in den Gegenden bewegt, die ich genannt habe. Ich nehme mal bloß ein paar Begriffe aus seinem Vorwort heraus, um darzustellen, welche schönen Begriffe verloren gehen oder gegangen sind, wie „Klüsterkopp“ für Besserwisser oder „Taubeddgahnstit“ für Schlafenszeit oder „Schapschinken“ für Gewehr oder „Knütt“ für Strickzeug, um friedlich zu bleiben, hier sieht man, dass nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird! Deine Zeilen, Stefan, haben natürlich bei mir für ein Schmunzeln gesorgt. Dass ich da nicht überlegen musste, ist wohl selbstverständlich!
Übrigens ist mir neulich beim Holzhacken noch ein alter Spruch eingefallen, mit dem ich hier schließen will:
Dat Holt ritt, as de Vagel schitt! Heißt: Das Holz reißt von oben nach unten!
Danke und seid beide herzlich gegrüßt von Gil.

Antwort geändert am 14.04.2023 um 17:01 Uhr
Jo-W. (83)
(14.04.23, 10:41)
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 GastIltis schrieb daraufhin am 14.04.23 um 13:15:
Lieber Freund Jo,
gut, dass du mich vermisst hast. Dabei war ich eigentlich gar nicht richtig weg! Vor Ostern waren meine Enkel hier; da schläft immer einer im Wechsel mit dem anderen unter dem Schreibtisch, sodass ich zum PC keinen Zugang habe.
Und ich bin ja sowieso nur Gast! Nicht zu Hause, bei KV! Dann war ich noch auf meinem Wochenenddomizil, mein Holzstapel ungehackten Holzes war zusammen gefallen. Da musste ich Ordnung schaffen und Holz hacken, natürlich von Hand! Versteht sich. Alles in der schönen Uckermark. Jetzt bin ich wieder da und werde sehen, was meine Freunde so tun oder lassen.
Danke und sei herzlich gegrüßt von Gil.
Jo-W. (83) äußerte darauf am 14.04.23 um 16:22:
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Taina (39)
(14.04.23, 14:55)
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 GastIltis ergänzte dazu am 14.04.23 um 16:24:
Grüß dich Tanne,
findest du? Eigentlich sollen die eingestreuten Brocken Platt den Text, der ja gar nicht so ernst gemeint ist, noch mehr auflockern als zuvor!
Bei dir im Süden kommt der Wind doch gar nicht an, höchstens mit Streicheleinheiten.
Herzlich Gil.
Taina (39) meinte dazu am 14.04.23 um 21:03:
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 Didi.Costaire (14.04.23, 18:22)
Moin Gil,

ick ward wull wiederhen computen
und gehe lever nich nach buten.

Kommodige Grötens,
Dirk

 GastIltis meinte dazu am 14.04.23 um 21:25:
Wo büst du rinner kamen?

Wo Deuwel! Dreigen mi min Ogen?
Wo, is dat nich Dirk Fidelbogen?
Na, Brauder! Ok en beten hier?
Komm, sett di dal un drink mal Bier.

Lat di dat gaud gan all de Tit.
Un kümmst du wedder, segg Beschied.

Gil.

 Saira (15.04.23, 10:52)
Wenn he störmt un heult, de Wind
denn gah na binnen, mien Kind.
Dat Deepdruckrebeet heet Fiete Wüst,
dat dör de Lannen düüster düst.
 
Hool di fuchtig, lever Gil, egaal waarher de Wind ok tusen deit.
 
Hartlik Gröten
Sigi

 GastIltis meinte dazu am 15.04.23 um 15:19:
Danke liebe Sigi,
ich muss, von einigen eingestreuten Floskeln mal abgesehen, immer beim Schreiben die Bücher meines Vaters von Fritz Reuter zu Rate ziehen, wobei ich zum Glück alles gut lesen und verstehen kann. Von wann die Bücher sind, ist leider nicht feststellbar, da ich sie aber neu binden lassen habe, sind sie in einem perfekten Zustand. Schade, dass die nachfolgende Generation die Schrift nicht mehr lesen kann.
Sei von Herzen gegrüßt, lütt Deern, vom ollen Gil.

 TassoTuwas (15.04.23, 14:42)
Bester Gil,

bleib mir vom Leibe mit dem Wind
wo immer ich mich auch befind
er weht mit Macht mir vor den Bug
selbst wenn ich wilde Haken schlug
zum Beispiel auf dem Nordseedeich
so dreht der Mistwind sich sogleich
natürlich kräftig wieder gegen mich
ich ruf "Was hab ich dir getan sprich"
dann pfeift er mir etwas auf Platt
ich sag es dir - ich hab es satt!

Ich weiß, es ist in den Wind gesprochen.
Gruß TT

 GastIltis meinte dazu am 15.04.23 um 15:34:
Mein lieber Tasso, was ist der Sturm gegen das wahre Leben?

Was heißt denn Wind, mein Freund, Orkan!
Und der bläst ganz genau nach Plan!
Du weißt, die Planwirtschaft im Osten,
da kommt er stets auf seine Kosten.
Wo er zerstören soll, zerstört er,
und wo er hören soll, da hört er
wahrscheinlich auf die Direktiven:
Ab Stärke zwölf lässt sich verbriefen,
dass, was nicht döpfnert und schlesingert,
uns unsern schlechten Ruf verringert!

Nichts ist in den Wind gesprochen.
Danke und sei herzlich gegrüßt von Gil.

 AlmaMarieSchneider (15.04.23, 23:14)
Ich finde gerade das "platt" sehr schön. Es lockert schon auf.

Liebe Grüße
Alma Marie

 GastIltis meinte dazu am 16.04.23 um 14:29:
Liebe Alma Marie,
Schön, von dir etwas zu lesen. Du bist ja auch eine Freundin des heimatlichen Dialektes, mit dem ich leider so gut wie nicht zurecht komme. Ja, das Platt lockert auf, sollte es auch und damit dem Gedicht einen smarten Anstrich verleihen.
Danke und sei vielmals gegrüßt von Gil.
(Ich hoffe, dir geht es gut!)

 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 17.04.23 um 14:39:
Danke ja, Gil es geht mir gut.  :)
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