Telefon (Zeilen II)
Gedicht
von JohannPeter
Kommentare zu diesem Text
Auge in Auge sah ich dich
die Hände sprachen lauter
als dein Mund
die Hände sprachen lauter
als dein Mund
Hände sprechen manchmal eine deutlichere Sprache.
Am Telefon fehlt mir diese Sprache oft. Auch die Augensprache.
wo jede Nähe
sich im Kabelschacht
verliert.
sich im Kabelschacht
verliert.
Herzliche Abendgrüße
Alma Marie
Verlo (65) meinte dazu am 12.05.23 um 22:44:
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Mein verstorbener Mann hat sich das für seine Enkel eingerichtet, da war dann oft recht Halligalli.
Du hast da recht mit Deiner Aussage lieber Verlo, es war wirklich so als säßen sie im gleichem Raum.
Liebe Grüße
Alma Marie
Du hast da recht mit Deiner Aussage lieber Verlo, es war wirklich so als säßen sie im gleichem Raum.
Liebe Grüße
Alma Marie
Ist es nicht doch auch ein Stück Täuschung? Wenn das Videobild sich schließt, ist derselbe Effekt möglich, wie in der Telefonzelle: ob Kabelschacht oder WLAN - das macht keinen Unterschied. Nähe und Distanz sind nicht medial relativierbar. Marshall McLuhan, der Kommunikationsguru, meinte per Buchtitel "Das Medium ist die Botschaft" (gibt zu dem Titel noch eine witzige Anekdote, die die Aussage sehr schlüssig zuspitzt). Man kann per Medium - ob Rauchzeichen oder Bluetooth - Gefühle anzeigen, wirklich vermitteln kann man sie medial nicht. Bei medialer Vermittlung ist das Gefühl des Empfängers ist in erster Instanz immer nur seins und - mangels Nähe - nicht teilbar.
Antwort geändert am 13.05.2023 um 10:12 Uhr
Antwort geändert am 13.05.2023 um 10:13 Uhr
Bei medialer Vermittlung ist das Gefühl des Empfängers ist in erster Instanz immer nur seins und - mangels Nähe - nicht teilbar.
Das Videobild verhindert vielleicht Mißverständnisse, weil man sein Gegenüber sieht.
Tatsächlich, liebeAlmaMarie, ist das Mißverständnispotenzial bei Geschriebenem am größten. Was vielleicht Segen von z.B. Gedichten sein kann, ist im zwischenmenschlichen Umgang nicht selten Verhängnis. Von Angesicht zu Angesicht (Video) reden zu können, ist zweifellos ein Vorteil, dennoch vermitteln sich subtilere, atmosphärische Momente - das Ambiente eines Raumes, das Rascheln von Blättern in Bäumen usw. - auch damit nur höchst fragmentarisch bis gar nicht. Und wie sehr - das wissen wir doch - haben sie Einfluß auf Gespräch und Verstehen.
Die letze Strophe gefällt mir am besten:
Das berührt mich sehr.
LG
Patrick
Und häng mit dem verstummten Hörer
ein Stück Leben auf
ein Stück Leben auf
Das berührt mich sehr.
LG
Patrick
Danke, Patrick. Freut mich, wenn mein Text dir etwas Interessantes/Wichtiges/Berührendes vermitteln konnte.
LG retour - Reinhard.
LG retour - Reinhard.
Ich finde es auch so gut, weil mit dem "aufhängen" eine untergründige Ahnung an den Suizid mitschwingt.
LG
Patrick
LG
Patrick
Das kann man so assoziieren, mir war als Bild - neben dem Telefonhörer - auch eine Jacke oder Mantel im Sinn. Weghängen eben, wie man etwas für den nächsten Moment Überflüssige an der Garderobe abgibt. Das ist evtl. nicht so dramatisch wie aufhängen, aber womöglich aufgrund der Banalität noch einen Tick fataler in seiner Tristesse.
Klar, aber du weißt ja, Gedichte entwickeln immer auch ein Eigenleben. Man entlässt sie in die Welt und sie gehören einem nicht mehr.
Keine Frage, das ist ja auch immer Maß und Zeichen ihrer Qualität. Und wo sich die Radikalität der Jugend mit der Stoik des Alters messen kann... - was wolle man mehr...